Seit zehn Jahren gibt es Schulsozialarbeiter an der Waldschule. Aber was bitteschön haben Sozialarbeiter an der Degerlocher Privatschule zu tun? Einiges, wie die Dienstälteste Petra Winchester versichert.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Degerloch - Da machen sogar die Hausaufgaben Spaß. Dieser Eindruck bleibt nach dem elfminütigen Video, in dem Schüler erklären, was ihnen an der Schulsozialarbeit besonders gut gefällt. Gezeigt worden ist das Filmchen am vergangenen Mittwoch bei der Feier anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Schulsozialarbeit an der Degerlocher Waldschule.

 

Auch an der Waldschule ist nicht alles rosig

Schulsozialarbeit – bei diesem Begriff denken nach wie vor viele sofort an Brennpunkt, Gewalt auf dem Schulhof und Probleme. Doch was bitteschön hat das mit der Degerlocher Privatschule zu tun?

Petra Winchester kennt die Antwort. Sie ist seit neun Jahren als Schulsozialarbeiterin an der Waldschule. Die Aufgabengebiete haben sich in den vergangenen Jahren ziemlich verändert. Die Zeiten, in denen Schulsozialarbeit gleich Hauptschule ist, sind vorbei. Und das nicht nur, weil es in Stuttgart keine Hauptschulen mehr gibt. Längst sind Schulsozialarbeiter auch an Gymnasien in der Stadt zugange. Selbst an beschaulichen Schulen wie der Waldschule läuft nämlich nicht alles nur rosig. „Wir haben halt andere Konflikte“, sagt Petra Winchester. Schlägereien seien eher die Ausnahme, „dafür gibt es subtile Gewalt, Gehänsel und Geärgere“.

Die Schulsozialarbeiter hören zu. Wenn sich Mädchen zu dick finden, wenn sich Jungs ausgeschlossen fühlen, weil sie nicht in den tollsten Turnschuhen der Welt daherkommen oder keine Spielekonsole daheim haben. Manche fühlen sich auch einfach allein. „Den Kindern fehlt oft ein Ansprechpartner“, sagt Petra Winchester. Das versuchen sie so gut wie möglich auszugleichen. Vor zehn Jahren schloss die Schultür um 15.30 Uhr, heute sind manche Waldschüler bis 17 Uhr da.

Petra Winchester und ihre Kollegen sind also viel mehr als Streitschlichter und Kummerkasten. Sie sind vor allem eines: für die Kinder und Jugendlichen da. In den Pausen und nach der Schule warten sie im Schülercafé auf die Jungen und Mädchen. Sie backen zusammen Waffeln, zocken zusammen Brettspiele, erledigen die Hausaufgaben zusammen, basteln gemeinsam ein Weihnachtsgeschenk für die Eltern, das Zauberwort ist stets „zusammen“. Denn die Schulsozialarbeiter, die Lehrer und der Schulleiter Kai Buschmann sind überzeugt: Das Miteinander stärkt den Teamgeist und erstickt viele Konflikte gleich im Keim.

Die Arbeit geht nicht aus

Vor zehn Jahren begann die Schulsozialarbeit an der Degerlocher Privatschule mit einer Teilzeitstelle, heute hat Petra Winchester drei weitere Vollzeitkollegen. So viele Sozialarbeiter können sich freilich nur wenige Schulen leisten. Doch auch wenn sie personell vergleichsweise gut ausgestattet sind, die Arbeit geht auch ihnen nicht aus. „Wir sind froh, dass nicht immer alles gleichzeitig passiert“, sagt die Dienstälteste Petra Winchester.

Wäre das Schülercafé länger als bis 17 Uhr geöffnet, es gäbe mit hoher Wahrscheinlichkeit Kinder und Jugendliche, die dann noch da wären – weil sie sich so wohlfühlen, wie Petra Winchester sagt. Aber irgendwann muss auch mal Schluss sein, um 17 Uhr hat sie eben Feierabend. Dann schlüpft die Sozialarbeiterin in ihre Jacke und läuft mit den Verbliebenen zusammen zur Stadtbahn.