Von den 25 Kandidaten für die Sozialbürgermeisterstelle sind noch vier übrig – ein Favorit ist nicht dabei.

Göppingen - Seit Wochen wird hinter den Kulissen im Göppinger Rathaus diskutiert, verhandelt und taktiert. Immerhin geht es um die Frage, wer die Nachfolge der beliebten Sozialbürgermeisterin Gabriele Zull antreten wird, die im November als Oberbürgermeisterin nach Fellbach (Rems-Murr-Kreis) gegangen ist. Seit einer nicht-öffentlichen Vorstellungsrunde im Gemeinderat am Donnerstagabend dreht sich das Kandidatenkarussell noch etwas schneller, denn nun ist klar, wer von den anfangs 25 Bewerbern in zwei Wochen zur öffentlichen Vorstellung und der anschließenden Wahl in den Gemeinderat eingeladen wird. Zu dem Termin waren sechs Bewerber eingeladen. Einer hat einen so schlechten Eindruck hinterlassen, dass die Stadträte einstimmig beschlossen, ihn nicht mehr einzuladen, ein anderer hat am Freitagnachmittag kurzfristig zurückgezogen, weil er keine Chance mehr für sich sieht, gewählt zu werden.

 

Unter den vier verbliebenen Kandidaten ist kein Favorit auszumachen. Es gilt als beinahe sicher, dass keiner es schaffen wird, im ersten Wahlgang mehr als die Hälfte der Stimmen zu erreichen. Die beiden Kandidaten mit dem besten Ergebnis werden deshalb wohl zu einer Stichwahl antreten müssen. Wie diese ausgeht ist völlig offen, denn die Hälfte der Stadträte, nämlich die Mitglieder der CDU- , der FWG- und der Lipi-Fraktion haben keinen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt und legen sich vorab auch nicht fest, wie sie abstimmen werden. „Wir haben den Vorteil, dass wir wirklich den besten wählen können und dabei wird sicherlich auch eine Rolle spielen, wie sich die Bewerber in der letzten Runde präsentieren“, sagt der CDU-Chef Felix Gerber.

Bettina Wilhelm ist in der Region bekannt

Bettina Wilhelm, die Sozialbürgermeisterin von Schwäbisch Hall, ist das bekannteste Gesicht im Feld. Sie war als parteilose Bewerberin der SPD bei der Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart gegen Fritz Kuhn angetreten – mit bekanntem Ausgang. Außerdem hat die 52-Jährige unter anderem als stellvertretende Fachbereichsleiterin für bürgerschaftliches Engagement und Gleichstellungsbeauftragte in Ludwigsburg und als Leiterin des Geschäftskreises Soziales und Kultur in Kirchheim (Kreis Esslingen) gearbeitet. In Schwäbisch Hall läuft ihre Amtszeit bald aus, weitermachen kann Wilhelm dort nicht, weil die Sozialbürgermeisterstelle einer Umstrukturierung im Rathaus zum Opfer gefallen ist. Wilhelm tritt als Kandidatin der SPD an.

Im Kreis Göppingen und in der Stadt sehr bekannt ist die zweite Kandidatin Ulrike Haas. Derzeit leitet die 51-Jährige bei der Stadt das Referat Kinder und Jugend, früher hat sie als Jugendhilfeplanerin im Landratsamt gearbeitet. Haas ist auch für ihr kulturelles Engagement bekannt. Als Mitglied des Frauenterzetts Dreist steht sie auch selbst immer wieder auf der Bühne, als langjährige Kommunalpolitikerin der Grünen ist sie es gewohnt, im Plenum – sei es im Kreistag oder dem Eislinger Gemeinderat – zu sprechen und Kompromisse mit anderen Fraktionen auszuhandeln. Haas tritt mit der Unterstützung der Grünen an.

Almut Cobet will nicht aus Stuttgart wegziehen

Almut Cobet war vor ihrer Kandidatur in Göppingen eine Unbekannte. Die Parteilose wird von der FDP unterstützt. Zurzeit leitet die 43-jährige Historikerin den Fachbereich Kultur, Soziales und Bildung in Kirchheim, zuvor war sie unter anderem in Pforzheim für die strategische Sozialplanung zuständig. Cobet hat bereits angekündigt, nicht nach Göppingen ziehen zu wollen, falls sie gewählt werde. Sie plant von Stuttgart-Botnang aus zu pendeln. Das hat einigen Stadträten – trotz des guten Eindrucks den sie ansonsten hinterlassen hat – missfallen. Trotzdem loben viele ihre sympathische Art und ihren gesunden Pragmatismus. Ihre politische Richtung sei als sozialliberal einzustufen.

Der Jurist Holger Albrich ist zurzeit im Sozialministerium in Stuttgart tätig. Vor vier Jahren hat er in Schwieberdingen letztlich vergeblich als Bürgermeister kandidiert. In Aalen galt er im vergangenen Jahr schon als neuer Sozialbürgermeister, doch am Ende übertrumpfte ihn ein Konkurrent mit zwei Stimmen. Eine Gemeinsamkeit mit Bettina Wilhelm, die sich vor einigen Jahren vergeblich um den Oberbürgermeisterposten in der Stadt beworben hatte. Zu den weiteren Stationen auf seinem Lebensweg gehören eine Zeit bei der Europäischen Kommission, wo er sich mit dem Thema Medienrecht befasste, sowie bei der Landesanstalt für Kommunikation und bei der Sozialkasse der Bauwirtschaft in Wiesbaden. Albrich sieht die Stadt Göppingen sozial und kulturell gut aufgestellt. „Ich möchte die gute Arbeit als Partner der ,Kümmerer’ und der Vereine fortsetzen“, erklärt er.