Wenn jede Stunde eine Geschichte erzählt, hat der Tag 24 Geschichten. Eben diese erzählen wir in einer Serie. Von 18 bis 19 Uhr schwitzen wir beim Sport im Park in Hohenheim gemeinsam mit Studenten und Senioren.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Hohenheim - Eine Dame ist bereits vor 18 Uhr da. Sie hat ihre Sportmatte auf der großen Wiese am nördlichen Eingang zum Exotischen Garten in Hohenheim ausgebreitet. Es ist ein Sommertag. Endlich scheint mal wieder die Sonne, und die Frau genießt die wärmenden Strahlen mit einem Buch in der Hand.

 

Kurz vor 18 Uhr trifft Julia Neubert ein. Die 22-Jährige ist staatlich anerkannte Sport- und Gymnastiklehrerin und studiert Sportwissenschaften. Sie ist Plieningerin in der sechsten Generation und in der Tanzabteilung des TV Plieningen groß geworden. Seit dem Frühjahr kommt sie jeden Freitagabend in den Exotischen Garten. Denn dann laden die Stadt und der Verein zum „Sport im Park“ – zwischen der nordamerikanischen Roteiche und der europäischen Hängebuche. Das Angebot ist kostenlos. Vorbeikommen und mitmachen heißt die Devise. Lediglich eine Sportmatte sollte jeder dabei haben.

Die Teilnehmer spornen sich gegenseitig an

An Tagen wie diesem, wenn die Sonne scheint, sind es oft um die 40 Teilnehmer. Bei Nieselregen eher eine Handvoll. Die Gruppe ist gemischt: Es sind Studenten, junge Berufstätige und Senioren. „Das ist gut so“, findet Neubert. Denn die Teilnehmer beflügeln sich gegenseitig an. Und: „Es sind nicht immer die jungen Leute, die am längsten durchhalten“, sagt die Trainerin und lacht. Und wenn eine ältere Dame eine Übung durchziehe, dann sporne das die Studenten an, auch noch einmal die Zähne zusammenzubeißen.

An diesem Freitag stehen vor allem Gleichgewichtsübungen auf dem Programm. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Dem klassischen Aufwärmen folgt die erste Übung: Neubert stellt sich auf die Zehnspitzen, streckt die Arme in die Höhe, geht langsam in die Knie und wieder nach oben. Da fängt schon der eine oder andere an zu wackeln. „Po und Bauch anspannen“, rät die 22-Jähringe den Sportelnden. Dann wird es schwieriger. Die Trainerin nimmt ein Bein hoch, der gestreckte Fuß kommt ans Knie. Dann gehen die Arme abwechselnd nach außen, der Blick folgt. Als kurze Zeit danach Sit-ups gemacht werden, gönnt sich auch mancher jüngere Teilnehmer eine Verschnaufpause.

Dreimal in der Woche Sport, rät die Expertin

Macht nichts, findet Julia Neubert. Jeder soll so viel machen, wie er kann und möchte. Aber: „Dreimal in der Woche sollte jeder Sport treiben. Und zwar mindestens 30 Minuten lang. Nur so bringt es was“, sagt die Sportwissenschaftlerin. „Sport im Park“ ist da genau das Richtige. Das Angebot gibt es schon seit ein paar Jahren. Mittlerweile stehen mehr als 50 Veranstaltungen auf etwa 40 Grünflächen in ganz Stuttgart auf dem Programm. Die Saison dauert von Anfang Mai bis Ende September. Die Bandbreite reicht von Tango übers Jonglieren und Capoeira bis hin zu Yoga und Qigong. In diesem Jahr gibt es sogar 26 After-Work-Angebote. Die Sportstunden beginnen nach 17 Uhr, so dass Berufstätige bewegt in den Feierabend starten können.

Julia Neuberts Programm ist ambitioniert. Wer einen solchen Kurs im Fitnessstudio besuchen würde, müsste dafür ordentlich Geld liegen lassen. Im Exotischen Garten gibt’s die Sportstunde zum Nulltarif.

Am Ende lachen und klatschen aller

Am Ende sollen alle Teilnehmer den Stress, der sich während der vergangenen Woche angestaut hat, herausschütteln. Julia Neubert lässt ihren Oberkörper nach unten klappen und schwingt die Arme abwechselnd nach innen und außen, so dass sie sich immer wieder überkreuzen. Es scheint zu wirken. Zumindest lachen und klatschen am Ende alle und bedanken sich bei der Trainerin. „Bis nächste Woche“, sagt Neubert mit einem breiten Grinsen.

Johanna Ruf fühlt sich jetzt richtig gut. Sie studiert Ernährungsmanagement und Diätetik an der Universität Hohenheim und war an diesem Freitag das erste Mal dabei. „Ich bin viel am Lernen, da ist so eine sportliche Pause zwischendurch eine willkommene Abwechslung“, sagt die junge Frau. Ihr habe die Sportstunde gut gefallen und sie werde bestimmt wiederkommen.

Irena Burko indes war schon häufiger beim Sport im Park. Sie kommt nicht nur regelmäßig in den Exotischen Garten, sondern geht auch zu der Yogastunde beim Jugendhaus auf dem Fasanenhof. „Sport im Park ist ein super Angebot, das man nutzen sollte“, sagt die 32-Jährige. „Ich werde das auf alle Fälle weitermachen.“

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