Michaela Netzer-Voit ist von ihrem Amt als geschäftsführende Vorsitzende im SV Vaihingen zurückgetreten. Künftig führt sie die Turnabteilung des Vereins an.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen – Michaela Netzer-Voit liebt den Sport und das Vereinsleben. Sie ist damit groß geworden, hat schon als Kind geturnt und „viel Gutes erfahren“, sagt die 51-Jährige. Nun wolle sie diese Erfahrungen an andere weitergeben, eben etwas zurückgeben. Seit 1985 ist sie Kinderturnwartin beim Sportverein Vaihingen (SVV), seit 2000 die stellvertretende Leiterin der Abteilung Turnen und seit 2010 zusätzlich die Vizepräsidentin für die Geschäftsführung. Außerdem engagiert sich die Wahl-Möhringerin seit 2012 im Schwäbischen Turnerbund. Auch dort ist sie Vizepräsidentin.

 

„Doch das alles war irgendwann zu viel“, sagt Netzer-Voit. Schon vor einiger Zeit sei in ihr der Entschluss gereift, als Vizepräsidentin im SVV aufzuhören. Aber im Jubiläumsjahr kam dieser Schritt für sie nicht in Frage. 2014 feierte der SVV sein 125-jähriges Bestehen. „Ich hatte dem Verein versprochen, dass er da auf mich zählen kann.“

Das Jubiläumsjahr ist geschaffen

Nun ist das Jubiläumsjahr geschafft, und nun hat Netzer-Voit sozusagen ernst gemacht. Bei der jüngstem Mitgliederversammlung legte sie ihr Amt als Vizepräsidentin nieder. Dazu bewogen habe sie auch, dass Inge Janle als Leiterin der Turnabteilung zurücktrat. In der Abwägung seien ihr die Turner doch näher gewesen als der Gesamtverein, räumt Netzer-Voit ein. Sie steht nun an der Spitze der Abteilung.

Und es gibt viel zu tun. Vor einiger Zeit wurden die Turner um den Freizeit- und Gesundheitssport erweitert. Es geht um den demografischen Wandel. Also darum, auf die durchschnittlich immer älter werdenden Bevölkerung einzugehen und Sport für Senioren anzubieten. Der SVV beteiligt sich beispielsweise an der stuttgartweiten Aktion „Sport im Park“.

Den Anschluss nicht verlieren

Es geht aber auch darum, den Anschluss an die Kinder und Jugendlichen nicht zu verlieren. Mit dem Ausbau der Ganztagsbetreuung verbringen die Mädchen und Jungen immer mehr Zeit in den Kindergärten und Schulen. Da bleibt nur noch wenig Luft für die Vereine. Also gehen diese mehr und mehr zu den Kindern hin. Michaela Netzer-Voit hat vor einiger Zeit das Projekt Kita-fit ins Leben gerufen. Dabei kommen einmal in der Woche ausgebildete Trainer in die Einrichtungen, um mit den Kindern Sport zu machen. Ein ähnliches Angebot möchte sie für Ganztagsschulen auf die Beine stellen. „Wir wollen, dass die Kinder auch künftig an sportlichen Angeboten teilnehmen können“, sagt Netzer-Voit. Aber es gehe auch darum, motivierte und begabte Kinder für den Verein zu interessieren.

Auch für den Bewegungsaktionstag zeichnet Netzer-Voit verantwortlich. Einmal im Jahr sind Grundschüler und Kindergartenkinder zu einem Sporttag auf das Vereinsgelände eingeladen. Der nächste Termin ist am 21. Mai. Wieder sollen rund 1000 Kinder kommen.

Amt im Schwäbischen Turnerbund

All diese Projekte möchte Netzer-Voit weiter vorantreiben. Zudem ist sie im Schwäbischen Turnerbund für zwölf Sportarten zuständig. „Deren Belange vertrete ich im Vorstand und im Präsidium“, sagt Netzer-Voit. Es gehe darum, die Sportarten weiterzuentwickeln und Wettkämpfe auszurichten. „Letztlich geht es um Sportpolitik“, sagt die 51-Jährige.

Es bleibt also genug zu tun, auch ohne das geschäftsführende Amt im SVV. Leicht ist Netzer-Voit der Rücktritt aber nicht gefallen. Denn es gibt keinen Nachfolger. Der Verein habe intensiv gesucht und ganz konkret einzelne Mitglieder angesprochen. „Aber wir haben immer nur Absagen bekommen“, bedauert Netzer-Voit.

Auf die Frage, was das für den Verein bedeutet, antwortet sie: „Ich finden diesen Zustand untragbar.“ Der SVV habe zwar auch einen hauptamtlichen Geschäftsführer, aber letztlich treffen die Ehrenamtlichen die Entscheidungen. So stehe es in der Satzung. Freilich sei der Verein auch ohne geschäftsführenden Vorsitz handlungsfähig, sagt Netzer-Voit. Aber das unbesetzte Amt sei doch ein schlechtes Zeichen. „Ich würde mir mehr Engagement wünschen.“