Für sein Engagement ist Folker Baur als Sportpionier ausgezeichnet worden. Der Plieninger übt zahlreiche Ehrenämter aus.

Plieningen - Die 63 – so scheint es – ist derzeit Folker Baurs Schicksalszahl. Nicht nur, dass der Mann, der in Plieningen so bekannt ist wie der sprichwörtliche bunte Hund, genau so alt an Lebensjahren ist. Baur hat sich die Mühe gemacht, einmal nachzuzählen, bei wie vielen Sitzungen er für seine vielen Ehrenämter im vergangenen Jahr war. Es sind, wie könnte es anders sein, 63 an der Zahl. Macht im Schnitt mehr als eine pro Woche – ein Pensum, das viele Jüngere in die Knie zwingen würde.

 

Dieses Engagement ist auch der Stadt nicht verborgen geblieben. Kürzlich hat der Gemeinderat Folker Baur zusammen mit drei anderen Ehrenamtlichen als Sportpionier ausgezeichnet. Den Preis bekommen Menschen, die sich „außergewöhnliche Verdienste um den Sport in der Landeshauptstadt erworben“ haben, heißt es in den Richtlinien.

Schon seit dem 18. Lebensjahr im Ehrenamt

Für Folker Baur kam die Ehrung überraschend. „Ich habe erst hinterher begriffen, welchen Stellenwert das hat.“ Dabei setzt sich Baur schon seit seinem 18. Lebensjahr für den Sport ein. Angefangen hat er als Jugendtrainer bei dem Verein, der ihm immer Heimat war: dem TV Plieningen. Von 1979 bis 1989 war er dessen stellvertretender Vorsitzender, anschließend bis heute Vereinschef. Eben erst ist er für zwei weitere Jahre wiedergewählt worden. In seiner Amtszeit hat er zum Beispiel das 125-Jahr-Jubiläum des Vereins organisiert. Seit 17 Jahren stellt er zudem das Hohenheimer Schlossradrennen auf die Beine, das er mit Reinhard Grauer ins Leben gerufen hat. Und er organisiert als stellvertretender Vorsitzender der Plieninger Leistungsgemeinschaft das Dorffest, das Sommerfest und den Markttag zum Advent. Dass er im Ort so gut vernetzt ist, macht Baur die Arbeit leichter. „Ich renne aber auch offene Türen ein, die Unterstützung ist überwältigend“, lobt er die Plieninger.

Doch nicht nur als Funktionär ist Baur aktiv. „Ich war schon immer sportverrückt“, sagt er. In seiner Jugend hat er in Möhringen in der Bundesliga Handball gespielt. Auch Fußball gehört zu seinem Repertoire, ebenso Tennis und Leichtathletik. Mit 16 hat er sich zum Skilehrer ausbilden lassen, und bis heute legt er jedes Jahr rund 7000 Kilometer mit dem Rennrad zurück.

Eine sportverrückte Familie

Das komme daher, dass er aus einer sportbegeisterten Familie stammt, erzählt Baur. Der Vater war Handballer, die Mutter war nicht nur sportlich aktiv, sondern verpasste auch keine Sportsendung im Fernsehen. „Die Sportschau war heilig bei uns“, sagt Baur. Wenig verwunderlich also, dass er schon als Junge im elterlichen Garten Hochsprung geübt und Hindernisläufe über Apfelsaftkisten veranstaltet hat. In jener Zeit hat Baur auch das erfahren, was für ihn ein zentraler Wert im Leben ist: Solidarität. „Meine Eltern hatten nicht viel Geld, weil mein Vater früh krank wurde. Immer wieder haben Nachbarn und Trainer es mir ermöglicht, Sport zu machen, haben mal eine Karte für den Skilift gezahlt“, erzählt er. Das hat Baur nicht vergessen. Deshalb kümmert er sich heute selbst um Menschen, die sozial benachteiligt sind. „Was ich als Jugendlicher an Hilfe erlebt habe, will ich zurückgeben. Ich bin zufrieden, wenn ich sehe, dass das funktioniert“, berichtet er über sein soziales Engagement. Auch die Inklusion ist ihm ein Herzensanliegen: So hat Baur zum Beispiel dafür gesorgt, dass Behinderte einen Platz im Verein gefunden haben.

Sein Hobby, den Sport, hat der gelernte Automechaniker zum Beruf gemacht: 1979 übernahm Baur den Laden an der Filderhauptstraße und machte sich als Sportartikel-Händler zusammen mit seiner damaligen Frau Gisela selbstständig. Die Ehe ist 1987 zerbrochen. Baur, der sich als Familienmensch bezeichnet, hat seine 1983 geborene Tochter Stephanie allein großgezogen. Heute ist er stolzer Opa einer knapp einjährigen Enkelin. Die besucht er so oft es geht in Köln, wo die Tochter mit ihrer Familie lebt. „Ich bin glücklich, dass alles so harmonisch abläuft, das ist mir wichtig.“

Baur will sich weiterhin engagieren

Auch sein eigenes Glück hat Baur gefunden. Seit 1993 ist er in zweiter Ehe mit Liliana verheiratet. „Sie ist ein wunderbarer Mensch, steht voll hinter mir.“ Ohne ihr Verständnis würden seine Ehrenämter nicht funktionieren. Kürzer treten will er nicht – obwohl er vor einem Jahr einen Schlaganfall hatte. „Inzwischen ist alles wieder gut.“ Ein Warnschuss sei der Vorfall trotzdem gewesen, Baur ist ins Nachdenken gekommen. Doch einen wie ihn, dem „der Sport in die Wiege gelegt“ wurde, kann das nicht aufhalten: „Solange ich es gesundheitlich kann, bewege ich mich weiter. Ohne Sport kann ich nicht leben.“ Letzteres glaubt man Folker Baur aufs Wort.