Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Weilimdorf hat beim Neujahrsempfang der SPD gesprochen. Er sprach sich gegen Extremismus und Gewalt sowie für Vielfalt, Solidarität und Respekt aus.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Weilimdorf - Welche Themen waren im vergangenen Jahr in Weilimdorf relevant? Was für Projekte stehen bevor? Diesen Fragen widmete sich Eberhard Keller in seiner Begrüßungsrede beim Neujahrsempfang der SPD-Ortsvereine Weilimdorf und Giebel/Bergheim/Hausen. Besonderes Augenmerk legte Keller, der dem Ortsverein Weilimdorf vorsteht, auf das Thema Flüchtlinge. Die vorgesehene Unterkunft am Standort Steinröhre in Hausen sei zwar suboptimal, dennoch sei er überzeugt, dass mit der Zuwanderung souverän umgegangen werden könne. „Dabei müssen begründete Sorgen und Ängste der Bevölkerung ernst genommen und so weit wie möglich ausgeräumt werden“, sagte Keller. „Wir sind alle aufgerufen, uns einzubringen und, wo erforderlich, Lösungen zu suchen.“

 

Pläne und Hoffnungen für 2015

Ferner sprach sich der Ortsvereinsvorsitzende für eine Verlängerung der Stadtbahn über Hausen zum S-Bahnhof Weilimdorf aus, nannte den Abschnitt an der Solitudestraße jenseits des Jugendhauses einen „städtebaulichen Problemfall“ und plädierte bei der weiteren Planung für einen öffentlichen Beteiligungsprozess. Außerdem hofft Keller, dass Weilimdorfer Vorhaben im kommenden Bürgerhaushalt Rückenwind erfahren werden, so etwa der Bau eines Bürgerhauses oder die Erweiterung der Altenwohnanlage Lindenbachsee.

Den Gastredner Gökay Sofuoglu stellte Keller als einen der Gründungsmitglieder der Türkischen Gemeinde in Baden-Württemberg vor, seit einem halben Jahr ist Sofuoglu zudem einer von zwei Bundesvorsitzenden der Türkische Gemeinde in Deutschland. 1962 in der Türkei geboren, lebt Sofuoglu nunmehr seit 35 Jahren in Deutschland.

Schatten über der demokratischen Grundordnung

„Als wir uns verabredet haben, dass ich heute hier rede, war eine ganz andere Situation in Deutschland und auch in der Welt“, sagte Sofuoglu. Damals habe es noch keine Pegida gegeben, vielmehr sei man gerade dabei gewesen, zu analysieren, „was für eine Bewegung die AfD sein könnte“. Inzwischen sei vor dem Hintergrund der Flüchtlingsströme, der Pegida-Demonstrationen und der Anschläge in Paris eine neue Debatte angestoßen worden. Sofuoglu machte deutlich, dass er die aktuelle Entwicklung mit großer Sorge sehe, auch mit Blick auf den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt. „Hitzige Demonstrationen und Kundgebungen werden zu einem weitreichenden Nährboden für Gewalt und Extremismus und bilden die Grundlage für islamophobe, antisemitische und homophobe Hetzparolen und diffamierende Äußerungen“, warnte der studierte Sozialpädagoge. Eine erhöhte Gewaltbereitschaft gegen ethnische Minderheiten werfe einen Schatten auf die freiheitlich-demokratischen und menschenrechtlichen Grundpfeiler der Bundesrepublik. Schnell würden Fremdbilder zu Feindbildern und Minderheiten zur Zielscheibe. Gezielt würden Vorurteile, Angst und Hass gegen Einwanderer und Flüchtlinge geschürt. Strömungen wie Pegida spielten mit der Angst der Menschen um ihren Job oder die Rente, vor der Globalisierung und der vermeintlich ansteigenden Entfremdung.

„Vor diesem Hintergrund müssen wir unsere Stimme entschieden gegen Extremismus und Gewalt und für Vielfalt, Solidarität und Respekt erheben“, betonte Soufouglu. Vielfalt müsse als Motor gesellschaftlicher Entwicklungen verstanden werden. Positiv sei, dass viele Demonstrationen gegen Rassismus und Gewalt zeigten, dass die überwältigende Mehrheit der Menschen in Deutschland friedlich zusammenleben wolle. Abschließend wünschte Soufouglu allen Anwesenden „eine Welt ohne Gewalt und ohne Rassismus“.