Die deutsche U21-Nationalmannschaft verliert in Stuttgart gegen Portugal – und damit erstmals ein Heimspiel seit September 2009.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Nach 82 Minuten hatte Joachim Löw genug. Der Bundestrainer erhob sich von seinem Tribünenplatz, posierte mit einigen Fans für ein letztes Foto und verließ mit seinem Co-Trainer Marcus Sorg das Stuttgarter Gazi-Stadion am Dienstagabend. Gesehen hatte Löw ja genug und in den Schlussminuten verpasste er nur noch die letzten Versuche der deutschen U-21-Nationalelf die 0:1-Niederlage gegen Portugal abzuwenden.

 

Maximilian Philipp (88.) mit einem Kopfball und Levin Öztunali (90.) hatten die Gelegenheiten, um die erste Heimpleite der Juniorenfußballer seit dem 8. September 2009 (1:2 gegen Tschechien) abzuwenden. Doch wie schon in zahlreichen Offensivaktionen zuvor fehlte die nötige Präzision, um ein Tor zu erzielen. Weshalb die guten Portugiesen den Prestige-Erfolg feierten und die Mannschaft von Stefan Kuntz nach dem Abpfiff etwas ernüchtert dastand – nach der Rekordserie von zuvor 32 Heimspielen ohne Niederlage.

Das Tor resultierte aus einem Eckball

„Wir können viel mitnehmen aus diesem Spiel“, sagte der DFB-Trainer. Positives wie Negatives, da Kuntz das Experiment mit der Dreierkette in der Abwehr als weitgehend gelungen einstufte. Eine Variante soll das sein, um bei der Europameisterschaft vom 16. bis 30. Juni möglichst flexibel auftreten zu können. Allerdings vermisste Kuntz beim schönen Volleytreffer von Bruno Fernandes (25.) die volle Konzentration bei einigen. Denn das Tor resultierte aus einem Eckball. Dabei wurde der Ball zentral 20 Meter vor das deutsche Tor gespielt – aber auch für diese Variante gab es eine Zuteilung.

Ähnliches wird Kuntz auch den Spielern zum Abschied der gemeinsamen Tage in Stuttgart und zuvor in Wiesbaden gesagt haben. Denn nach der Partie ging es für die deutschen Auswahlkicker noch einmal gemeinsam ins Hotel – Abendessen, Abschlussbesprechung und wer es eilig hatte, konnte sich anschließend schon auf die Heimreise begeben.

Bis zum nächsten Zusammentreffen wird es nun dauern, da das Länderspiel in Stuttgart offiziell der letzte Test vor der Nominierung des EM-Kaders war. Ein schwieriges Puzzle wird das werden, weil zeitgleich der Confed-Cup ausgetragen wird und Löw bereits angekündigt hat, ein Perspektivteam mit nach Russland zu nehmen. Und wenn man es etwas frech ausdrückt, wird Kuntz die Nachwuchskräfte für das EM-Turnier bekommen, die der Bundestrainer nicht haben will.

An Talenten wird es der Mannschaft nicht mangeln

Doch Kuntz kennt seine Rolle und der U-21-Trainer weiß auch, wie seine Teamachse aussehen soll. Deshalb nimmt er es mit einem Schmunzeln, dass er rund um die Begegnungen mit Portugal und am vergangenen Freitag mit England (1:0) immer wieder gefragt wurde, auf wen er denn gar nicht verzichten will. „Ich freue mich jetzt auf die kommenden acht Wochen, in denen ich Kontakt zu den Jungs halten werde“, erklärte Kuntz – und noch im Mai soll dann bekannt gegeben werden, welche Spieler mit nach Polen reisen.

An Talenten wird es der Mannschaft nicht mangeln. Das war auch in Stuttgart zu sehen, wo Max Meyer und Maximilian Arnold zu den Auffälligsten zählten. Es war jedoch ebenso erkennbar, dass die Defensive in dieser Formation nicht die Stabilste war und der Spielaufbau über Matthias Ginter als Sechser problematisch werden kann. Doch auch Timo Baumgartl vom VfB Stuttgart hinterließ nach seiner Einwechslung einen unsicheren Eindruck. „Wir werden aber einen Kader haben, der um den Titel mitspielen kann“, sagte Kuntz. Und der Schalker Meyer ist sich sicher, „dass es uns im Turnier nicht passieren wird, dass wir so viele Chance des Gegners zulassen.“