Hier ballt sich die Geschichte, und hier ballen sich exzellente Weingüter: Das Tal des Duero nördlich von Madrid eignet sich perfekt für eine Rundreise.

Gloria, die Bedienung, lächelt mitleidig. Was an dem Milchlamm nun das Besondere ist? „Alles an diesem Gericht ist besonders!“, sagt sie. Erstens gibt es in Kastilien grundsätzlich die schmackhaftesten Lämmer der Welt. Zweitens verfügt ihr Restaurant über den besten Holzofen, in dem diese Lämmer zubereitet werden. Und drittens werde nach einer ganz besonderen Philosophie gekocht. Beim Milchlamm müsse man immer darauf achten, die linke Schulter zu nehmen, denn das kleine Tier liegt in den ersten Wochen seines Lebens immer auf der anderen Seite. Wenn man dann noch ein weibliches Lamm erhalte, das womöglich von zwei verschiedenen Schafen Milch getrunken hat, dann komme man dem Ideal ziemlich nahe.

 

Eben genau so wie im Restaurant Asador El Lagar des Isilla. Spätestens in diesem Moment wird klar: Die Menschen in Kastilien, diesem historisch so bedeutenden Landstrich nördlich von Madrid, verstehen sich auf den Genuss. Was jeder Weinliebhaber sofort unterschreiben wird, denn durch dieses Land fließt der Duero, von hier kommen die großen Rotweine aus dem Anbaugebiet Ribera del Duero. Das Weingut Vega Sicilia liegt hier, der Hoflieferant des Königshauses, wobei das Topsegment auch aristokratische Preise aufrufen kann: Eine Flasche Vega Sicilia unico kostet schon mal über 200 Euro. So teuer ist es bei Gloria nicht. Das Restaurant bietet zudem eine gute Gelegenheit, sich mit dem Weinausbau der Region vertraut zu machen. Im historischen Gebäude darf der Tourist durch den Keller wandeln. Sechs Kilometer lang sind die Gänge zwölf Meter unter dem Lokal, sehr eng geht’s hier zu. Früher war die Kühlung bei der Weinbereitung schwer.

Perfekte Mischung: guter Wein und gutes Essen

Also haben die Spanier tiefe Löcher gegraben, in denen sie Wein produzierten. Dadurch war der Traubenmost bei der Vergärung kühler, was für schmackhaftere, fruchtigere Weine sorgte. Milchlamm linke Schulter und dazu ein roter Ribera del Duero - hier lässt es sich aushalten. Die Hochebene in der Region Kastilien und León liegt ungefähr zwei Autostunden von Madrid entfernt. Die Hälfte aller kulturhistorisch wichtigen Gebäude Spaniens soll in diesem Gebiet liegen. Die vielen Schlösser und Burgen in den Dörfern geben ein steinernes Zeugnis. Für den Touristen ergibt das eine perfekte Mischung: guter Wein, gutes Essen, eine spannende Landschaft in über 800 Meter Höhe und viel Geschichte. Mit dem Auto (Mietwagen) darf der Tourist hier entlang der Ruta del Vino, der Weinstraße, die Landschaft auf eigene Faust erkunden. Wobei man sich treiben lassen kann, ein bisschen Planung allerdings nicht schadet.

Vor allem bei den Weingütern empfiehlt es sich natürlich, telefonisch Termine auszumachen, alles vorzubereiten. Geschichte ist das eine, die moderne Weinproduktion das andere. Perfekt lässt sich dies auf dem Weingut Buezo erfahren. Der Betrieb wurde erst vor zehn Jahren erbaut, nach den neuesten önologischen Grundsätzen. Es dürfte in Deutschland nur wenige Weingutsbesitzer geben, die angesichts dieser Perfektion nicht vor Neid erblassen würden. Der futuristische Bau steht mittendrin zwischen den Reben, die ebenfalls neu angelegt worden sind. Die Wege nach der Ernte in die Kellerei sind deshalb dementsprechend kurz, was angesichts der Temperaturen in Spanien sehr wichtig ist, schnelle Verarbeitung ist das Gebot. Alles ist Handarbeit. Die gesamte Anlage ist nach dem Prinzip der Schwerkraft ausgerichtet, kein Most muss gepumpt werden, die Gärtanks entsprechen den modernsten Ansprüchen, um eine kühlere Vergärung zu gewährleisten.

Der Keller ist sehr gut sortiert

Kurz: Alle Attribute, die Winzer in der Regel als Argumente für eine bessere Qualität heranziehen, sind hier gegeben. Ob das nun eine Nummer zu viel Perfektion ist, darf der Kunde selbst entscheiden. Gesehen haben sollte ein Weinliebhaber eine solche Anlage aber schon. Entlang der Weinstraße stehen viele solcher moderner Weingüter, für Freunde des guten Geschmacks gibt’s aber auch andere Optionen. Zum Beispiel das Weinmuseum in Peñafiel, auf einer Burg aus dem 11. Jahrhundert. Im Castillo-Museo del Vino erfährt der Gast alles über die Geschichte des Weinbaus in der Region, die Rebsorten und die Anbaugebiete. Wer ordentlich plant, erhält auch eine Weinprobe. Wer nicht so gut plant, kann allerdings auch einfach im Dorf unten in den Weinladen El Rastrillo gehen. Der Keller ist sehr gut sortiert mit Flaschen aus dem Ribera del Duero angeht. Und wenn der Chef dann noch Käse auspackt, ist der Tag dein Freund.

Dass sich der Wein in Spanien entwickelt hat, findet auch Gustavo Calvo. In seinem Weinladen Señorita Malauva in Valladolid schwärmt er von seiner Region: „Wir sind die einzige Stadt, in der gleich fünf Herkunftsbezeichnungen aufeinandertreffen“, sagt Calvo, „wir haben hier einfach den besten Weißwein der Welt!“ Zum einen wegen der Vielfalt der Böden, zum anderen sorge der Wechsel von heißen Tagen und kalten Nächten für die entscheidende Spannung. „Temperaturunterschiede wie in Deutschland!“, sagt Calvo. Auf der Route entlang der Reben trifft man übrigens nicht nur auf schwärmende Patrioten, sondern auch auf lauschige Gemeinden wie Atauta, wo man die ursprünglichen Stollen bewundern kann, in die die Weinbauern ihre Trauben gebracht haben. Auf dem Weg durch die Hochebene kommt man in Gemeinden wie Tordesillas, wo einst die neue Welt von Afrika bis Indien auf päpstlichen Befehl hin zwischen Spaniern und Portugiesen aufgeteilt worden ist. In Ayllón wähnt man sich im Dorf der glorreichen Sieben, dem Westernklassiker, in Lerma darf man im Palast mitten im Dorf übernachten. Kirchen und Klöster allein wären einen Urlaub wert - auch ohne Weinstraße. Nur in einem Punkt muss der Tourist aufpassen: Er sollte nicht immer die Empfehlung des Chefs bestellen. Denn sonst kann es in dieser Gegend schon mal passieren, dass man an fünf Abenden in Folge ein wunderbar zartes Milchlamm serviert bekommt.

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Infos zu Kastilien

Anreise
Direktflüge von Frankfurt nach Madrid mit verschiedenen Fluglinien, zum Beispiel mit Lan Airlines ( www.lan.com ) für rund 200 Euro. Mit Lufthansa ( www.lufthansa.com ) von Frankfurt aus direkt für rund 300 Euro. Von 26. Oktober an fliegt Iberia ( www.iberia.com ) für ungefähr 150 Euro direkt von Stuttgart, jeden Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag um 19.10 Uhr. Die Flugzeit beträgt ungefähr zweieinhalb Stunden.

Veranstalter
Thomas Cook bietet eine viertägige Paradores-Rundreise mit Frühstück ab 152 Euro pro Person auf der Weinroute durch die Ribera del Duero an. www.thomascook.info

Unterkunft
Spanien bietet für Übernachtungen eine sehr spezielle Option: Die staatlichen Paradores sind quasi die Kronjuwelen der spanischen Hotellerie.

Im Ribera del Duero steht zum Beispiel der Parador Lerma. Auf den Grundmauern eines Schlosses aus dem 15. Jahrhundert wurde der Palast des ersten Herzog von Lerma errichtet. Ein Monument in der Stadt, das Zentrum - und ein gigantischer Ort, um sich wie ein Herzog zu fühlen. www.parador.es/de/paradores/parador-de-lerm

Moderner dagegen der Parador in Tordesillas, am Stadtrand gelegen und mit einem wunderbaren Pool bietet auch dieses Hotel eine exklusive Option der Übernachtung. www.parador.es/de/paradores/parador-de-tordesillas

Essen
Restaurant El Patio in Ayllón, der Marktplatz dieses Dörfchens strahlt einen umwerfenden Charme aus. Das Lokal ist nicht minder anziehend mit einem herrlichen Innenhof und hervorragender Küche. www.hotelayllon.es/rest/el-restaurante

Das Restaurant mit Weingut: In der historischen Bodega Lagar de Isilla kann man nicht nur wunderbares Milchlamm essen, auch sonst schmeckt das Essen aus dem Holzofen. www.lagarisilla.es

Sehenswürdigkeiten im Ribera del Duero
Kirchen und Klöster in großer Zahl, zum Beispiel das Monasterio de Santa Clara in Tordesillas. www.tordesillas.net

Das Weinbaumusem in Penafiel useo Frida Kahlo, www.museosdelvino.es