Tim Laue war für den SV Hoffeld bei der Weltmeisterschaft im Tischtennis für Menschen mit Behinderung in Peking dabei – und hat sich gut geschlagen.

Hoffeld - Er ist der jüngste Teilnehmer seiner Gruppe gewesen, seine Gegner zählten zu den Top-Ten-Spielern in der Weltrangliste, und dennoch verlor er nur ganz knapp: Tim Laue aus Esslingen startete bei der jüngsten Weltmeisterschaft für Menschen mit Behinderung in China für den SV Hoffeld. Der 18-jährige Tischtennisspieler aus Esslingen ist stolz, bei seiner ersten Weltmeisterschaft so respektable Ergebnisse erzielt zu haben. Und er findet, die Eindrücke der Riesen-Metropole Peking waren den Einsatz auf alle Fälle wert.

 

Dass der junge Mann ein erfolgreicher Tischtennisspieler geworden ist, könnte als ein kleines Wunder bezeichnet werden, denn Tim Laue erlitt zwei Wochen nach seiner Geburt eine Gehirnblutung. Die Folge: eine linksbetonte Tetraspastik. Das bedeutet, dass er an allen vier Extremitäten gelähmt war und dass seine Muskulatur heute noch unter einer erhöhten Eigenspannung steht. Doch Tim Laue ließ sich nicht unterkriegen und trainierte hart, sodass bei seiner rechten Hand nur die Feinmotorik noch nicht zufriedenstellend funktioniert. „Er konnte erst mit drei Jahren laufen“, erinnert sich Mutter Karin Laue an die ersten schwierigen Jahre. Nach einer Operation im Alter von sieben Jahren saß er sogar im Rollstuhl und lernte erst mit acht Jahren erneut das Gehen.

Schnell schickte ihn der Trainer zur Meisterschaft

Zum Tischtennisspielen kam er über seinen Vater Harald Laue, der selbst bei der Turnerschaft Esslingen spielt. Doch erst, als Tim mit neun Jahren einen Schaukampf von Paralympics-Siegern erlebte, merkte er, dass da noch mehr geht. Durch einen Zufall lernte er den damaligen Bundestrainer im Behinderten-Tischtennis kennen, der ihn unter seine Fittiche nahm und bald zu seiner ersten deutschen Meisterschaft schickte.

Als besonders hilfreich empfanden die Laues dabei die Unterstützung durch den Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband (WBRS), der von Stuttgart aus in Fällen wie diesen auch finanziell unter die Arme greift. Andreas Escher ist dort Leistungssport-Koordinator Tischtennis. Er trainiert einmal in der Woche mit seinem Schützling und betreut ihn auch während der Wettkämpfe. Zum SV Hoffeld kam Tim Laue, weil dies der einzige Verein mit einer Behinderten-Tischtennisabteilung ist. Das Training absolviert er aber zum Großteil in Esslingen oder mit dem Bundesligatrainer Jian Xin Qiu in Frickenhausen. Beim Stuttgarter DJK Sportbund, bekannt für seine Tischtennis-Asse, spielt er sogar gegen Nichtbehinderte.

Nach China reiste er mit der deutschen Nationalmannschaft: 14 Spieler sowie sechs Trainer und Physiotherapeuten. Untergebracht waren die Gäste im Paralympischen Zentrum, wo viele Freiwillige für die Betreuung zuständig waren. „Die Verständigung war manchmal abenteuerlich“, berichtet Tim Laue, der im Esslinger Schelztorgymnasium die zehnte Klasse besucht, „nicht alle Volunteers konnten Englisch. Aber die Menschen dort waren sehr nett.“

Mit der sportlichen Seite ist Tim Laue sehr zufrieden

Das Essen für die Besucher war eher europäisch ausgerichtet und nicht allzu fremdartig. „Meistens war es kalt“, wundert sich der 18-Jährige. Neben der Verständigung war das Klima die größte Herausforderung: Hitze von mehr als 30 Grad und eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. „Es gab wegen des Smogs nur wenige Tage, an denen man den Himmel sehen konnte, und selbst die klimatisierte Halle war am Ende des Tages vernebelt“, erinnert er sich.

Mit der sportlichen Seite der Weltmeisterschaft ist Tim Laue sehr zufrieden, und er findet es gut, zu sehen, dass auch die Sportler aus anderen Ländern offen mit ihrer Behinderung umgehen. Er selbst musste sehr vorsichtig sein, denn jede Aufregung verstärkt die Spastik. „Tischtennis ist eine Therapie für mich“, sagt er, „gerade bei Wettkämpfen ist die mentale Seite ganz wichtig.“

Die Teilnahme an Turnieren ist nicht billig. Seine Eltern unterstützen ihn gerne, doch Tim Laue fragt sich, ob es nicht auch einen Sponsoren gibt, der die Nummer 28 der Weltrangliste der Behinderten-Tischtennisspieler fördern möchte: „Verbände alleine können das nicht schaffen.“