Zahnärzte in Stuttgart und der Region haben in 25 Jahren knapp fünf Millionen Euro für den Förderkreis krebskranke Kinder gesammelt.

Stuttgart - Seit einem Vierteljahrhundert sammeln Zahnärzte in Stuttgart und der Region die Goldplomben und -kronen ihrer Patienten zugunsten des Förderkreises krebskranke Kinder. Seither ist über eine halbe Tonne Gold zusammengekommen. Für den Förderkreis bedeutet das Schecks über insgesamt 4,83 Millionen Euro. Vergangene Woche konnte Stephan Nägele, Vorsitzender des Förderkreises, wieder so einen Scheck entgegennehmen: 392 647,33 Euro haben die Zahnärzte in gesammelt: 196 119,78 Euro für 11,9 Kilo Zahngold im Jahr 2016. Und 196 527,55 Euro für 12,6 Kilo Gold 2015. Mit gesammelt haben 102 Zahnärzte. Für den Förderverein, der seinen 35. Geburtstag feiert, ein schönes Jubiläumsgeschenk.

 

Angst in den Augen der Kinder gab den Anstoß

Die Aktion der Zahnärzte ins Leben gerufen hat der Zahnarzt Gerhard Cube 1992/93. Für sein Engagement ist der Goldsammler mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. „Unsere Praxis ist in nächster Nähe zum Olgahospital, und viele krebskranke Kinder sind zu uns zur Behandlung gekommen. Oft habe ich Angst und Traurigkeit in ihren Augen gesehen“, sagt Cube. Die Blicke der kranken Jungen und Mädchen: Sie waren Anstoß für das Projekt. Cubes zwei Kollegen in der Gemeinschaftspraxis waren seine ersten Mitstreiter. Gemeinsam brachten sie es damals auf 3,2 Kilo Gold und damit auf 17 178 Euro. Im folgenden Jahr sammelten bereits knapp drei mal so viele Zahnärzte drei mal soviel Gold. 2006 war der Kreis der Goldsammler unter den Kollegen auf 139 hochgeschnellt. Für die 30,9 Kilo Gold gab es rund 268 570. Euro. Der höchste Spendenbetrag kam 2011 mit 348 093 Euro für 20 Kilo Gold zusammen. Mit gesammelt haben 113 Zahnärzte. Das meiste Gold kam im Jahr 2004 mit 44,6 Kilo zusammen. Dem Förderkreis brachte das 246 617 Euro ein.

Eine Golkrone bringt etwa 40 Euro

Aus dem Gesamterlös der vergangen zwei Jahre fließen 40 000 Euro direkt ans Olgahospital. Der große Rest geht ins Blaue Haus, eine Einrichtung im Herdweg 15, in der Angehörige krebskranker Kinder in deren Nähe leben können, solange die jungen Patienten im Olgahospital behandelt werden. Die Dauer des Aufenthalts kann von ein paar Tagen bis viele Monate reichen. Eltern, die sich den Eigenanteil von 30 Euro pro Tag nicht leisten können, brauchen nichts zu bezahlen. „Für das Haus benötigen wir pro Jahr rund 700 000 Euro“, sagt Nägele. Die Aktion der Zahnärzte ist der größte Einzelposten. Nägele: „Ansonsten sind wir auf Privatleute angewiesen, die uns mit 20 bis 100 Euro unter die Arme greifen.“ Das Olgahospital investiert seinen Anteil vor allem in medizinische Geräte, für die der Klinik das Geld fehlt: „Müssten wir alles rausräumen, was durch Spenden finanziert ist, wäre die Klinik fast leer“, stellt Axel Enninger fest. Er ist Ärztlicher Direktor der Pädiatrie am Olgahospital. Die Spendenaktion, an der sich so viele Patienten beteiligen, sehen er und seien Kollegin Stephanie Knirsch als Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements. Dass trotz immer geringerer Altgoldmengen höhre Beträge zustande kommen, erklärt Christoph Weiss von der Bego Bremer Goldschlägerei mit der Entwicklung der Goldpreise. Der Bremer Unternehmer und sein Kollege Matthias Winkler trennen Gold vom Restmaterial für den guten Zweck zum Nulltarif. Eine Goldkrone bringt etwa drei Gramm auf die Waage. Unterm Strich sind das um die 40 Euro. Dass die Goldmenge von 11,9 Kilo im vergangenen Jahr den drittniedrigste Wert seit 25 Jahren ist, hängt laut Cube damit zusammen, dass kaum noch Patienten Gold und Silber im Mund haben wollen.