Die angesehene Stuttgarter Sportklinik muss wohl Abschied nehmen von dem geplanten Neubau im Neckarpark. Das Projekt wäre zu teuer, ein möglicher Baustart nicht absehbar. Nun planen die Verantwortlichen einen Teilneubau auf dem bestehenden Gelände.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Stuttgarter Sportklinik hat auf ihrem Gebiet einen Ruf weit über Stuttgart hinaus. Und seit Kurzem hat das renommierte, beim Bad Cannstatter Kursaal gelegene Haus eine neue Führung: ein Team von vier gleichberechtigten Ärzten, darunter VfB-Mannschaftsarzt Raymond Best. Das sieht nach einer Weichenstellung in die Zukunft aus. Fehlt nur noch, dass der geplante Neubau der Sportklinik im Neckarpark verwirklich wird.

 

Doch aus diesem seit Jahren gehegten Wunsch wird womöglich nichts. Die Verantwortlichen prüfen jetzt jedenfalls eine Erneuerung am Standort, weil ein Neubau am Wasen sehr teuer käme und dort einstweilen auch gar kein Baurecht besteht.

An der Kapazitätsgrenze

Die Fachklinik für orthopädische Chirurgie, Unfallchirurgie und Sportmedizin mit 75 Betten hat einen stetigen Aufschwung erlebt. Seit 2008 ist die Zahl der stationär behandelten Patienten von 3800 auf 4900 im Vorjahr gestiegen. Dazu kommen gut 19 000 Patienten, die in der Ambulanz behandelt werden. Obwohl zu den drei alten Operationssälen, die erneuert werden müssen, vor wenigen Jahren ein vierter kam und dann noch ein fünfter für kleinere Eingriffe, stellt der Aufsichtsratsvorsitzende Volker Munk fest: „Wir arbeiten schon wieder an der Kapazitätsgrenze.“

In absehbarer Zeit also braucht die Sportklinik baulich eine Perspektive. Die wird sich im Neckarpark so schnell aber nicht bieten. „Dort gibt es immer noch keinen Bebauungsplan“, erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende. „Und vor dem Jahr 2017 ist da auch nichts zu erwarten.“

Neubau im Neckarpark immer unwahrscheinlicher

Es gibt aber noch einen zweiten gewichtigen Grund, warum man bei der Sportklinik nach einem Plan B für die künftige Entwicklung sucht. Ursprünglich war man von 35 bis 40 Millionen Euro ausgegangen, die der Neubau im Neckarpark kosten würde. Nun ist von bis zu 50 Millionen Euro die Rede. „Das wäre dann nicht mehr darstellbar“, räumt Volker Munk ein.

Zumal von dieser Summe nur die stationären Bereiche förderfähig wären. Und bekanntlich trägt das Land ohnehin nur etwa die Hälfte der Investitionskosten. So müsste nicht nur der Mehrheitsgesellschafter Württembergische Sporthilfe, der 51 Prozent an der Sportklinik hält, etwa zehn Millionen Euro zuschießen, sondern auch die Landeshauptstadt mit ihren 49 Prozent.

Neubau nebenan geplant

Deshalb gibt es jetzt die Alternativplanung der Klinikverantwortlichen für eine Erneuerung am Standort. Diese sieht vor, das lang gestreckte, rund 40 Jahre alte Gebäude an der Taubenheimer Straße zu sanieren und durch einen Neubau an der Ecke zur Martin-Luther-Straße zu ergänzen. Dafür würde man das zur Sportklinik gehörende Gebäude mit Personalwohnungen und Arztzimmern abreißen. Auch diese Lösung würde freilich einen beträchtlichen zweistelligen Millionenbetrag erfordern.

Noch ist nichts entschieden, und ganz hat man sich bei der Sportklinik auch noch nicht vom Standort Neckarpark verabschiedet. Anders als Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle (Grüne): „Das rechnet sich nicht, das hat der Träger Stadt schon lange gesagt, aber keiner wollte es hören.“ Dass die Sportklinik, die neben zahlreichen Spitzensportlern und Mannschaften auch den Stuttgarter Olympiastützpunkt sowie nationale wie internationale Sportveranstaltungen betreut, eine tragfähige Perspektive braucht, ist aber auch für Werner Wölfle unbestritten. „Man muss aber eine finanzierbare Lösung finden“, sagt der Bürgermeister, der stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat der Sportklinik ist. Und die neuen Pläne habe er sich „noch nicht angeschaut“.

Die Stadt muss dem neuen Konzept zustimmen

Wäre es nach Werner Wölfle gegangen, hätte die Sportklinik eine neue Bleibe im städtischen Krankenhaus in Bad Cannstatt bekommen. Die aus Sicht des Bürgermeisters bis heute für beide Seiten beste Lösung ist nun aber nicht mehr möglich, da die Räume vergeben sind. Demgegenüber bleibt man bei der Sportklinik dabei, dass dieser Schritt das sichere Ende der renommierten Marke bedeutet hätte. Volker Munk: „Dass wir nicht ins KBC gegangen sind, das bedauere ich in keinster Weise.“