Seit vier Jahrzehnten kümmern sich Sozialpädagogen in Feuerbach um die Probleme des Nachwuchses.

Feuerbach - Die Mobile Jugendarbeit hat am Freitag ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Im Saal des Freien Musikzentrums war an diesem Nachmittag viel Lob für die Arbeit der vergangenen vier Jahrzehnte zu hören. Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer und Bezirksvorsteherin Andrea Klöber ließen es sich nicht nehmen, an den Feierlichkeiten teilzunehmen und den Mitarbeitern der Mobilen Jugendarbeit zu danken. Monsignore Oliver Lahl verglich die Institution in seinem Grußwort mit dem Hirten, der 99 Schafe zurücklässt, um sich auf die Suche nach dem einen Schaf zu begeben, das nicht alleine zurecht kommt.

 

Aber es waren letztendlich die Geschichten der jungen Erwachsenen, die am besten aufzeigten, wie immens wichtig die Arbeit der Mobile Jugendarbeit ist: Monja ist 23 Jahre alt. Sie sitzt gemeinsam mit einigen ihrer Freundinnen aus alten Tagen in der ersten Reihe. Sie nimmt all ihren Mut zusammen und betritt die Bühne. Es ist ihr wichtig, vor allem Yasemin Mengüllüoglu zu danken. Zu der Teamleiterin der Mobilen Jugendarbeit in Feuerbach hat Monja ein sehr gutes Verhältnis. „Wir haben viele Gespräche geführt – über Jungs, die Liebe, Freunde, Streit und Alkohol. Vor allem aber über die damals schwierige Situation bei mir zuhause.“ Als 16-Jährige wollte Monja endlich ausziehen, nachdem sich die Lage daheim immer weiter zugespitzt hatte. Doch das Jugendamt habe sie nicht alleine wohnen lassen. Yasemin habe ihr geholfen und für sie einen Platz in einer betreuten Wohngruppe gefunden. „Damals hat für mich ein neuer Lebensabschnitt begonnen“, sagt die heute 23-Jährige und kann ihre Tränen nicht mehr verstecken. Monja und Yasemin fallen sich um den Hals.

Viele Einbrüche und Autodiebstähle Anfang der 1970er

Und da ist auch noch Yasin. Er scheint überhaupt kein Lampenfieber zu haben. Er singt und kann die Zuhörer mit seinem Auftritt begeistern. Der Feuerbacher mit marokkanischen Wurzeln hat an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart studiert und sehr gute Erinnerungen an die Mobile Jugendarbeit. Er sei oft im Jugendhaus gewesen und dankbar dafür, was für ihn und alle anderen Jugendlichen damals getan wurde. Heute kann er überzeugt sagen: „Du musst kämpfen, um deine Träume zu erreichen.“

Mehr über die Arbeit und Historie der Mobilen Jugendarbeit in Feuerbach konnten die Gäste am Freitag anhand einer Fotoausstellung sehen. Auf einer der Stellwände war dort auch etwas über die Anfänge der „Sozialen Jugendarbeit“ im Stadtbezirk zu erfahren. Anlass für die Gründung der Mobilen Jugendarbeit seien die vielen Einbrüche und Autodiebstähle Anfang der 1970er Jahre in Feuerbach gewesen. Im Verdacht seien damals Jugendliche aus dem Gebiet Föhrich gestanden – einem zu dieser Zeit unterprivilegierten Wohngebiet mit kinderreichen Familien und einem großen Anteil an Sozialhilfeempfängern.

Die katholische und evangelische Kirchengemeinde wollten etwas tun und stießen den Gründungsprozess der Mobilen Jugendarbeit an. Im Sommer 1974 begannen schließlich zwei Mitarbeiter mit ihrer Arbeit und nahmen Kontakt mit den Jugendlichen im Föhrich auf. Gespräche wurden geführt, Vertrauen wurde aufgebaut. Es entstanden Kinder-, Jugend- und Müttergruppen. Ein Spielplatz wurde gemeinsam umgestaltet. Es gab Freizeiten, Feste und Ausflüge. Eine Jugendfarm wurde an der Föhrichstraße gegründet. Die Arbeit trägt Früchte – bis heute. Das kann auch Andrea Klöber bestätigen: „Ihre Arbeit kommt in Feuerbach an und wird zudem auch gut angenommen.“