Lange hat Zuckerberg sich von der Börse ferngehalten, jetzt gibt der Facebook-Gründer seine Zurückhaltung offenbar auf. Ein Börsengang hätte aber Risiken.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Washington - Die USA könnten Anfang des kommenden Jahres vor einem der größten Börsengänge ihrer Geschichte stehen. Nach Informationen der Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" bereitet die Internetplattform Facebook bereits einen entsprechenden Antrag bei der US-Börsenaufsicht SEC vor. Das 2004 gegründete und seither rasant expandierende soziale Netzwerk hat sich bisher sein Kapital außerhalb der Börse geholt. Zuletzt waren es Anfang dieses Jahres 1,5 Milliarden Dollar unter der Federführung der Investmentbank Goldman Sachs.

 

Nun aber habe Facebook-Gründer Mark Zuckerberg seine Zurückhaltung gegenüber dem Börsengang aufgegeben, schreibt das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Unternehmenskreise. Aufgrund der bisherigen Nachfrage nach den wenigen Unternehmensanteilen, die außerbörslich auf dem Markt sind, wird der Börsenwert von Facebook auf rund 100 Milliarden Dollar (etwa 75 Milliarden Euro) geschätzt.

Damit würde die Firma etwa gleichauf mit dem Internethändler Amazon liegen. Facebook könnte somit mit einem Barerlös von rund zehn Milliarden Dollar rechnen. Dies wäre ein Vielfaches dessen, was das Internet-Suchportal Google im Jahr 2004 bekam, als knapp zwei Milliarden Dollar in die Kasse flossen. Googles anfänglicher Börsenwert lag bei 23 Milliarden. Ein Börsengang von Facebook wäre damit nicht nur der größte des Internetzeitalters, sondern einer der größten der USA.

"Facebook spielt in einer eigenen Liga"

Mehr Geld eingebracht haben nur Aktienausgaben der Kreditkartenfirma Visa, des Autoherstellers General Motors oder der Telefongesellschaft AT&T. Facebook selbst wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Die Börsenpläne stehen in einer Reihe mit anderen US-Internetfirmen, die Marktbeobachter von einem zweiten Internetboom an den Finanzmärkten sprechen lassen. Jüngste Börsengänge aus der Branche ergeben allerdings ein gemischtes Bild.

So sind etwa die Aktien des erst Anfang November an die Börse gegangenen Schnäppchenportals Groupon nach einem Höhenflug am Ende des Monats wieder um die Hälfte eingebrochen. Facebook spielt allerdings in einer eigenen Liga. Allein seit Februar 2010 hat sich die Zahl der Nutzer von 400 auf 800 Millionen weltweit verdoppelt. Im nächsten Jahr könnte Facebook nach Schätzungen der Werbefirma E-Marketer seinen Anteil am Internet-Anzeigenaufkommen in den USA schon auf etwa ein Fünftel steigern.

Für Inserenten ist Facebook im Vergleich etwa zur Suchmaschine Google deshalb interessant, weil die Nutzer dort deutlich mehr Zeit verbringen. Der Jahresumsatz liegt heute bei etwa vier Milliarden Dollar. Angaben über den Gewinn macht Facebook nicht. "Wir glauben, dass Facebook im Jahr 2015 schon 234 Milliarden Dollar wert sein wird - und diese Schätzungen sind konservativ", sagte Lou Kenner der Direktor der Börsenfirma Wedbush Securities, der einer der ersten auf Facebook angesetzten Börsenanalysten war, dem "Wall Street Journal": "Facebook schafft heute Gewinnmargen von 50 Prozent."

An Bill Gates kommt Zuckerberg noch nicht heran

Facebook könnte höchstens durch die eigene Arroganz, etwa bei der laxen Haltung zum Schutz der Privatsphäre, ausgebremst werden, sagt der Internet-Sicherheitsexperte Christopher Soghoian von der Universität Indiana: "Die Leute vertrauen Facebook nicht. Sie benutzen die Plattform, weil sie es müssen."

Sollten die Schätzungen zur Bewertung des Unternehmens zutreffen, wären nach einem Börsengang die von Mark Zuckerberg gehaltenen Aktienanteile 24 Milliarden Dollar wert. Bis zur Spitze der Internet- und Computermilliardäre wäre Zuckerberg damit noch nicht vorgestoßen. Microsoft-Gründer Bill Gates hat nach jüngsten Schätzungen ein deutlich mehr als doppelt so hohes Vermögen.