Fitnessstudios – das waren vor 25 Jahren karge Lofts, in denen muskulöse Männer unter Stöhnen Gewichte stemmten. So in etwa sah es aus, als Ursula Scheuing vor 25 Jahren die Szene betrat und eines der ersten Fitnesstudios für Frauen in Stuttgart eröffnete.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Fitnessstudios – das waren vor 25 Jahren karge Lofts, in denen muskulöse Männer unter Stöhnen Gewichte stemmten. So in etwa sah es aus, als Ursula Scheuing 1989 die Szene betrat und eines der ersten Fitnesstudios für Frauen in Stuttgart eröffnete. „Es gab Muckibuden für Männer, kaum gemischte Studios. Frauen besuchten eher Gymnastikkurse der Sportvereine.“

 

Dabei ging es Scheuing nicht darum, ihren Kundinnen flugs den „knackigen Hintern“ anzutrainieren, mit dem einige Fitnessstudios noch heute werben. „Ich will den Menschen als Ganzes sehen. Gesundheitliche Aspekte spielten für mich von Anfang an eine Rolle.“ Bis heute ist für Neukundinnen bei „Body & Beauty“ eine Eingangsuntersuchung obligatorisch. Scheuing hatte 1989 die Zeichen der Zeit richtig gedeutet. Und so lief ihr kleines Studio in der Senefelderstraße sehr gut. Dabei war Scheuing ein erhebliches Risiko eingegangen. Die Sportlehrerin an der Grund- und Hauptschule Gablenberg hatte eine gesicherte Existenz aufgegeben. „Ich habe gerne unterrichtet. Aber mit Anfang 40 habe ich gedacht: Das kann’s doch jetzt nicht gewesen sein.“ Ursula Scheuing war in Aufbruchstimmung, und der Zufall schubste sie schließlich in eine neue Richtung. Eine Urlaubsbekanntschaft schwärmte ihr von modernen Fitnessgeräten aus Amerika vor, die bislang in deutschen Studios kaum zum Einsatz kämen. Diese Geräte schaffte Scheuing für ihr Studio an.

1995 beschloss die Inhaberin, zu vergrößern, ihren Kundinnen mit Sauna, Massage, Magnetfeldtherapie und Ultratoning ein Wellnesspaket zu schnüren. Zudem verfügt das neue Studio in der Kornbergstraße 11 A über einen großzügigen Gymnastikraum für Yoga- und andere Kurse.

Gemessen an den großen Studios und Studioketten in der Stadt, ist Scheuings Etablissement immer noch recht schnucklig. „Die Atmosphäre ist eher familiär, man kennt sich. Manche der Frauen sind fast seit dem Anfang dabei “, sagt Scheuing. Wesentlich mehr als die rund 150 Kundinnen, die regelmäßig kommen, halte sich nicht unbedingt für wünschenswert. An ihrem Konzept „nur Frauen“, will die Chefin festhalten. Sie ist überzeugt, dass Frauen mehr bei sich sind und konzentrierter trainieren, wenn keine Männer dabei sind. „In gemischten Studios fällt mir auf, dass die Frauen sich beobachtet fühlen und sich entsprechend in Pose werfen. Sie nehmen so eine Gefall-Rolle ein, ihre Haltung verändert sich und statt bequemer Kleidung tragen sie Schicki-Micki-Sachen.“ Scheuing will, dass ihre Kundinnen sich wohl fühlen – egal wie alt, dick oder dünn sie sind. Positive Resonanz erfuhr sie, als sie vor längerer Zeit eine Werbung entwerfen ließ, die eine mollige junge Frau zeigte, die sich in einen aufreizend engen Fummel gezwängt hatte. Über dem Foto war zu lesen: „Wer hier nicht reinpasst, passt zu uns.“