Nach dem Aus für das Sozialdezernat auf dem ehemaligen Krankenhausgelände in Waiblingen wählt eine Jury den Favoriten aus neuen Architektenentwürfen aus.

Waiblingen - Mehr Wohnungen für Waiblingen: Weil der Landkreis nicht wie eigentlich geplant ein Sozialdezernatsgebäude auf dem ehemaligen Krankenhausareal bauen will, stehen dort 6600 Quadratmeter als zusätzliche Fläche für den Wohnungsbau bereit. Eine sechsköpfige Jury unter dem Vorsitz des Architekten Hans-Dieter Kaiser hat am Mittwoch aus drei Entwürfen ihren Favoriten ausgewählt, den die Kreisbaugruppe von Mitte 2018 an umsetzen will.

 

Der Siegerentwurf stammt von dem Stuttgarter Architekturbüro Ackermann+Raff, das im Jahr 2015 schon zwei weitere Bereiche auf dem insgesamt 3,5 Hektar großen Areal planerisch gestaltet hat. Der nun vorgestellte Entwurf sieht vor, dass zu den anfangs geplanten 130 Wohnungen weitere 80 hinzukommen. Rund 40 davon sollen als Eigentumswohnungen verkauft werden, weitere 40 bleiben im Besitz der Kreisbaugesellschaft. Die Stadt Waiblingen sichert sich für diese Wohnungen für die Dauer von 30 Jahren die Belegungsrechte, um das Angebot an kostengünstigem Wohnraum zu vergrößern.

Oberbürgermeister sieht Winnender Straße nicht nur als Lärmquelle

Die Mietwohnungen sind in Gebäuden entlang der Winnender Straße untergebracht, die – so ist in den Erläuterungen der Jury zu lesen – „den Verkehrslärm ins Quartier abschirmen“. Die Winnender Straße als Lärmquelle – das wollte der Oberbürgermeister Andreas Hesky bei der Präsentation allerdings so nicht stehen lassen. Alle Wohnungen auf dem Gelände seien attraktiv und wertvoll, betonte Hesky: „Die Winnender Straße hat Qualität, nicht nur Lärm.“ Daher sei es gut, dass hier nicht wie zunächst geplant ein Bürotrakt entstehe. Auch der Landrat Richard Sigel betonte, das gesamte Areal weise „eine sehr attraktive und ruhige Lage“ auf.

Die westlich der Mietwohnungen gelegene Fläche für die Eigentumswohnungen hat das siegreiche Architekturbüro Ackermann+Raff nach den Worten des Jury-Vorsitzenden Hans-Dieter Kaiser mit einem „sehr differenzierten Innenleben“ ausgestattet. Zwei Haustypen mit unterschiedlichen Fassaden und Platz für sechs bis neun Wohnungen wechseln sich dort ab: das „Langhaus mit Balkonregalen“ und die Stadtvilla mit eingezogenen Loggien. Auch die Mietwohnungen bekommen verglaste Loggien, die jenen Zimmern als Schallpuffer vorgelagert sind, die in Richtung Winnender Straße gehen. In den Häusern entlang der Winnender Straße haben die Architekten obendrein einen Gemeinschaftsraum und eine Gästewohnung untergebracht. „Unsere Vorstellung ist, dass beide für alle Bewohner des Wohngebiets zur Verfügung stehen und einen Mehrwert schaffen“, erklärt der Geschäftsführer der Kreisbaugruppe, Dirk Braune.

Architekten legen großen Wert auf Freiräume

„Uns sind öffentliche Räume sehr wichtig. Deshalb entwickeln wir sie als erstes, dann erst kommen die Gebäude“, erläuterte Alexander Lange die Arbeitsweise des Architekturbüros. Das hatte einen großen „Stadtplatz“ sowie zwei kleinere im Bereich eines Kindergartens und beim Gemeinschaftsraum vorgeschlagen, um dem Quartier die Enge zu nehmen. Weil die Jury den Stadtplatz für zu groß befand, wird dieser verkleinert und teilweise bebaut. Eingeplant ist auch ein Gebäude, das temporär als Kindergarten mit drei Gruppenräumen dienen kann. Falls es dafür keinen Bedarf mehr gebe, so Alexander Lange, könnten daraus drei Wohnungen werden. Derzeit geht die Kreisbaugesellschaft davon aus, dass das Gebiet Mitte 2020 bezugsfertig ist.