Frische Gewürze und Kräuter sollen hier ein Heimspiel haben: Die frühere Leiterin der Theaterhausgastronomie setzt im eigenen Lokal auf schnörkellose Küche. Die Speisekammer West hat seit April geöffnet.

Stuttgart - Vieles im Leben ist unübersichtlich und kompliziert geworden: die Rentenversicherung, die Finanzkrise, das Sammeln von Treue- und Rabattpunkten in Supermärkten und Tankstellen. Leider gesellt sich zu den Stolperhürden des Alltags manchmal auch die Frage: Was und wo soll ich essen? Und wo taugt es, essen zu gehen, wenn man spontan Lust dazu bekommt und nichts Kompliziertes und Überschäumendes will?

 

In solchen Fällen hilft das „Lokal um die Ecke“, die gute Nachbarschaftsgastronomie. Die Speisekammer West, mitten in eben jenem Stadtteil gelegen, gehört genau zu dieser Sorte von Restaurant. Im April hat Doris Münzer-Bock das Lokal eröffnet oder, um es genauer zu sagen: wiedereröffnet. Wo früher das Clouseau das vorwiegend aus dem Westen stammende Publikum bediente, versucht sich nun die Speisekammer. Schon die Karte präsentiert sich übersichtlich, ohne dass man als Gast das Gefühl hätte, keine Auswahl zu haben.

Übersichtliche Karte, aber eine gute Auswahl

Wir beginnen mit einer locker-aufgeschäumten Spargel-Chili-Cremesuppe (4,30 Euro), bei der der frische Geschmack des Spargels gut mit der Schärfe des Chilis harmoniert. Eher flüssig aufgeschlagen ist auch die Gurken-Minze-Kaltschale (3,80 Euro), ebenfalls eine leichte Vorspeise, die zu empfehlen ist, wenn man sich an der kräftigen Knoblauchnote nicht stört.

Frische Gewürze und Kräuter sollen nach dem Willen der Inhaberin in der Speisekammer ein Heimspiel haben. „Wir kochen grundsätzlich ohne Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe“, sagt Doris Münzer-Bock, die zuvor zehn Jahre lang die Gastronomie des Theaterhauses geleitet hat und schon länger auf der Suche nach geeigneten Räumen für ein eigenes Restaurant gewesen ist. Ein kulinarisches Motto für die Speisekammer hat sie als Schriftzug an der Wand anbringen lassen: „Wir geben gutem Essen recht!“

Zwiebelrostbraten als Referenzgericht

Was beim Hauptgang zu beweisen wäre. Wir entscheiden uns zum einen für den Zwiebelrostbraten mit hausgemachten Spätzle (19,80 Euro) – einem Referenzgericht, wenn man die einheimische Küche beurteilen will. Das Fleisch ist rosa auf den Punkt getroffen, zur eher flüssigen Soße ist zu sagen, dass sie der traditionellen schwäbischen Küche entstammt und nicht so reduziert wurde, wie dies in den vergangenen Jahren in Mode gekommen ist. Die Spätzle bleiben ein wenig blass im Geschmack. Wer es leichter mag, macht mit dem Karottenflädle, das mit Spargel und Schafskäse gefüllt ist (12,50 Euro), nichts falsch – der Spargel ist knackig-frisch.

Bleibt hinzuzufügen, dass der Service so  sympathisch wie zuvorkommend ist. Schnörkellos-modern präsentiert sich die Einrichtung der Speisekammer nach dem Umbau. Der Abend endet mit einem Rhabarbertartelette mit Vanilleeis (4,80 Euro) und der Einsicht, dass die Speisekammer West auch dies ist: völlig unkompliziert.

Speisekammer West, Rosenbergstraße 89 ,70193 Stuttgart, Telefon: 0711/93 590 622, E-Mail: info@speisekammer-west, Website: www.speisekammer-west.de