Die Zweitliga-Volleyballer von Georgii Allianz treffen am Samstag (16.30 Uhr) als Tabellenzweiter im Spitzenspiel auf den Tabellenführer Delitzsch. Doch einen Aufstieg schließen die Verantwortlichen aus finanziellen Gründen aus.

Stuttgart - Es hat in den vergangenen Wochen mehr als einen Moment gegeben, in dem Frank Rüdinger die Tabelle der zweiten Volleyball-Bundesliga ausführlicher studierte – mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Genuss. Der TSV Georgii Allianz Stuttgart, dessen Spielertrainer Rüdinger ist, zeigt als Fast-Absteiger der vergangenen Saison in der laufenden Runde herausragende Leistungen. Übertroffen wird er nur von einer Mannschaft: dem GSVE Delitzsch, dem nächsten Gegner.

 

Für Duelle wie das am Samstag (16.30 Uhr, Scharrena) ist der Titel Gipfeltreffen geschaffen worden. Der Zweite Stuttgart (acht Spiele, acht Siege, sieben abgegebene Sätze) trifft auf den Ersten Delitzsch (acht Spiele, acht Siege, vier abgegebene Sätze). Beide Mannschaften brennen, beide haben ihre hinterherhinkenden Konkurrenten bis dato in Grund und Boden gespielt. Und der 35-jährige Coach des Gastgebers ist besonders heiß: „Wir können diese Partie gewinnen“, sagt Rüdinger, als wäre es eine Selbstverständlichkeit.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, aber ein Zeichen dafür, welche Rolle das Selbstvertrauen im Sport spielen kann. 2013 war der Aufsteiger aus Stuttgart-Vaihingen in der neuen sportlichen Umgebung zunächst gar nicht zurechtgekommen. Zum Ende der Hinrunde war die Allianz Tabellenletzter. Trotz einer klaren Leistungssteigerung blieben die Volleyballer nur in der Liga, weil der TuS Durmersheim seine Mannschaft zurückzog. Der Stolz aber, die eigene Punktzahl in der zweiten Saisonhälfte verdreifacht zu haben, wurde zu einer Initialzündung. „Wir sind jetzt wesentlich abgeklärter und gehen mit Fehlern ganz anders um“, sagt Rüdinger.

Seine Spieler spürten: sie können nicht nur mithalten, sondern auch gewinnen. Das Team hat diesen Schwung über den Sommer hinweg gerettet. Hinzu kamen gezielte Verstärkungen: die wuchtigen Aufschläge des Außenangreifers Malte Stiel, einst TV Hausen, sind kaum zu kontrollieren; Manuel Harms aus Friedrichshafen hat sich im Mittelblock festgebissen. So wuchs der Glaube an die eigene Stärke. Das Ziel für das zweite Jahr in Liga zwei lautete trotzdem: 25 Punkte holen – für den Klassenverbleib.

Nach einem Drittel der Saison sind die Stuttgarter noch drei Zähler vom Erreichen der Vorgabe entfernt – und müssen sich andere Fragen stellen lassen. Was passiert, wenn sie tatsächlich auch den härtesten Rivalen aus dem Weg räumen, die äußerst variablen Sachsen aus Delitzsch? Wird dann der Bundesligaaufstieg ein Thema? „Nein“, sagt Rüdinger, der auch im Abteilungsvorstand sitzt. „Selbst wenn ein Sponsor mit 200 000 Euro käme, würden wir diesen Schritt aktuell nicht machen.“ Zu groß seien die Unterschiede zwischen den Ligen, nicht nur finanziell. „Unsere Spieler wollen und können nicht sechs- bis siebenmal die Woche trainieren und dann noch in den Kraftraum.“ Was jetzt mit halbprofessionellem Aufwand möglich ist, gehe in der ersten Bundesliga nicht mehr.

Diese Ansicht teilen auch etliche andere Clubs. Von den zuletzt fünf Meistern wagte nur die VSG Coburg den Sprung nach oben. Auch Delitzsch verzichtete 2012 schon einmal. In dieser Saison reichte einzig und allein die TG Rüsselsheim die Unterlagen zur Vorlizenzierung ein. „Fast alle Zweitligisten wollen Zweitligisten sein“, sagt Rüdinger. „Sie prügeln sich nur um den einen Stern auf der Brust.“

Ob die Allianz den Zweitligatitel gewinnen kann? „Wir haben einen Lauf“, sagt der Trainer, aber über die Meisterschaft zu sprechen hält er dann doch für verfrüht. „Wenn wir am Ende Zweiter oder Dritter werden, wäre das eine Sensation.“ Auch diese Abschlusstabelle würde sich Rüdinger wahrscheinlich einrahmen.