In der Kinderspielstadt auf dem Gelände der Heimerdinger Grundschule dreht sich in dieser Saison alles um Einhörner, Elfen und magische Orte. 278 Kinder machen mit – die Teilnehmer werden immer jünger.

Ditzingen - Die Leute vom Ditziput-Betriebshof sind am Mittwochmorgen gut beschäftigt. Sie verteilen Rindenmulch auf dem aufgeweichten Boden im Eingangsbereich der Spielstadt. Der Gewitterregen am Abend zuvor hat seine Spuren hinterlassen. Längst war das Unwetter nicht so schlimm wie in Rickenbach im Kreis Waldshut, bei dem ein 15-Jähriger in einem Zeltlager von einem Baum erschlagen worden ist. Als es zu regnen begann, war gerade Elternabend in Ditziput, wie er stets zu Beginn der Kinderspielstadt stattfindet.

 

Zieht ein Gewitter auf, werden die Kinder sofort in der benachbarten Halle auf dem Gelände der Heimerdinger Grundschule versammelt. Schließlich ist Ditziput auch eine Zeltstadt. In dem Moment gehe es nur noch um die Sicherheit der Kinder. „Alles andere ist sekundär“, sagt Thomas Hartlieb.

Spielstadt im 21. Jahr

Er und der Ditzinger Stadtjugendpfleger Roger König gehören dem Leitungsteam an. König hat Ditziput einst mitbegründet, die Spielstadt gibt es in diesem Jahr zum 21. Mal. Hilfreich sei es schon, in so einem Moment auf viele Erfahrungen zurückzugreifen, sagen sie.

Ditziput steht immer unter einem anderen Motto. „Von Einhörnern, Elfen und magischen Orten“ lautet es in diesem Jahr. Die Spielstadt richtet sich an Grundschüler, die Gruppe der Acht- bis Zehnjährigen ist besonders stark. Ditziput erlebe eine Verjüngung, das war abzusehen, sagt König und er fügt an: „Die Verjüngung hat Konsequenzen.“ Die jungen Kinder hätten weniger Ausdauer, könnten sich weniger konzentrieren. Die Betreuer – 75 an der Zahl – stellten sich darauf ein, sie würden einfachere Sachen machen. Gleichwohl sagt König auch: „Es wird anstrengender für die Betreuer.“ Denn das Leitungsteam will vom Grundprinzip nicht abrücken, zu fordern und zu fördern. „Kindischer“ werde die Spielstadt nicht.

Dazu gehört auch, dass Handys weiterhin nicht gestattet sind. König hat am Mittwoch eines eingezogen. Das wird den Eltern auch deutlich kommunziert. Der Elternabend dient dem Austausch von Eltern und Betreuern. Da werden Fragen gestellt und von den Betreuern beantwortet, da werden aber auch Erwartungen von den Eltern formuliert, denen das Leitungsteam entschieden entgegentritt. „Wir können nicht darauf achten, dass jedes der 278 Kinder genügend trinkt“, nennt König ein Beispiel. Wenn ein Kind nichts zum Trinken kauft, weil es etwa für einen Ausflug sparen will, könne dies dem Leitungsteam nicht vorgehalten werden: Wer Bürger von Ditziput wird, ist altersgerecht zur Eigenverantwortlichkeit verpflichtet. Natürlich würde man aber bei großer Hitze auf eine ausreichende Getränkeversorgung achten oder die Getränkepreise heruntersetzen. Für einen Bananensplit zum Beispiel müsste man dann eben weniger Diros bezahlen. Das ist seit je die Währung.

Es gibt fast nichts umsonst

Fordern und fördern: In Ditziput können sich die Kinder ausprobieren und erfahren, wo ihre Stärken liegen. Beim Werken mit Holz, beim Backen, beim Radio, oder doch eher in der Produktion von Hörspielen? Sie müssen aber eben auch arbeiten, zwei Stunden mindestens am Vormittag. „Wer mehr arbeitet, kann sich auch mehr kaufen“, erzählen Lea und Kiara. Beide kommen nach den Ferien in die dritte Klasse. An diesem Vormittag arbeiten sie als Stadtführerinnen. Die beiden führen souverän durch den Ort, vom Shop zu den Getränke- und Essensständen – Bananensplit kostet einen Diro, drei die Pizza – über die Kreativwerkstätten bis hin zur Radiostation. Wer sich hier ein Hit wünschen will, muss ebenfalls bezahlen. In Ditziput gibt es fast nichts umsonst, ganz so wie im richtigen Leben.

Erwachsene haben hier grundsätzlich keinen Zutritt, und wenn, dann eben nur geführt. Der Platz der Erwachsenen ist draußen, vor Ditziput, gleichwohl ebenfalls auf dem Areal der Heimerdinger Grundschule. Hier können sie sich im Elterngarten bewirten lassen. Die kleine Stadt müssen sie ihrem Nachwuchs überlassen. Ob sie wollen oder nicht.