Die zahlreichen Industriebauten im Filstal eignen sich als potentielle Drehorte für Filmschaffende. Davon konnten sich die Kreativen überzeugen.

Kreis Göppingen - Das Filstal als Filmmetropole? Nein, davon ist der Kreis Göppingen noch weit entfernt. Die Region Stuttgart hingegen erlebt seit einigen Jahren einen echten Aufschwung. Immer mehr Werbespots, aber auch Spielfilme und Serien entstehen rund um Stuttgart, darunter für das Fernsehen neben der Soko Stuttgart und „Die Kirche bleibt im Dorf“ zwei neue Serien mit dem Privatdetektiv Huck und der Ärztin Dr. Klein. Die Region taugt also als Kulisse für Geschichten.

 

Gefragt ist industrieller moderner Hintergrund

Manchmal muss man aber auch nachhelfen, wissen Ulla Matzen und Valerie Hasenmayer von der Film Commission der Region Stuttgart. Die Stelle der Filmförderung in der Region organisiert immer wieder Location-Touren für Medienschaffende, Rundfahrten zu interessanten und medienwirksamen Orten in der Region. Manche davon sind später in Film und Bild zu sehen, in Werbefilmen ebenso wie in Dokumentationen. „Die Region taucht öfters in den Medien auf, und sie wird auch anders wahrgenommen“, befindet Ulla Matzen. Gefragt sei interessanterweise weniger schwäbische Beschaulichkeit, sondern mehr industrieller moderner Hintergrund.

Das Filstal hat Industriegeschichte zu bieten

etzt hatte die Film Commission Locationscouts, Mitarbeiter von Produktionsfirmen, Fotografen und Filmer auf eine Filstaltour zum Thema Industriegeschichte mitgenommen. Neben der ehemaligen Mühlensteinfabrik Dettinger in Plochingen standen auch die Kunstgießerei Strassacker in Süßen, die historische Arbeitersiedlung in Kuchen, der Albwerkspeicher in Geislingen und das Gerberbräu in Uhingen auf dem Programm sowie der Göppinger Hauptfriedhof.

Warum ausgerechnet der Friedhof in die Reihe passe, erklärte der Göppinger Stadtarchivar Karl-Heinz Rueß den eifrig fotografierenden Medienschaffenden. Mit Beginn der Industrialisierung hat die Stadt innerhalb von zehn Jahren ihre Einwohnerschaft von 10 000 auf 20 000 verdoppelt. Damit musste auch ein neuer Friedhof her. Neue Bestattungsformen wie die Feuerbestattung hielten ebenfalls Einzug.

Ein Draculafilm ist sicher nicht geplant

Das pittoreske Göppinger Krematorium, dessen Betrieb zurzeit aus technischen Gründen pausiert, ist auf Initiative eines Vereins gebaut worden. Aber auch die Grabmäler und Mausoleen der Göppinger Industriepioniere sind sehenswert und erzählen Geschichten, wie Rueß zu berichten wusste. Dass aber der nächste historische Dreiteiler der ARD auf dem Göppinger Friedhof gedreht wird oder gar ein neuer Draculafilm, ist kaum zu erwarten.

„Wir geben zwar Anregungen, und diese werden auch immer wieder gerne aufgegriffen. Aber meistens kommen die Filmschaffenden doch mit ganz konkreten Anfragen zu uns“, berichtete Ulla Matzen. Die Film Commission sei auch oft gefragt, wenn es um Drehgenehmigungen gehe oder darum, Ansprechpartner zu benennen und Kontakte herzustellen. „Wir wollen aber eben auch die Geschichte bestimmter Orte und die Menschen zur Geschichte vorstellen“, erläuterte Ulla Matzen den Sinn und Zweck der geführten Entdeckungstour durch das Filstal.

Fotografin freut sich über neue Entdeckungen

Sabine Hackenberg aus Stuttgart ist eine der Teilnehmerinnen. Die Fotografin arbeitet auch für eine Stuttgarter Produktionsfirma und ist immer auf der Suche nach neuen Projekten. Die Location-Tour ist für sie ein tolles Angebot. „Das sind ganz interessante Örtlichkeiten, die ich noch nicht kannte, und wir bekommen interessante Informationen dazu“, sagte sie. Ob sie schon konkrete Ideen für neue Projekte gewonnen hat, will sie aber nicht verraten.