So dürften sie sich das nicht vorgestellt haben. Sillenbucher Jugendeinrichtungen prangern einen verkommenen Spielplatz an. Die Lösung des Verantwortlichen ist für die Kinder die schlechteste: der Abriss.

Riedenberg - Der Kontrast zwischen den beiden Spielplätzen im Klara-Neuburger-Gebiet könnte kaum deutlicher ausfallen. Während der auf dem Gebiet der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) mit glänzender Rutsche und sauberem Sand zum Spielen einlädt, verleitet der des Bau- und Heimstättenvereins offensichtlich mehr zum Zumüllen: Eine leere Wodkaflasche liegt neben der Bank, Verpackungen im hohen Gras, ein umgekippter Einkaufswagen im Gebüsch neben dem Spielschiff.

 

Bretter könnten durchbrechen

Doch der Müll ist nicht der eigentliche Missstand auf dem Spielplatz, sondern laut Katharina Hug eher die Folge des, wie sie sagt, baufälligen Zustands: „Wir finden es gefährlich für die Kinder hier zu spielen“, erklärt die Sozialpädagogin vom Schülercafé Alberta und zeigt auf das verwitterte Holz. Sie befürchtet, dass beim Toben Bretter durchbrechen oder sich Splitter in Gliedmaßen bohren könnten.

Gemeinsam mit Andrea Wollmann von der Mobilen Jugendarbeit und Klaus Dieter vom Jugendhaus Sillenbuch hat Hug kürzlich dem Bezirksbeirat davon berichtet. Die drei erzählten davon, wie der Spielplatz vor zehn Jahren durch ein Beteiligungsprojekt auf Vordermann gebracht worden ist: Gemeinsam mit Kindern und Fachleuten wurden während der Sommerferien 2005 Ideen gesammelt, wie der Spielplatz aussehen könnte, im April 2006 wurde das Spielschiff eingeweiht.

„Jetzt ist der Spielplatz wieder genauso vergammelt wie damals“, sagte Andrea Wollmann und beschrieb weiter, dass im Nutzungsplan für das Gebiet an der Stelle eine Spielfläche vorgesehen sei, der Bau- und Heimstättenverein aber Anfragen bislang, wie sie sagte, „abgebügelt“ habe.

Der Druck komme von allen Seiten

Bei den Bezirksbeiräten stieß das Gesuch der drei Jugendarbeiter auf offene Ohren: Sie bekamen von dem Gremium die Zusage, dass die Bezirksverwaltung nachhaken werde.

„Momentan kommt viel Druck von allen Seiten“, sagt Jörg Seher. Er ist beim Bau- und Heimstättenverein für die Bautechnik unter anderem in der Riedenberger Wohnsiedlung des Vereins zuständig. Dass der Spielplatz zusehends verkommt, liegt seiner Ansicht nach daran, dass er „halt nicht angenommen“ wurde. Außerdem sei Robinie einfach ein Naturholz, das nach einer Weile so aussehe. Weil aber auch Seher von der mangelhaften Sicherheit weiß und es auf ihn zurückfiele, wenn sich ein Kind auf dem Spielplatz verletzen würde, stehen aus seiner Sicht die Zeichen eher auf Demontage. „Es muss ja auch wirtschaftlich bleiben: Wenn die Kosten für eine Sanierung zu hoch sind, werde ich ihn abreißen lassen“, sagt Seher. Ob die Rentabilität einer Sanierung allerdings überhaupt geprüft wird, ist fraglich: „Bis ich einen Sicherheitsmann da hinschicke, der ja auch was kostet und der dann zurückkommt und mir sagt, dass es sich nicht lohnt, den Spielplatz zu richten, ist er schneller abgerissen.“ Wieder ein Beteiligungsprojekt daraus zu machen, hält Seher für schwierig: „Einen Spielplatz aufzubauen, ist nicht einfach.“ Dennoch zeigt sich Seher gesprächsbereit: „Wenn jemand an mich herantritt, würde ich es an den Vorstand weitergeben.“

Es gebe genügend interessierte Kinder

Sache des Vorstands sei es auch, darüber zu entscheiden, ob nach dem Abriss ein neuer Spielplatz an der Stelle aufgebaut wird. Laut Katharina Hug, die regelmäßig mit der Fahrradrikscha des Schülercafés auf dem Platz ist, gebe es genügend spielfreudige Interessenten. Das fachkundige Urteil einer achtjährigen Anwohnerin zum Spielplatz in seinem jetzigen Zustand ist jedenfalls eindeutig: „Zu alt und zu langweilig.“