Die Firma Hauber bietet sich als Investor an. Die Frage ist, ob die Stadt Nürtingen als Mieter am Ende nicht drauf legt. Geprüft wird nun, ob eine eigene Halle neben dem Hallenbad günstiger kommt.

Nürtingen - Ein ungewöhnliches Konstrukt für den Bau einer Sporthalle hat zu einer kontroversen Diskussion im Nürtinger Gemeinderat geführt. Das in der Stadt ansässige Textilunternehmen Hauber will in der Sigmaringer Straße eine dreitteilige Sporthalle mit Tiefgarage, Bistro und Hotel bauen. Die Halle und das Grundstück sollen im Eigentum der Hauber Gruppe bleiben, und die Stadt soll für 30 Jahre als Generalmieter auftreten. Jedoch gibt es im Gemeinderat große Zweifel, ob das für die Stadt ein gutes Geschäft ist.

 

Eigene städtische Halle könnte langfristig günstiger sein

Die Kostenschätzung hatte die Firma Hauber dem Gremium Mitte Juli in nichtöffentlicher Sitzung vorgestellt. Wie hoch die Investitionskosten für das Projekt wären, ist bisher nicht nach außen gedrungen. Der Stadtrat Arnulf Dümmel (Liberale) präsentierte am Dienstagabend aber einige Zahlen. Demnach müsste die Stadt für Hallen- und Parkplatzmiete auf 30 Jahre gerechnet mindestens 13 Millionen Euro aufwenden. Diese Summe könnte sich durch Mieterhöhungen, Zinsen, Neben- und Betriebskosten sowie Ausgaben für Wartung, Reparaturen und Instandhaltungen, die der Mieter ebenfalls zu tragen hätte, auf 21 Millionen Euro erhöhen, befürchtet die Fraktion der Liberalen.

Hauber hatte sein Investitionsvorhaben im Juli mit dem Bau einer städtischen Sporthalle verglichen. Arnulf Dümmel sparte jetzt nicht mit Kritik. „Die fiktive Gegenüberstellung erscheint uns alles andere als realistisch“, so das Fazit. Zum einen hinke der Zinsvergleich, wenn der Investor für sich von einem Zinssatz von 2,5 Prozent ausgehe, im Fall eines Eigenbaus der Stadt Nürtingen aber von vier Prozent.

Solch eine öffentlich-private Partnerschaft ist fast beispiellos

Schon bei gleichem Zinssatz wären die Kosten für die Stadt beim Bau einer eigenen Halle auf 30 Jahre gerechnet um mehr als vier Millionen Euro günstiger. Und die Fraktion sei überzeugt, dass sich die Stadt am Kapitalmarkt Geld zu einem Zinssatz unter zwei Prozent besorgen könne. Hinzu kämen zu erwartende Zuschüsse seitens des Landes von bis zu 30 Prozent. Er habe nachgeforscht, so Dümmel, und in ganz Deutschland nur eine Sporthalle gefunden, die ein Investor gebaut und die eine Kommune dann gemietet hat – in der Gemeinde Glienicke in Brandenburg.

Kann man beim Württembergischen Landessportbund weitere Beispiele einer solchen öffentlich-privaten Partnerschaft aufzählen? „Uns ist nichts dergleichen bekannt“, sagt der WLSB-Sprecher Thomas Müller auf Nachfrage. Über die Gründe, warum es dazu bisher nicht gekommen ist, wisse er nichts.

Alternativstandort beim Hallenbad wird nun geprüft

Die Fraktionen von SPD, NT 14 und Nürtinger Liste/Grüne teilen die Bedenken der Liberalen. „Wir halten es für unverantwortlich, jetzt eine Entscheidung zu treffen“, sagte die SPD-Fraktionschefin Bärbel Kehl-Maurer. Die Kritiker fordern die Prüfung des Geländes „Schreibere“ beim Hallenbad als Alternativstandort. Auf eigenem Grundstück könnte die Stadt dort selber bauen. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung soll nun einen Kostenvergleich ermöglichen.

Die Verwaltung sowie die Fraktionen von CDU und Freien Wählern favorisieren indes die Sigmaringer Straße. Eine Sporthalle dort würde sich städtebaulich gut in den Campus der Fachhochschule einfügen. Zudem hätten die Schüler von benachbarten Schulen kürzere Wege zurückzulegen als in die Schreibere. Und schließlich könnte in der Sigmaringer Straße schneller gebaut werden – frühestens in einem Jahr.