Die Bildungszentren des Sparkassenverbandes werden von Neuhausen und Rastatt nach Stuttgart verlegt. Die Auslastung der Akademien ist gesunken.
21.04.2010 - 15:12 Uhr
Stuttgart - Seit Dienstag ist es offiziell: der Sparkassenverband Baden-Württemberg hat die feste Absicht, seine im badischen Rastatt und in Neuhausen auf den Fildern angesiedelten Akademien zu schließen und sie in einem Neubau auf dem Gelände von Stuttgart 21 am Hauptbahnhof zu konzentrieren. Zur Begründung des schon seit Monaten intern vorbereiteten Schrittes sagte der Verbandsgeschäftsführer Tilmann Hesselbarth am Dienstag vor der Presse in Stuttgart: "Unsere Gebäude in Neuhausen und Rastatt stammen aus den siebziger Jahren, beide müssten jetzt aufwendig saniert und modernisiert werden. Das würde einen zweistelligen Millionenbetrag kosten."
Außerdem, so Hesselbarth, sei die Auslastung der Akademien wegen der veränderten Strukturen des Unterrichts in den vergangenen Jahren um die Hälfte gesunken. Rund 26.000 Mitarbeiter der Sparkassen seien 2009 vor Ort gewesen, statistisch betrachtet handle es sich um 60.000 sogenannte Teilnehmertage; viele Sparkassen seien dazu übergegangen, ihre Mitarbeiter im eigenen Haus fortbilden zu lassen. Schließlich lägen Neuhausen und Rastatt nicht verkehrsgünstig genug. Nach Abwägung aller Aspekte habe man sich entschlossen, alles in Stuttgart zu konzentrieren.
Architektenwettbewerb noch dieses Jahr
Der Neubau, so gab Hesselbarth am Dienstag bekannt, soll nur einen Steinwurf entfernt vom bestehenden Hauptsitz des Sparkassenverbandes im Gebäudekomplex der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) am Hauptbahnhof errichtet werden: auf dem 6200 Quadratmeter großen Areal, das bisher für die neue Zentrale der LBBW-Immobilien vorgesehen war. Dieses Grundstück liegt am Pariser Platz, wo gegenwärtig der Rohbau für die Bibliothek 21 hochgezogen wird. Um für eine möglichst gute architektonische Qualität zu sorgen, so Hesselbarth, werde der Sparkassenverband noch im Laufe dieses Jahres einen Architektenwettbewerb ausschreiben.
Der Geschäftsführer nannte jedoch am Dienstag eine Vorbedingung für das neue Akademiezentrum in der Landeshauptstadt: "Unsere Verbandsversammlung tagt am 29.Juni. Sie entscheidet darüber, ob der von uns vorgeschlagene und von den Gremien für richtig erachtete Weg auch beschritten wird." Dabei werde es in erster Linie um die Frage der Wirtschaftlichkeit gehen. Was der Neubau kosten wird, sagte Hesselbarth jedoch nicht: "Das werden wir erst am Ende des Architektenwettbewerbs wissen." Die Investition dürfte deutlich über 50 Millionen Euro liegen.
Das Aus für die Zentrale der LBBW-Immobilien
Die Pläne des Sparkassenverbandes am Pariser Platz bedeuten das endgültige Aus für den bisher dort geplanten Bau einer neuen Zentrale für die LBBW-Immobilien, der das Grundstück gehört. Vor gut zwei Jahren, im Februar 2008, war das angesehene Berliner Architekturbüro Krüger, Schubert und Vandreike als Sieger aus einem Wettbewerb hervorgegangen, den die Immobilientochter der Landesbank für ihr Projekt ausgelobt hatte; dieses Büro soll auch am neuen Architektenwettbewerb teilnehmen. Für 45 Millionen Euro wollte die LBBW-Immobilien den damals als "Goldene Acht" gelobten Siegerentwurf realisieren, um seine vier Standorte in der Stuttgarter Innenstadt aufgeben zu können.
Zwischenzeitlich ist die LBBW-Immobilien, wie berichtet, in die negativen Schlagzeilen geraten: Gegen ehemalige Vorstandsmitglieder ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue; durch riskante Immobiliengeschäfte soll ein Millionenschaden entstanden sein. Überdies gibt es Forderungen der Landespolitik, die 24.000 Wohnungen der LBBW-Immobilien zu verkaufen und das Unternehmen neu zu strukturieren. Eine Firmensprecherin sagte gam Dienstag, man sei bereit, die neue Akademie am Bahnhof im Auftrag des Sparkassenverbandes zu bauen.
Zugleich sollte der Auszug der LBBW-Immobilien aus ihrer bestehenden Zentrale an der Katharinenstraße unweit der Leonhardskirche die Initialzündung sein für eine städtebauliche Neuordnung in diesem Bereich; nach wie vor gibt es im Rathaus und im Gemeinderat Bestrebungen, das benachbarte Züblin-Parkhaus zu beseitigen und durch innerstädtisches Wohnen zu ersetzen. Der Züblin-Konzern besitzt jedoch das Recht, seinen bis zum Jahr 2013 laufenden Vertrag mit der Stadt über die Nutzung des Grundstücks zu verlängern. Die Entscheidung darüber soll noch im Laufe dieses Jahres fallen.