Die vergangenen 14 Tage standen ganz im Zeichen der Spielstadt auf der Jugendfarm. Rund 40 Kinder zwischen sechs und elf Jahren haben nicht nur gespielt, gewerkelt, gegärtnert und die Tiere versorgt. Sie lernten auch, wie ein Gemeinwesen funktioniert.

Weilimdorf - Der Polizei-Dienstplan der Spielstadt Weilimkwippi regelt eigentlich alles ganz genau. Auf einem Blatt Papier ist jede Schicht unzweideutig festgehalten: Schwarz auf weiß steht da, an welchem Tag, zu welcher Uhrzeit, welches Kind in der Spielstadt nach dem Rechten zu sehen hat. Der Dienstplan hängt an einem großen dunklen Brett, wo auch die übrigen heute zu erledigenden Aufgaben und Arbeiten samt dem Tagesablauf auf einer großen Kreidetafel festgehalten sind.

 

Trotz des Plans klingt der Bub mit der Brille verzweifelt, als er der Erzieherin Petra Pauling wortreich schildert, dass er als Polizist jetzt nicht dran sei, obwohl andere dies behaupten. Kurz fließen ein paar Tränen, dabei ist alles kein Problem. Eigentlich haben die ehrenamtlich eingesetzten Polizeikräfte in Weilimkwippi einen lockeren Job. Denn auf der Kinder- und Jugendfarm herrscht in diesen Tagen eine völlig friedliche und entspannte Atmosphäre.

Kinder- und Jugendfarm hat sich in eine bunte Spielstadt verwandelt

Die Kinder- und Jugendfarm Weilimdorf im Wolfbusch hat sich in den Sommerferien in eine bunte Spielstadt verwandelt. Jeden Morgen treffen sich die Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren mit den Erzieherinnen und Hilfskräften, um die Aufgaben des Tages zu verteilen. Sieben verschiedene Betriebe gibt es in der Spielstadt. „Wir haben eine Bäckerei, eine Gärtnerei, einen Bauernhof, ein Atelier, einen Wellness-Shop, eine Holzwerkstatt und ein Bauamt“, zählt Erzieherin Petra Pauling auf. In Weilimkwippi werden die Arbeitsstellen täglich neu besetzt. Der Tagesablauf folgt einem festgelegten Schema. Nach dem gemeinsamen Frühstück um 8.30 Uhr und einer Stunde freiem Spiel, folgt eine kurze Besprechung: „Um zehn Uhr öffnet dann unser Arbeitsamt“, sagt Pauling.

Anna und Kristina scheinen ihren Traumjob gefunden zu haben. Zumindest für einen Tag. Die beiden elfjährigen Mädchen sind in der Holzwerkstatt. Sie haben Fotos mitgebracht, die mit einem speziellen Verfahren auf Holzplatten aufgebracht werden. Der siebenjährige Pascal und der elfjährige Tim sind unterdessen in der Gärtnerei aktiv: „Wir machen heute Tulpen aus Filz“, erklärt Pascal, während er das Material in Seifenwasser taucht und anschließend durchknetet. Auch an den anderen Stationen wird noch bis 11.45 Uhr gearbeitet. Die Kinder in der Bäckerei bereiten heute einen Schokokuchen und Nussecken zu. Vegane Kost steht übrigens auf dem Speiseplan der Spielstadt hoch im Kurs. Im Atelier sind Windspiele entstanden, andere Kinder flechten Armbänder. Im Afrika-Laden zeigt die Erzieherin Christine Brückner-Weber den Kindern, wie sie aus alten, zerschnittenen Werbeprospekten, einem Klebestift und ein paar weiteren Utensilien wunderschöne Perlenketten herstellen können.

Wer in der Spielstadt mit anpackt, bekommt drei Taler Lohn. Mit der Spielstadt-Währung (Kwipp) können die Kinder dann nachmittags auf einem gemeinsamen Markt die tagsüber hergestellten Gegenstände erwerben. Oder sie zahlen ihre Taler in die Bank ein und sparen etwas.

Nach jeder Arbeitsphase gibt es Zeit zum Spielen

Nach jeder Arbeitsphase gibt es auch Zeit zum Spielen. Denn Arbeit ist ja bekanntlich nur das halbe Leben. So können die Kinder in den zwei Wochen nicht nur ihre Kreativität und ihre Begabungen entwickeln. Sie lernen auch wie das soziale Miteinander in der kleinen Stadt funktioniert. Und noch mehr: Die elfjährige Ina und die anderen Kinder in der Bauernhof-Gruppe haben die Tiere versorgt. Bei den Zwerglachshühnern schauen sie nach, ob das liebe Federvieh Eier gelegt hat. Und sie kümmern sich um den neuen Nachwuchs im Hasen- und Kaninchenstall: „Wir müssen sie schon früh an den Kontakt mit Menschen gewöhnen, sonst werden sie scheu“, berichten die Kinder. Ein paar Streicheleinheiten für die neugeborenen Kaninchen gehören auch dazu. Natürlich wird auch der Stall von Wendy und Mary Lou – den beiden Jugendfarm-Ponys – täglich ausgemistet.

Die beiden Huftiere bräuchten allerdings mehr Auslauf, die Jugendfarm sucht daher nach einem passenden Gelände für eine Koppel. „Eine Wiese mit eine Paar Bäumen in der Nähe, zum Beispiel im Lindental, wäre ideal“, sagt Petra Pauling.