Die Klasse 8b der Schloss-Realschule sammelt 3500 Euro für die Kinderkrebsstation des Olgahospitals und erntet nicht nur von ihrem Klassenlehrer Philipp Klingel Respekt. Die Jugendlichen beeindrucken auch Professor Stefan Bielack.

Stuttgart - Menschen basteln sich gerne aus dem was sie hören und sehen ein Bild von der Wirklichkeit. In dieser Bastelstunde sind Professoren herrisch, genervt und immer in Zeitnot. Professor Stefan Bielack, Ärztlicher Direktor im Olgahospital, ist das Gegenteil davon. Als ihn die Schüler der achten Klasse aus der Schloss-Realschule besucht haben, erlebten sie einen Mann, der unendlich viel Zeit für sie zu haben schien. Nicht nur das: Der Professor hatte auch ernsthaftes Interesse an den Jugendlichen. Wohl auch deshalb, weil die Jungen und Mädchen ebenso wenig den gängigen Bastelbildern von pubertären Schülern entsprechen.

 

Die Klasse 8b ragt hervor. Nicht nur durch Höflichkeit. Die jungen Menschen haben Erstaunliches geleistet. Wollte man es beziffern, würde die Zahl 3500 herauskommen. Aber hinter den 3500 Euro Spende ans Olgäle stecken viel Fleiß, Mühe, Ideen und ganz viel Zeit. „Wir haben an vier Wochenenden in der Adventszeit Geld für den guten Zweck gesammelt“, sagt Sven Lippenberger und löst damit bei seinen Klassenkameraden Ajanth Kugan sowie Sagithian Sivakumar ein recht eifriges Kopfnicken aus.

Spendable Bürger

Die Realschüler hatten den Kunden an Supermarkt-Kassen ihre Hilfe beim Tütenpacken angeboten. Freilich mit dem Hinweis, dass eine Spende für die Kinderkrebsstation des Olgäles sehr willkommen sei. „Die meisten Leute haben dann gesagt, lass nur: Ich packe selbst ein, aber spende trotzdem etwas“, berichtet Sven Lippenberger. „Manche haben sogar zehn oder 20 Euro gegeben.“ Insgesamt ist so knapp die Hälfte der Gesamtspendensumme zusammengekommen. Die andere Hälfte kam durch Verkäufe von Gebäck und Weihnachtsgestecken vor dem Einkaufscenter Milaneo in die Kasse.

„Ich bin wahnsinnig stolz auf meine Schüler. Mit diesem Ergebnis hätte ich nie gerechnet“, sagt der Deutschlehrer Philipp Klingel, der das Projekt „Wirtschaften, Verwalten und Recht“ seiner Klasse begleitet hatte. Auch Professor Bielack staunt über die „stolze Summe“. Mehr noch honoriert er aber den Zeitpunkt der Spendenübergabe. „Dass ihr ausgerechnet euren ersten Ferientag geopfert habt, finde ich toll“, lobt der Professor, der in Deutschland zu den herausragenden Ärzten seines Fachs gehört. Just in diesem Jahr hat ihn die Deutsche Krebsstiftung in der Kategorie „Klinische Forschung im Bereich Knochentumoren“ mit dem Deutschen Krebspreis ausgezeichnet.

Schüler staunen über die Fortschritte der Medizin

Was Forschung und medizinischer Fortschritt in der Kinderkrebsheilkunde bedeuten, lernt die 8 b in einer Plauderstunde mit dem Professor. Während er spricht, zeigt die Klasse wieder ihr typisches Gesicht. Aufmerksam lauschen sie dem Mediziner und stellen intelligente Fragen. Zum Beispiel, wie hoch die Heilungschancen seien, wenn ein Kind an Krebs erkrankt sei: „Früher, als ich jung war, lagen sie bei null Prozent“, erklärt Bielack. „Aber heute werden fast 80 Prozent, die beispielsweise an Leukämie erkrankten, wieder gesund.“ Weiter berichtet er, dass der Weg zur Heilung sehr anstrengend sei und durchaus ein dreiviertel Jahr dauern könne.

In dieser langen Zeit der Genesung, die die Kinder nicht ausschließlich in der Klinik verbringen, versucht das Olgäle ihnen möglichst viel zu bieten. Es geht unter anderem um Lernen, Spielen und Zuwendung. Also viel mehr als das, was der klassische Leistungskatalog der Krankenkassen hergibt. „Und für diese Zwecke verwenden wir die Spenden“, erläutert Bielack und verstärkt bei den Schülern das Gefühl, dass sie hier wirklich etwas Außerordentliches geleistet haben.

Doch Professor Bielack entlässt die Klasse 8 b nicht ohne einen Hinweis. Denn so sehr er die Jugendlichen seit dieser Begegnung ins Herz geschlossen haben mag, auf seiner Station will er sie möglichst nicht mehr begrüßen – vor allem nicht als Patienten. Also sagt er streng: „Fangt nie an zu rauchen. Denn das ist der sicherste Weg, auf einer Krebsstation zu landen.“