Die DHBW verfügt als einzige „Partnerhochschule des Spitzensports“ in Stuttgart über eine Kooperationsvereinbarung mit dem Olympiastützpunkt. Zu diesem Semester haben dort sechs junge Topathleten ihre akademische Ausbildung begonnen.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Ein Basketballer, ein Handballer, ein Fußballer – und eine Gemeinsamkeit abseits des Balles. Der Korbjäger Yannick Armbrust vom Erstligisten MHP Riesen Ludwigsburg, der Torewerfer Max Emanuel vom Zweitligisten SG BBM Bietigheim und der Kicker Sebastian Schiek vom Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach studieren allesamt seit dem vergangenen Monat an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart. Diese ist – seit vier Jahren – die einzige „Partnerhochschule des Spitzensports“ in der Landeshauptstadt.

 

Neben Yannick Armbrust (20), Max Emanuel (21) und Sebastian Schiek (25) haben zu diesem Semester noch drei weitere Toptalente damit begonnen, an der DHBW Stuttgart Sport und Studium miteinander zu verknüpfen. Der aus Dudenhofen stammende Leichtathlet Florian Lickteig (19), Deutscher Meister und Vizeeuropameister über 110 Meter Hürden in der Altersklasse U 20, belegt das Fach International Business. Dazu kommen noch zwei Sportschützen: Der 20-jährige Mundelsheimer André Link (als Juniorenweltmeister und Deutscher Meister mit dem Freien Gewehr ein aussichtsreicher Olympiakandidat) studiert Wirtschaftsinformatik, der 19-jährige Eislinger Philipp Holzner (Teamdritter bei den diesjährigen Europameisterschaften der Junioren) Kommunikationsinformatik.

Akademische Freiräume für die Athleten

Auf Grundlage einer Kooperationsvereinbarung mit dem Olympiastützpunkt Stuttgart wird ermöglicht, wettkampfbedingte Fehlzeiten nachzuarbeiten oder Abgabe- und Prüfungstermine individuell anzupassen. Auch die sonstige Anwesenheitspflicht ist für die Athleten abgeschwächt. „Als Partnerhochschule des Spitzensports ist es uns wichtig, ihnen den nötigen Freiraum zu geben, damit sie Leistungsport und eine fundierte akademische Ausbildung vereinbaren können“, sagt Joachim Weber, der Rektor der DHBW Stuttgart. Den gleichen Status pflegen auch die Hochschule Esslingen, die Universität Tübingen und – seit einigen Tagen – die PH Ludwigsburg.

Der Handballer Max Emanuel, der als Kapitän des Juniorennationalteams Europameister wurde und 2015 bei den Weltmeisterschaften Bronze holte, stieg mit dem SC DHfK Leipzig vergangene Saison in die Bundesliga auf. Danach wechselte der Linkshänder innerhalb der zweiten Liga zur SG BBM Bietigheim und begann ein Studium des BWL-Industrie/Dienstleistungsmanagements an der DHBW Stuttgart mit mehr als 30 Wochenstunden. „Ich habe mich sehr reingehängt, um reinzukommen, weil es eine super Möglichkeit ist, beides zu verbinden“, sagt der Delitzscher. Teilweise hat er von 9 bis 18 Uhr Seminare und anschließend noch von 20 bis 22 Uhr Training. „Wenn du so einen vollen Tagesablauf hat, fällst du abends richtig kaputt ins Bett“, sagt Max Emanuel.

Yannick Armbrust (BWL-Industrie) und Sebastian Schiek (BWL-Dienstleistungsmanagement-Sportmanagement) sind zwar im Gegensatz zu den anderen vier erwähnten Sportlern keine Bundeskadermitglieder. Da der Trainings- und Wettkampfaufwand bei ihnen aber damit vergleichbar ist, werden sie analog zur Kooperationsvereinbarung von ihren Studiengangsleitern bei dem umfangreichen Programm unterstützt. „Die ersten zwei Wochen waren schwer, aber jetzt hat man sich langsam daran gewöhnt“, sagt der Basketballer Yannick Armbrust, der bisher bei neun Sekunden Einsatzzeit in der Bundesliga steht. Er ist bei den MHP Riesen Ludwigsburg der einzige Spieler im Kader, der nicht Vollprofi ist: „Es ist so schon schwerer reinzufinden, aber das Studium ist es wert.“

Existenzgedanken nach schwerer Knieverletzung

Die Doppelbelastung hat es in sich. „Es steckt viel Arbeit drin. Wenn man heimkommt, ist man am Ende – spätestens um 22.30 Uhr bin ich mittlerweile im Bett und schlafe“, sagt der Fußballer Sebastian Schiek, der bis zum Jahresende auch noch aus Karlsdorf bei Bruchsal herpendelt. Zweimal in der Woche trainieren die Großaspacher vormittags. Einmal ist der 25-Jährige von seinem Club befreit, einmal von der Hochschule. Dann heißt es Skripte nacharbeiten, wobei Mitschriften von Kommilitonen helfen: „Ich bekomme von allen eine riesen Unterstützung.“

Vor seiner Zeit in Großaspach war Sebastian Schiek von 2003 bis 2014 beim Karlsruher SC. Es ging bei dem Zweitligisten stetig bergauf für ihn, bis in die erste Mannschaft. Dann stoppte ihn jedoch eine schwere Knieverletzung: „Das Karriereende stand im Raum.“ Sein auslaufender Vertrag wurde 2014 beim KSC nicht verlängert. Zwei Monate war er dann arbeitslos – bis er für ein Jahr in Großaspach unterschrieb. „Die Zeit war gar nicht schön. Ich habe mir viele Existenzgedanken gemacht“, sagt der rechte Verteidiger. „Ich bin froh, jetzt drei Jahre Planungssicherheit zu haben.“ So lange läuft sein neuer SG-Kontrakt – und auch sein Vertrag mit dem (Team-)Hotel Sonnenhof, seinem DHBW-Praxisbetrieb.

Bislang läuft es gut, besonders auch auf dem Platz. Die Großaspacher, bei denen etliche Spieler auf einer dualen Schiene fahren, stehen in der dritten Liga überraschend auf Rang zwei. Sebastian Schiek hat alle 17 Saisonpartien über 90 Minuten bestritten und dabei zwei Tore erzielt. „Wir wollen den Trend in den letzten Spielen vor der Winterpause bestätigen“, sagt der Student, der neuerdings abends immer zeitig zu Bett geht.

Die Duale Hochschule Baden-Württember

Stuttgart Die Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart gehört mit rund 8800 Studierenden in Bachelor- und Masterstudiengängen zu den größten Hochschuleinrichtungen in den Regionen Stuttgart und Oberer Neckar. In Kooperation mit rund 2500 ausgewählten Unternehmen und sozialen Einrichtungen bietet sie mehr als 40 national und international anerkannte, berufsintegrierte Bachelorstudienrichtungen in den Fakultäten Wirtschaft, Technik und Sozialwesen an.

Zweiklang An der DHBW sind landesweit gegenwärtig 34 000 Studierende eingeschrieben. Diese wechseln im dreimonatigen Rhythmus zwischen der Hochschule und dem Ausbildungsbetrieb, dem Dualen Partner. Auf diese Weise sammeln sie bereits während der Studienzeit Berufserfahrung. Weitere Vorteile sind finanzielle Unabhängigkeit, hohe Übernahmequoten, kleine Kursgruppen und internationale Ausrichtung .