Kaffee trinken, Feiern, Filme schauen: „Machen-wir-was“ bringt Menschen mit und ohne Behinderung zusammen.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

S-Süd - Dass Menschen mit und ohne Behinderung zusammen in die Oper gehen, bei einem Kaffee über Gott und die Welt plaudern und feiern bis zum Morgengrauen, wird von der Plattform „Machen-wir-was!“ vorangetrieben. Die Online-Börse, die vom Sozialamt Stuttgart ins Leben gerufen wurde, ist Ansprechpartner für Menschen mit und ohne Behinderung und bringt zusammen, was zusammen gehört. Und das ganz und gar nicht doppeldeutig. „Wir haben auf die Formulierung ‚Freizeit-Pärchen‘ verzichtet. Wenn zwei, die ihre Freizeit gemeinsam gestalten wollen, sich über unsere Plattform finden, nennt sich das Tandem“, so die Projektmitarbeiterin Katharina Kulakow.

 

Die 27-jährige Studentin ist seit zwei Jahren im Team vom Projekt „Machen-wir-was!“ aktiv – eine Arbeit, die ihr zusätzlich Stoff für ihre Masterthesis liefert. In der aktuellen Projektphase gehe es vorwiegend darum, auf die Plattform aufmerksam zu machen. Denn bislang sind mehr Mitglieder mit Behinderung angemeldet als ohne. „Da herrscht momentan noch ein Ungleichgewicht, deshalb möchten wir mehr Menschen erreichen“, so die gebürtige Heidelbergerin, die im Stuttgarter Süden lebt.

Die Nachbarschaft zusammenbringen und die Inklusion vorantreiben

Katharina Kulakow, die ebenfalls beim Projekt „Deine Straße“ mitmischt, ist begeistert von den Reaktionen auf „Machen-wir-was!“. Sie will das Inklusionsprojekt weiter vorantreiben und damit auf kreative Weise Gutes tun – das wollte sie schon während ihres Masterstudiums „Elektronische Medien“ an der Hochschule der Medien Stuttgart. Denn ihr Ziel sei es nie gewesen, in die Werbung zu gehen und ein Produkt zu verkaufen, hinter dem sie gar nicht steht, sondern vielmehr ein Projekt zu pushen, mit dem man Menschen helfen kann. „Mir wurde immer mehr bewusst: Ich will etwas bewegen“, betont die engagierte Stuttgarterin – auch wenn ihr die Formulierung selbst ein bisschen zu bedeutend ist. Für Katharina Kulakow sei es einfach schön zu sehen, dass Marketing auch anders genutzt werden kann und so einen kreativen Platz in sozialen Projekten findet: „Also nicht nur: Kauft das, sondern: Schaut mal, das Projekt hier ist doch ganz cool, hättet ihr nicht Lust da mitzumachen?“ Das komme viel zu kurz im „Irgendwas-mit-Medien“-Studium.

Inklusion muss modern aufbereitet werden

„Vor allem was Inklusion angeht, muss etwas getan werden“, findet Katharina Kulakow. Ein weitgefächertes Thema, das laut ihr leider etwas „angestaubt“ ist. Deshalb sei es an der Zeit, es modern aufzubereiten. Die Tandems sind in diesem Sinne ein erster Schritt. Und das regelmäßige Treffen der Tandempartner ist bisher eine Bereicherung für beide Seiten. „Klar, haben Menschen mit Behinderung da einen größeren Bedarf, weil sie meist in Gruppen unterwegs sind“, sagt sie. Sie rät jedoch zu einer wechselnden Sichtweise: „Man darf das Tandem nicht als klassisches Ehrenamt ansehen, sondern als gemeinsame Freizeitgestaltung mit einem Freund oder einer Freundin.“ Das Projekt „Machen-wir was!“ sei, einfach gesagt, ein unkompliziertes, kostenloses Angebot, bei dem zwei Personen gemeinsam etwas unternehmen, was für beide in Ordnung ist.