Die Sozialstation hat seit Januar einen neuen Träger. Der Übergang verlief unaufgeregt.

Weissach - Viel verändert hat sich nicht. Die Gesichter sind dieselben geblieben, auch die Autos haben noch denselben Aufdruck. Nur auf den Schildern vor der Tür steht jetzt etwas anderes. Aus der „Sozialstation“ wurde die „Diakonie-Sozialstation“. Doch auch das werden wohl nur diejenigen bemerkt haben, die die Aufschrift vorher genau studiert haben.

 

So aufgeregt, wie der Wechsel der Sozialstation Weissach von der Gemeinde zu einem neuen Träger, der Samariterstiftung, im vergangenen Jahr zum Teil diskutiert wurde, so leise und unaufgeregt ging der tatsächliche Übergang letztlich vonstatten. Angebote und Mitarbeiter sind, wie von der Samariterstiftung zugesichert, die gleichen geblieben, sodass die Klienten der Station von dem Wechsel im Grunde nichts mitbekommen haben. „Erst kürzlich war ich bei einer Eisernen Hochzeit, da haben sie sich bei uns für das tolle Angebot der Sozialstation bedankt“, erzählt der Bürgermeister Daniel Töpfer und schmunzelt. „Ich sagte dann: Ich gebe es weiter.“

Der Übergang erfolgte zum 1. Januar 2017. Ein Grund, warum dieser recht unkompliziert verlief, war derjenige, dass die neue Pflegedienstleiterin Daniela Alle bereits im September ihren Dienst aufnehmen konnte, berichtet Eberhard Goll, Vorstandsmitglied in der Samariterstiftung. Die Gemeindeverwaltung blieb weiter im Boot, da letzte Formalitäten wie Abrechnungen noch ausstanden. „Jetzt stehen wir aber kurz vor dem Abschluss des Kapitels“, so Töpfer.

„Zum Übergang gab es viele Sorgen“, erinnert sich Goll. Zum Beispiel darüber, ob Leistungen gekürzt oder Mitarbeiter entlassen würden. Diese seien mittlerweile ausgeräumt. „Wer zum 31. Dezember hier war, war es auch zum 1. Januar, zu den gleichen Bedingungen.“

Raus aus den roten Zahlen

Frei von Änderungen werden die nächsten Jahre allerdings nicht bleiben, sagt Goll. Der Grund, warum die Gemeinde die Trägerschaft abgeben wollte und musste, ist immerhin derjenige, dass der Betrieb für die Alten- und Krankenpflege jährlich rote Zahlen schrieb – und das in nicht unerheblichem Maße. Zwischen 300 000 und 400 000 Euro waren es jährlich, weshalb der Gemeinderat dem Vorschlag der Verwaltung folgte, den Betrieb an einen externen Träger abzugeben (wir berichteten).

Um wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, gibt es unterschiedliche Ansätze. „Ursächlich für das Defizit war vielfach, dass einige Dinge bei den Klienten nicht angerechnet wurden“, erklärt Goll. Zum Beispiel sei es üblich, dass Investitionen wie neue Computerprogramme oder Autos auf die Kunden umgelegt werden. Das möchte die Samariterstiftung von Mai an so auch in Weissach einführen.

Ansatz: Mehr Angebote

Ein weiterer Ansatz ist das Aufstocken des Angebots. „Dabei ist natürlich immer die Frage, welche Leistungen können wir mit den Leuten, die wir haben, erbringen und ergänzen?“ Ideen sind zum Beispiel das Einrichten eines 24-Stunden-Notrufknopfs oder eine Tagespflege. „Für die Tagespflege braucht man natürlich Räume“, eine Kooperation mit Pflegeheimen wäre in diesem Zusammenhang denkbar. Nahe liegt eine Zusammenarbeit mit dem Otto-Mörike-Stift im gleichen Gebäudekomplex, das ebenfalls zur Samariterstiftung gehört. Das Café Lichtblick, ein kostenloses Angebot für Menschen mit demenzieller Entwicklung, findet künftig jede Woche statt.

Was die Basispreise anbelangt, so hätten diese auf Wunsch des Gemeinderates im ersten Jahr eigentlich unangetastet bleiben sollen. Dass es nun anders gekommen ist, lag aber nicht an der Samariterstiftung. Die Preise werden jährlich neu ausgehandelt zwischen Krankenkassen und Verbänden und gelten landesweit. „Da gab es natürlich viele Nachfragen“, berichtet die stellvertretende Pflegedienstleiterin Heidi Kost. „Wir konnten das so aber gut erklären.“

Den meisten sei zudem bewusst, sagt Töpfer, dass sie hier im Vergleich zu anderen Kommunen für relativ geringe Kosten eine sehr hohe Leistung erhalten. Diese Menschen wüssten auch, dass die Preise die Leistung abdecken müssen, „dafür gibt es schon ein Bewusstsein“.

Hintergründe

Bis 1994 war die Sozialstation Weissach in kirchlicher Trägerschaft, bevor die Gemeinde den Betrieb übernahm. Bei der Samariterstiftung handelt es sich nun wieder um eine kirchliche Stiftung. Sie betreibt an 26 Standorten im Land Einrichtungen in der Alten- und Krankenpflege. In Weissach betreibt sie das Otto-Mörike- und das Rosa-Körner-Stift.

Die freigewordenen Kapazitäten in der Verwaltung sollen nun neu verteilt werden, sagt Bürgermeister Daniel Töpfer. Die Organisation der Sozialstation war vorher auf verschiedene Schultern verteilt, der Hauptamtsleiter Achim Laidig war beispielsweise zusätzlich mit der Geschäftsführung betraut.