Der Sportverein Möhringen (SVM) hat mittlerweile für vier Jugendliche aus Marokko, Syrien, Algerien und Somalia erfolgreich einen Spielerpass beantragt. Und die Spieler haben bereits wichtige Tore geschossen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Jussuf Mahat kommt aus Somalia. Ein Jahr lang war der 15-Jährige unterwegs. Seit Oktober ist er in Deutschland; zu Fuß lief er durch die Wüste. Derzeit lebt er im Hans-Rehn-Stift. In dem Pflegezentrum an der Supperstraße sind auch Flüchtlinge untergebracht. Doch viel Abwechslung gibt es für den Jungen auf der Rohrer Höhe nicht. Jeden Montag und jeden Mittwoch kommt Jussuf Mahat deshalb auf das Gelände des SV Möhringen an der Lohäckerstraße. Dann tritt er gegen den Ball und macht die Tore. „Fußball ist für mich ein Stück Freiheit“, sagt Jussuf. Obwohl er erst seit Kurzem hier ist, spricht er Deutsch. Seit er laufen könne, stehe er auf dem Platz. Auch in seiner Heimat habe er im Verein gespielt. „Aber bei mir zu Hause herrschen Krieg und Unterdrückung.“ Ob er mal ein Fußballstar werden wolle? „Mein Traum ist es, höherklassigen Fußball zu spielen“, antwortet der Jugendliche.

 

Beim SV Möhringen spielt er in der Jugend C2. Damit ist er einer von vier Flüchtlingen, für die der SVM erfolgreich Spielerpässe beantragt hat. Das ist gar nicht so einfach. Denn es gibt Vorschriften, dass Kontakt zu den Herkunftsländern aufgenommen werden muss, damit die Spieler nicht für mehrere Mannschaften gleichzeitig gemeldet sind. Neben Jussuf spielt noch je ein Junge aus Marokko, Syrien und Algerien in der A-, B- beziehungsweise C-Jugend des SVM. „Und das sehr erfolgreich“, betont Werner Bartel. Er ist der Leiter der Abteilung Fußball. Zudem müssen auch Flüchtlinge beim SVM Mitglied sein, um am Spielbetrieb teilnehmen zu können. Sonst wären sie nicht versichert. Doch die Jungen haben gar kein Geld, um den Mitgliedsbeitrag bezahlen zu können. „Zum Glück bekommen wir Unterstützung vom Freundeskreis und der evangelischen Kirchengemeinde“, sagt Bartel. Auch viele Vereinsmitglieder und Eltern junger Spieler engagieren sich, helfen bei Formalitäten oder spenden Sportkleidung und Schuhe.

Der Aktionstag war nur der Auftakt

Der Verein wolle Präsenz zeigen und seine Verantwortung bei der Integration von Flüchtlingen wahrnehmen, sagt Bartel. „Ursprünglich hatten wir uns das alles etwas einfacher vorgestellt“, gibt der Abteilungsleiter zu. Doch schon beim Aktionstag für Flüchtlinge Anfang Februar war dem Vereinsvorstand klar geworden, dass es viele bürokratische Hürden gibt.

Abgeschreckt hat das den SVM nicht. Für den Verein war der Aktionstag nur der Auftakt. „Das war ein großer Erfolg“, sagt Bartel. Etwa 60 Flüchtlinge und ebenso viele SVM-Spieler kamen. Mittlerweile öffnet der Verein seinen Platz mittwochs für Flüchtlinge. 20 bis 30 Männer und Jungs kommen dann auf das Gelände an der Lohäckerstraße – einfach nur um zu kicken und Spaß zu haben. Für viele ist es der Höhepunkt der Woche. Und manche Jungs aus den Möhringer Unterkünften sieht Bartel fast täglich auf dem Platz. Man sehe den Menschen an, wie sehr sie das Spiel lieben und wie gut es ihnen tue, etwas Ablenkung zu bekommen und Kontakte knüpfen zu können, sagt Thomas Kohler. Er ist der stellvertretende Jugendleiter beim SVM.

Verständigung mit Händen und Füßen

Patrick Niederelz ist noch nicht lange beim SVM. „Ich kam quasi mit dem Aktionstag zum Verein“, sagt er. Mittlerweile ist er nicht nur Trainer in der F-Jugend, sondern auch zuständig für das Thema Flüchtlinge. „Ich habe bisher nur positive Erfahrungen gemacht“, sagt Niederelz. Natürlich gebe es hin und wieder Verständigungsprobleme. „Aber dann probieren wir es eben mit Händen und Füßen“, sagt Niederelz und lacht. Der SVM sei sowieso ein sehr internationaler Verein, sagt Bartel und ergänzt: „Wir hatten damit noch nie Probleme.“ Das kann Jussuf Mahat nur bestätigen. „Ich wurde sehr freundlich aufgenommen“, sagt der 15-Jährige.