Stuttgart ist nicht allein: Auch in Köln, Nürnberg und Hamburg sind die Fernsehtürme seit Jahren für Besucher geschlossen. Es ist also gar nicht so selbstverständlich, dass Fernsehtürme für Besucher geöffnet sind.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Am Berliner Alexanderplatz kann man in luftiger Höhe Kaffee trinken. „Aufgrund der zentralen Lage lohnt sich der Gastronomiebetrieb an diesem Standort für den Pächter“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Telekom, der Hausherrin des Berliner Fernsehturms. Deswegen habe sich auch eine Sanierung gelohnt: Das Berliner Wahrzeichen wurde im Jahr 2000 für 100 Millionen Mark (rund 50 Millionen Euro) umgebaut, um die Brandschutzrichtlinien zu erfüllen und einen Fluchtweg zu bieten, der von den Aufzügen getrennt ist. An anderen Standorten ist das nicht so.

 

Weder in Köln noch in Nürnberg noch in Hamburg ist es möglich, den Fernsehturm für mehr zu nutzen als für das, „wofür er eigentlich da ist“, wie es die Pressesprecherin nennt: für die Telekommunikation. „Die Türme dienen zunächst mal dafür, Sendesignale auszusenden und zu empfangen.“ Doch sie waren in der Vergangenheit – wie der Stuttgarter bis Mittwoch auch noch – zusätzlich zu ihrer technischen Grundfunktion auch Ausflugsziele, mit Café und Aussichtsplattform.

„Weil sich die Gastronomie aber nicht rechnet, ist niemand bereit, das Geld für die Sanierung in die Hand zu nehmen und die Türme auf den neuesten Stand zu bringen“, sagt die Unternehmenssprecherin. Würde ein Investor auf den Plan treten, der in Hamburg, Köln oder Nürnberg bereit wäre, einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag auszugeben“, könnte er jederzeit einen Gastrobetrieb in der Höhe eröffnen.

Wie in Stuttgart auch ist es in den anderen Städten vor allem die Fluchtwegsituation, die nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. In Köln waren die Gastronomie und die Aussichtsplattform von 1981 bis 1994 geöffnet, in Nürnberg von 1980 bis 1994. Café und Ausguck sind in Hamburg seit dem Jahr 2001 geschlossen.

Wie gefährlich ein Feuer in einem Fernsehturm sein kann, zeigt ein tragisches Beispiel aus dem Jahr 2000. Im Moskauer Fernsehturm kamen damals vier Menschen bei einem Brand ums Leben.