Wie stehen die Stuttgarter Christdemokraten zum künftigen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2016? Eine Spurensuche an der Basis.

Stuttgart - Der frisch gekürte CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2016, Guido Wolf, steckt seine Claims in der Partei ab und will nach dem Fraktionsvorsitz im Landtag im Januar nun auch nach dem Landesvorsitz der CDU greifen. Die Parteibasis zumindest in Stuttgart bescheinigt Wolf Konsequenz – auch wenn manche in der Partei die Sorge umtreibt, dass sich die Anhänger des bei der Mitgliederbefragung unterlegenen und amtierenden Landeschefs Thomas Strobl nicht mitgenommen fühlen könnten.

 

Der Kreisvorsitzende der Jungen Union, Benjamin Völkel, etwa hält es für unerlässlich, dass Wolf den Fraktionsvorsitz im Landtag von Peter Hauk übernimmt: „Er muss als Herausforderer in den Landtagsdebatten dem Ministerpräsidenten Paroli bieten können.“ Dass Hauk gegen Wolf nachgetreten und ihm Wortbruch vorgeworfen hat, habe man an der Parteibasis mit Kopfschütteln registriert.

Fraktionschef Kotz mahnt auch eine inhaltliche Strategie an

Dem Fraktionschef der CDU im Gemeinderat, Alexander Kotz, ist vor allem eines wichtig: „Die CDU muss sich so aufstellen, dass wir 2016 die größten Chancen haben, wieder den Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg zu stellen.“ Kotz, dem gute Kontakte zu Thomas Strobl nachgesagt werden, sieht allerdings nicht die Gefahr, dass es in der Partei zu Friktionen kommt, wenn Wolf Strobl im Amt des Parteivorsitzenden beerben sollte. Man werde sich geschlossen hinter den neuen Spitzenmann stellen. Dem Verlierer Strobl prophezeit Kotz eine Karriere in der Bundespolitik. Zugleich mahnt Kotz aber auch eine inhaltliche Strategie an. „Es ist wichtig, wer die Partei in den Landtagswahlkampf führt. Noch wichtiger aber ist das Programm“, sagt Kotz.

Thomas Hugendubel, seit Kurzem Pressesprecher des CDU-Kreisverbands, hätte sich dagegen durchaus ein Tandem Wolf/Strobl zumindest für eine Übergangszeit vorstellen können, um die Gefahr einer Spaltung der Landes-CDU zu bannen. Doch auch er bescheinigt wie die meisten CDU-Funktionäre, mit denen die Stuttgarter Zeitung gesprochen hat, dem amtierenden Landesvorsitzenden Strobl, mit der Niederlage bei der Kür des Spitzenkandidaten professionell umzugehen und nicht die beleidigte Leberwurst zu spielen.

Die Partei scheint sich, anders als bei der Oberbürgermeisterwahl 2012 in Stuttgart, geschlossen hinter dem Spitzenkandidaten zu formieren. Wolf verkörpere am glaubwürdigsten die Neuausrichtung der CDU nach dem Mappus-Intermezzo, heißt es. Dem bisherigen Landtagspräsidenten wird auch am ehesten zugetraut, Koalitionsoptionen mit Grün und Rot auszuloten, falls es nicht zu einer eigenen Mehrheit reicht. Anders als Bundeskanzlerin Angela Merkel, die auf dem jüngsten CDU-Bundesparteitag davor gewarnt hatte, die FDP als natürlichen Koalitionspartner abzuschreiben, stellt sich die Parteibasis eher auf eine künftige Politik ohne die langjährigen liberalen Steigbügelhalter ein.

Der Kreisvorsitzende Kaufmann ist um Harmonie bemüht

Obwohl Strobls Angebot, Wolf im nächsten Jahr als Landesvorsitzenden vorzuschlagen, allseits mit Respekt zur Kenntnis genommen wird, erinnern manche in der CDU an die Rolle des früheren Generalsekretärs in der Kurzzeit-Regentschaft von Stefan Mappus. „Das hängt ihm in den Kleidern“, sagt ein Parteimitglied. Wolf dagegen sei diesbezüglich unbelastet. Andere haben den Eindruck, Strobl habe mit der Landespolitik abgeschlossen. „Ich glaube, der wollte nicht mehr und hat deswegen von sich aus den Weg für Guido Wolf freigemacht“, spekuliert ein Stuttgarter Christdemokrat.

Um Harmonie bemüht ist der Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann: „Es macht Sinn, ist aber nicht zwingend, dass Guido Wolf neben dem Fraktionsvorsitz auch den Landesvorsitz übernimmt und damit seine Kandidatur auf eine breite Basis stellt. Und es ehrt Thomas Strobl, dass er sein Amt als Landesvorsitzender zur Verfügung stellen möchte, um Guido Wolf die bestmögliche Ausgangslage für die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl zu schaffen“, so Kaufmann. Er erinnert an die Verdienste Strobls für die Partei: Ohne dessen aktives Zutun wäre beispielsweise die Mitgliederbefragung über den Spitzenkandidaten gar nicht möglich gewesen.