Die Sportvereine erhalten größeren Zulauf an Mitglieder als in den vergangenen Jahren. Für den sozialen Zusammenhalt ist das eine gute Nachricht, findet unser Auto Cedric Rehman. Doch in den Städten zeichnet sich eine andere Entwicklung ab.

Filder - Ein Ortsbesuch im Oktober 2015 zeigt anschaulich, was die Vereine derzeit für die Integration von Flüchtlingen leisten. An der Calisthenics-Anlage auf dem Gelände des LAC Degerloch schwingt kurz vor der offiziellen Eröffnung eine Gruppe Jugendlicher an den Stangen, um für ein Pressefoto zu posieren. Unter den jugendlichen Fitnessbegeisterten ist ein 17-jähriger Syrer. Er sei seit eineinhalb Jahren in Deutschland und begeistere sich seitdem für den Trendsport, erzählt der junge Mann in leidlich gutem Deutsch. Der LAC Degerloch bietet ihm seit Oktober 2015 die Gelegenheit dazu, mit seinen deutschen Freunden den Sport an einer professionellen Anlage auszuüben und verlangt nicht einmal einen Mitgliedsbeitrag.

 

Das Beispiel zeigt, dass die Sportvereine Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen. Egal, ob sie Flüchtlinge aufnehmen, Senioren günstige Fitnesskurse ermöglichen oder mit einem Vereinsfest den Ort beleben. Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass die Mitgliederzahlen in diesem Jahr – wenn auch in einem recht beschaulichen Maß – angestiegen sind. Dabei ist die Lage in Zahlen ausgedrückt nicht einmal so schlecht. Trotz des viel beschworenen Trends zum individualisierten Sport etwa in Fitnessstudios bleibt es dabei, fast 24 Millionen Menschen engagieren sich hierzulande in einem Sportverein.

Begrenzt Luft nach oben

Bei solchen Zahlen gibt es nur begrenzt Luft nach oben – genügend Sportmuffel gibt es schließlich auch noch in Deutschland. Allerdings haben es die Vereine in einer Großstadt wie Stuttgart tatsächlich ungleich schwerer als auf dem Land. Sie werden dort immer weniger als Kümmerer wahrgenommen, die zu unterstützen sind. Eher sind sie für viele eine Art Volkshochschule für die körperliche Gesundheit, die mal das passende Angebot hat, mal nicht.

Die Zahl derjenigen, die beim Vereinsfest am Grill stehen, wird deshalb zumindest in den Metropolen dauerhaft sinken. Die Vereine werden sich schlanker aufstellen müssen und einige Aktivitäten einstellen. Wenn also in Stuttgart und anderen Großstädten die Sportvereine an Bedeutung verlieren, werden das auch viele spüren, die für Vereinsmeierei eigentlich nur ein müdes Lächeln übrig haben.