Einkaufsverbände wie Intersport und Sport 2000 geraten immer mehr unter Druck. Dazu trägt nicht nur das Wetter bei. Auch die Strategie der Konzerne Adidas und Nike läuft den Händlern zuwider.

München - Das Wortspiel ist bedeutungsschwer. „Intersport steht zum Wintersport“, sagt Jochen Schnell am Rande der Münchner Sportartikelmesse Ispo. Das begleitende Lächeln vom Vorstand des Heilbronner Sportfachhandelsverbands fällt jedoch gequält aus. Dessen angeschlossene Händler hat der späte Schneefall in dieser Saison ebenso erwischt wie die gesamte Branche. Im Dezember, dem traditionell verkaufsstärksten Handelsmonat sind die Umsätze 2015 noch mal um acht Prozent geschrumpft und das, obwohl schon der Dezember 2014 für Wintersportartikel schlecht war.

 

Für das ganze Jahr blieb dann nur noch ein mageres Umsatzplus von einem Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro. Damit bleibt Intersport vor dem hessischen Konkurrenzverband Sport 2000 und dessen Umsatz von 1, 8 Milliarden Euro hierzulande zwar klar der größte Fachhandelsverband. „Aber schneien lassen kann ich es auch nicht“, merkte Intersport-Chef Kim Roether bedauernd an. Die Branche durchlebt gerade den zweiten schlechten Winter in Folge, und der Klimawandel verspricht auch für die Zukunft keine Besserung. Zugleich stehen Wintersportartikel in einem normalen Winter im Sportfachhandel für etwa 15 Prozent des gesamten Jahresgeschäfts, weshalb ein Rückzug aus dem Segment keine wirkliche Option ist.

Sport 2000 hat den Händlern die Zahlungsziele verlängert

Um die Lage in den Griff zu bekommen, setzt Intersport auf Skiverleih und den Verkauf von Skischuhen. In hochgelegenen österreichischen Wintersportorten sei die Schneelage gar nicht schlecht und die eigene Skiverleihplattform Intersport Rent, an die viele Händler angeschlossen sind, sei 2015 um gut ein Zehntel gewachsen, sagen die Manager. Absolute Zahlen zum Verleih gibt es nicht, aber wer sich Skier leiht, reist zumindest mit eigenen Skischuhen an, und die verkaufen sich speziell im Hochpreissegment gut, was die Lage für den Wintersporthandel etwas entspannt. Dennoch ist es mangels Schnee ungemütlich geworden.

Der Konkurrenzverband Sport 2000 hat für seine Händler gerade die Zahlungsziele um drei Monate verlängert, damit sie sich das Bestellen von Sommerware noch leisten können. Händlerpleiten drohen dem Vernehmen nach zwar keine, aber geramscht wird munter, weil die für das Weihnachtsgeschäft bestellte Ware vielfach noch im Regal liegt, bedauert Schnell. Wer die Zeichen der Zeit erkannt hat, ist im Winter auf Skateboards und Fahrräder umgeschwenkt.

Von der EM will Intersport deutlich profitieren

Das Segment hat 2015 Umsatzzuwächse von 16 Prozent gefeiert, was auch auf das Weihnachtsgeschäft zurückzuführen ist, betont Schnell. Entspannung bringt zudem ein anhaltender Boom des Fitness-und Gesundheitsmarkts sowie die Vorfreude auf die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele. Von der EM will Intersport besonders profitieren und peilt für 2016 drei Prozent mehr Umsatz an.

Das hält den Konkurrenzverband Sport 2000 nicht davon ab, die beiden weltgrößten Sportartikelhersteller Nike aus den USA und Adidas aus Herzogenaurach heftig zu kritisieren. Nike hat in Deutschland gerade die Mindestbestellmengen für Händler ab 2017 so nach oben gesetzt, dass bei Sport 2000 rund 200 von 936 Partnern keine Nike-Ware mehr bekämen. Und Adidas verkauft ihnen die Kultbadelatsche Adilette gar nicht mehr. Für Außenstehende mag Letzteres skurril wirken, aber Sport-2000-Geschäftsführer Andreas Rudolf schwant Übles. „Wer so was entscheidet, entscheidet auch andere Dinge“, warnt er und befürchtet weitere handelsfeindliche Aktionen seitens Adidas.

Die Hoffnungen ruhen auf Kasper Rorsted

Nike und Adidas setzen immer mehr auf eigene Shops und große Handelsketten. Mehr über weniger Partner verkaufen – so lautet die Devise, die beide Konkurrenten verbindet. Der künftige Adidas-Chef Kasper Rorsted, der von Henkel kommt, müsse die Marke mit den drei Streifen vor allem im Vergleich zu Nike schneller und profitabler machen, weiß Rudolf und fürchtet, dass das zu Lasten des Fachhandels geht. Für kleinere Händler wäre das wohl ähnlich schlimm wie schlechte Winter.