Bei der Gründerfinanzierung ist heutzutage viel von Risikokapitalgebern, weniger von Banken die Rede. Die Sparkassen in Baden-Württemberg erinnern mit ihrem Gründerpreis daran, dass diese Art der Mittelvergabe weiterhin wichtig ist.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Während sich Hightech-Gründer nicht über fehlende Aufmerksamkeit beklagen können, standen bei der diesjährigen Verleihung des Gründerpreises Baden-Württemberg der Sparkassen-Finanzgruppe wieder einmal auch andere Themen im Mittelpunkt - unter anderem aus Regionen abseits der üblichen Gründermetropolen.

 

Sieger wurde die Matteco GmbH aus Kappelrodeck im Ortenaukreis. Das Unternehmen stellt recyclingfähige Gummimatten her, die vom Bahnbau bis zur Transportsicherung verwendet werden. Auf dem zweiten Platz lag das klassische Gründerthema Gastronomie - das Erlebnisrestaurant Mangold-Brasserie aus Heilbronn. Dritter wurde der auf das Naturmaterial Rattan spezialisierte und auch für sein Design schon ausgezeichnete Möbelproduzent Out for space aus Kißlegg im Kreis Ravensburg. Vierter wurde das Coaching-Unternehmen Phoenix Training aus Stuttgart. Den fünften Rang belegte Boriswick aus Gschwend im Ostalbkreis, ein Unternehmen für Reinzeichnung, Bildbearbeitung und die Druckvorstufe.

Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut unterstrich bei der Preisverleihung ihre breite Definition des Themas Gründen: „Das gilt für alle Gründungswilligen im Land genauso wie für Menschen aus anderen Ländern, die mit einer innovativen Dienstleistungsidee oder einem Hightech-Produkt nach einem guten Standort für die Umsetzung ihrer Ideen suchen.“

Die Sparkassen legen Wert auf den Businessplan

Im Gegensatz zu anderen Wettbewerben kann man sich für den seit 19 Jahren verliehenen Gründerpreis der Sparkassen nicht direkt bewerben, sondern die Sparkassen selbst machen Vorschläge. Es geht hier also vor allem darum, erfolgreiche Partnerschaften mit Gründern vorzustellen. Ein Bewertungskriterium ist immer noch der klassische Geschäftsplan: „Alle fünf Preisträger zeichnet eines aus: Ein jeweils exzellent ausgearbeiteter, sehr plausibler Businessplan“ - so ist es in der Preisbegründung zu lesen. In manchen modernen Start-up-Methodiken werden heute andere Validierungsinstrumente eingesetzt - für Banken bleibt diese Methodik offenbar wichtig.

Ein weiteres Stichwort war bei der Preisverleihung in Stuttgart auch die Nachhaltigkeit. „Bei der Fünf-Jahres-Überlebensquote von Neugründungen liegen wir regelmäßig im bundesweiten Vergleich an der Spitze“, sagte Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut. Einige der ausgezeichneten Unternehmen sind schon einige Jahre auf dem Markt. Es gibt sogar eine separate Auszeichnung für ein ganzes Lebenswerk - in diesem Jahr ging sie an Harro Höfliger von der Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH in Allmersbach im Tal (Rems-Murr-Kreis). Die Preisträger erhalten Geldpreise von insgesamt 26 000 Euro und können ein professionelles Video über ihr Unternehmen erstellen lassen sowie an einem Gründertraining der Sparkassenakademie teilnehmen.

Rendite ist nicht der einzige Maßstab

Die Sparkassen würden sich nicht vom Thema Gründerfinanzierung verabschieden, sagte der Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, Peter Schneider. Er spielte damit auf den Vorwurf an, dass in Zeiten niedriger Zinsen die Banken wenig risikobereit seinen, weil sie hier nicht mehr viel verdienen können. „Allein im vergangenen Jahr haben wir rund 2000 Existenzgründungen finanziert – das heißt: Fast jede zweite Finanzierung einer Existenzgründung in Baden-Württemberg wird von einem Institut der Sparkassen-Finanzgruppe begleitet“, sagte Schneider.

Die Sparkassen hätten bei der Kreditvergabe auch die Bedürfnisse der lokalen Wirtschaft im Blick: „Bei uns wird eben nicht in einem Frankfurter Hochhaus entschieden und auch nicht anhand von Renditezahlen. Das ist wichtig, denn bloße Renditemaximierung hat nicht nur die Finanzkrise ausgelöst – sie ist auch Gift für Existenzgründer und damit letztlich für unsere Volkswirtschaft.“