Der Polizeiposten in der Neckarvorstadt hat geschlossen. Es ist eine Sparmaßnahme, auf Stellenabbau wird jedoch verzichtet. Beim Posten auf dem Hallschlag wird zusammengerückt.

Bad Cannstatt - In der Neckarvorstadt endet eine lange Ära fixer polizeilicher Präsenz, deren offizielles Ende eigentlich zum Monatsende angekündigt war: „Weil am 15. Dezember das Ausräumen begonnen hat, ist ein Dienstbetrieb im Büro in der Duisburger Straße nicht mehr möglich“, sagte Stefan Keilbach, der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Stuttgart, auf Nachfrage. Das Ausräumen ist relativ aufwendig, weil die Räumlichkeiten dem Vermieter im ursprünglichen Zustand übergeben werden müssen: „Wir müssen also Polizeispezifika wie Panzerglas, einen Wachtisch oder Arrestzellen demontieren. Und das geht nicht von einem Tag auf den anderen“, so Keilbach.

 

Die polizeiliche Betreuung der Neckarvorstadt geschieht ab sofort schwerpunktmäßig vom Polizeiposten Hallschlag. Statt der angekündigten Aufstockung um zwei Beamte kommt in die Rostocker Straße vorerst allerdings nur Polizeihauptmeister Armin Schwarz als Verstärkung hinzu. Schwarz war über viele Jahre eines der vertrauten „Gesichter“ des Neckarvorstadt-Postens. Jetzt muss er erst einmal mit einem Provisorium zurechtkommen, denn die zuständige Bauverwaltung des Landes ist mit der Umwandlung der Garage in einen Büroraum noch nicht zu Potte gekommen. „Das soll aber noch im Dezember beginnen und im ersten Vierteljahr 2017 abgeschlossen sein“, sagt Keilbach. Dann werde auch, wie geplant, die zweite zusätzliche Stelle besetzt.

Kein Stellenabbau

Bei der Gelegenheit unterstreicht der Pressesprecher noch einmal, „dass die Umstrukturierung nicht mit Stellenabbau verbunden“ sei. Die „vier bis fünf Beamten“, die für den Polizeiposten Duisburger Straße zuständig waren, werden auf den Hallschlag und auf den Standort des Reviers in der Martin-Luther-Straße verteilt: „Die Sollstärke des Reviers mit rund 150 Beamten bleibt also erhalten“, betont Keilbach. Zugleich bestätigt er, dass die Schließung den „Vollzug einer Sparmaßnahme“ darstellt: „Der Standort Neckarvorstadt rechnet sich schon lange nicht mehr. Die Fläche ist viel zu groß“, und bei einem „Suchlauf nach Ersatz haben wir kein geeignetes und finanzierbares Objekt gefunden“. Gescheitert war nicht zuletzt das Bemühen, im Römerkastell unterzukommen.

Keilbach wirbt um Verständnis dafür, „dass die Polizei dann, wenn es geht, ihren Beitrag zum Sparen leisten muss. Das können wir hier guten Gewissens tun. Denn Interventionen etwa bei Verkehrsunfällen oder Einbruch lief schon bisher nicht über den Polizeiposten, sondern über den Streifendienst und in der Koordination durch die zentrale Einsatzstelle. Daran ändert sich nichts.“ Und im Sinne der „neuen Sicherheitsphilosophie“, mit der Polizeipräsident Peter Lutz auch die Postenschließungen in Hedelfingen und Obertürkheim begründet hatte, betont Keilbach: „Wir konzentrieren die Standorte so, dass sie flexibel und möglichst schnell eingreifen können.“

Sicherheitsgefühl der Bewohner leidet

Nicht nachvollziehen kann Keilbach den Vorhalt defizitärer Information der Öffentlichkeit hinsichtlich der von langer Hand geplanten Schließung, die im Frühjahr durchgesickert war: „Wir haben die Stadtspitze rechtzeitig vorher informiert und auch mit der Kommunalpolitik offen kommuniziert. Weiterer Bedarf wurde bei uns nicht angemeldet.“ Die Information des Bezirksbeirates hatte im Mai diesen Jahres am Rande des Kriminalitätsberichtes 2015 durch Thomas Engelhardt, Leiter des Polizeireviers Martin-Luther-Straße, stattgefunden, was Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler als „ausreichend“ bezeichnet: „Es gab hier ja keinen Aufstand gegen die Schließung.“ Im übrigen zeigt er Verständnis für die Maßnahme: „Es geht hier auch um Steuergelder.“ Zudem habe man „in der Neckarvorstadt kein Kriminalitätsproblem“ und der Posten im Hallschlag sei ja „nicht aus der Welt“. Zugleich räumt Löffler ein: „Ich kann nachvollziehen, dass die Schließung das Sicherheitsgefühl der Bewohner berührt. Durch den Kontakt mit den Beamten vor Ort, die man über viele Jahre gekannt hat, gab es ein gewachsenes Vertrauen. Das ist ein wirklicher Verlust. Ich bin aber überzeugt, dass die Polizei auch in der neuen Konstruktion alles tun wird, um dem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung gerecht zu werden.“