Jetzt sind weitere junge Spanier aus der Partnerstadt Santo Domingo de la Calzada in Winnenden gelandet. Auch sie wollen beruflich durchstarten, so wie die erste Gruppe, die seit gut einem Jahr im Ländle ist.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Winnenden - Sara strahlt. „Jetzt bin ich nicht mehr die einzige Frau.“ Vor gut einem Jahr ist Sara Fernández Garcia zusammen mit fünf jungen Männern aus der Partnerstadt Santo Domingo de la Calzada nach Winnenden gekommen. Die Gäste aus dem krisengebeutelten EU-Land sprechen mittlerweile gut Deutsch, sogar etwas Schwäbisch. Sie sind bei örtlichen Arbeitgebern beschäftigt, gehen in die Lehre.

 

Am Wochenende ist nun die zweite Gruppe aus Santo Domingo im Gottesdienstraum der Paulinenpflege Winnenden offiziell in Empfang genommen worden. Die diakonische Einrichtung begleitet die Neuankömmlinge aus Spanien während ihrer mindestens drei Jahre in der Fremde. Und zu dieser zweiten Gruppe gehören zu Saras Freude auch ein paar Frauen. Sogar eine ihrer Freundinnen ist jetzt in der Stadt. Diese will Zahnarzthelferin werden. Sara arbeitete in Klinikum Schloss Winnenden.

Sara: alle haben mir immer geholfen

In seiner kurzen, weitgehend auf Spanisch gehaltenen Rede ruft der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth die alten Hasen – also Sara und ihre männlichen Kollegen – dazu auf, den Neuen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Am Rande des aufwendigen Empfangs mit Häppchen, gekühlten Getränken und Dessert erzählt Sara, was die Neuankömmlinge als aller erstes wissen wollten: Was essen die Deutschen? „Maultaschen“, habe sie geantwortet, berichtet Sara und grinst. Und ob die Deutschen offen sein? „Das kommt darauf an“. Zu ihr seien alle in der Stadt immer nett und freundlich, „alle haben mir immer geholfen“. Sara macht es ihren Mitmenschen aber auch leicht. Sie ist selbst aufgeschlossen, und sie hat ganz schnell die schwierige, fremde Sprache gelernt.

Die Maultaschensuppe, die am Abend aufgetischt wird, probieren nicht alle. Es sei doch viel zu heiß dafür, sagt einer der Neuen, der doch aus einem Land kommt, in dem es eigentlich noch viel wärmer ist als in Deutschland. Temperaturmäßig jedenfalls müssten sich alle Spanier zurzeit in Winnenden pudelwohl fühlen.

Kartoffelfest nach spanischen Vorbild

Rubén Barrio Arrea ist wie Sara seit Juni vorigen Jahres in Winnenden. Er wird Bademeister im Wunnebad und hat im ersten deutschen Winter oft sehr gefroren. Seinen langen Bart, der vor einem halben Jahr sein Gesicht wärmte, hat er mittlerweile gestutzt. Rubén will zusammen mit Andreas Rittberger vom Verband der Selbständigen (VdS) im Spätsommer in Winnenden ein Kartoffelfest veranstalten – so wie in Santo Domingo de la Calzada. In der Partnerstadt werden einmal im Jahr auf öffentlichen Flächen vielerorts Kartoffeln und Würste gekocht. Dann, erzählt Rubén, sitzen ganz viele Leute bis in die Nacht hinein zusammen, essen, trinken, reden und feiern.

Andreas Rittberger ist einer der Väter des Programms, das den jungen Spaniern in Winnenden berufliche Perspektiven bieten soll. Seine Zwischenbilanz nach gut einem Jahr ist positiv. „Ich hätte mit mehr Problemen gerechnet.“ Nur einer der sechs Spanier aus der ersten Gruppe hat das Handtuch geworfen. Warum Miquel Ángel Pascual Puras die Koch-Lehre beendet hat und nun daheim in einer Keksfabrik jobbt, das kann sich keiner so richtig erklären. Vermutlich hatte er Heimweh. Fachleute hatten allerdings erwartet, dass jeder zweite das Programm bald beenden würde.