Der Bäderausschuss soll am 23. Oktober das letzte Wort haben: Während die Schwimmvereine ein breiteres Becken im neuen Sportbad wollen, warnen Haushaltspolitiker vor den hohen Kosten.

Stuttgart - Eigentlich schien der Bau des Sportbads Neckarpark in trockenen Tüchern. Doch der Technikausschuss des Gemeinderats hat das Millionenprojekt am Dienstag ohne große Debatte zur Beschlussfassung an den Bäderausschuss weitergereicht. Der soll nun am 23. Oktober entscheiden, ob das Bad acht oder – wie von der Schwimmsportlobby gewünscht – zehn Schwimmbahnen erhält. Die Differenz in Zahlen: 2,3 Millionen Euro.

 

Dabei waren die Planungen für die Schwimmhalle schon vor zwei Jahren entscheidungsreif. Die Stadt hatte einen Wettbewerb für 120 000 Euro am damals vorgesehenen Standort an der Benzstraße neben den Sportanlagen von VfL Stuttgart und ESV Rot-Weiß Stuttgart ausgelobt, aus dem zwei Architektenbüros als Sieger hervorgegangen waren. Doch eine Mehrheit des Gemeinderats unter maßgeblicher Führung von Grünen und FDP war mit dem Standort des Bades nicht mehr einverstanden. Die Folge: Ein neuer Wettbewerb für das ursprünglich für Hotels und Tankstelle vorgesehene städtische Areal an der Benzstraße wurde ausgeschrieben, aus dem die Bewerbergemeinschaft AHM Architekten (Berlin) und Lehmann Architekten (Offenburg als Sieger hervor ging.

In der CDU-Fraktion gibt es noch keine einheitliche Linie

Das öffentlich nutzbare Sporthallenbad, dass das alte Stadtbad Bad Cannstatt sowie die in die Jahre gekommene Traglufthalle im Untertürkheimer Inselbad ersetzen soll, hat ein Investitionsvolumen von knapp 29 Millionen Euro. Die Konzeption trägt den Richtlinien des Deutschen Schwimmverbandes für die Ausrichtung nationaler Schwimm- und Wasserball-Wettbewerbe Rechnung.

Doch das ist den Schwimmvereinen nicht genug. Sie schielen auch auf Großereignisse wie Welt- und Europameisterschaften und fordern daher eine Verbreiterung des 50 Meter langen Beckens von acht auf zehn Bahnen. Der Grund: Internationale Wettkämpfe können wegen des sogenannten Wellenschlages nur in größeren Becken veranstaltet werden.

Für die Erweiterungsoption gibt es derzeit im Rat keine Mehrheit. Und auch die Stadtverwaltung sieht angesichts der Mehrkosten, aber auch wegen der öffentlichen Funktion des Bades für den Breiten- und Schulsport, keine Veranlassung, das Becken zu verbreitern – zumal die geplante Tribüne mit 900 Steh- und Sitzplätzen kaum für ein internationales Schwimmereignis ausreichen würde.

Schairer: „Wer das beantragt, muss dann auch springen.“

Auch innerhalb der CDU-Gemeinderatsfraktion gibt es unterschiedliche Auffassungen. Während Wirtschaftspolitiker wie der Stadtrat Joachim Rudolf auf Bäderschließungen in anderen Städten verweisen und davor warnen, die ohnehin schon relativ hohen Stuttgarter Standards zu Lasten der Stadtkasse noch weiter hochzutreiben, ist sein Fraktionskollege und Sportkreisvorsitzender Fred-Jürgen Stradinger konträrer Ansicht: Die Landeshauptstadt sei schließlich nicht Kleinkleckersdorf, lässt Stradinger durchblicken. Allerdings gehe es den Sportvereinen um mehr Möglichkeiten für den Schulsport.

Im Ausschuss ließ die CDU ihr Votum noch offen. Die Stadträtin Beate Bulle-Schmid fragte lediglich nach, ob denn eine Festlegung auf acht Bahnen für alle Zeiten in Stein gemeißelt sei. Darüber werde der Bäderausschuss befinden, erwiderte Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Vorher sollen die Sportvereine Gelegenheit zur Stellungnahme bekommen. Am Rande diskutierten die Räte noch über die Sanierung des Zehn-Meter-Sprungturms im Untertürkheimer Inselbad. Die ist in den Vorschlägen des Bäderamts zum Doppelhaushalt mit 300 000 Euro enthalten. Schairer warnte allerdings scherzhaft: „Wer das beantragt, muss dann auch springen.“