Sportvereine wie der Degerlocher Luftbadverein und der TEC Waldau müssen derzeit Projekte zwischenfinanzieren. Denn bei der Auszahlung von Bauzuschüssen von Stadt und Land gibt es derzeit einen Stau.

Degerloch - Damit müsse der Verein eben leben, sagt Thomas Bürkle vom TEC Waldau. Im kommenden Jahr soll die alte Halle abgerissen werden, damit ein modernes Gebäude errichtet werden kann. Zuschüsse sind zugesagt. Dennoch wird der Verein sich zunächst auf eigene Möglichkeiten verlassen müssen, den Bau zu bezahlen. Denn bis die Zuschüsse ausgezahlt werden, dürfte einige Zeit verstreichen, schätzt Thomas Bürkle.

 

„Wir waren uns immer bewusst, dass das dauern wird“, sagt der Clubmanager. Bei der Zwischenfinanzierung sei der TEC Waldau aber in guten Gesprächen, fügt Bürkle hinzu. Der Verein ist mitnichten der einzige, der derzeit auf zugesagte Zuschüsse warten muss. CDU und Grüne im Gemeinderat haben in Anträgen bereits beklagt, dass Vereine in Stuttgart Zwischenkredite aufnehmen müssten, weil es einen Auszahlungsstau bei Baukostenzuschüssen gebe. Die Grünen fordern die Verwaltung auf, aufzuzeigen, wie zeitnah Abhilfe geschaffen werden kann.

Die CDU fordert eine einmalige Aufstockung des Budgets für Bauprojekte von Sportvereinen um 1,17 Millionen Euro. Das entspricht der Summe, die laut CDU derzeit im Budget fehle. Für das Loch in der Kasse macht die Fraktion einen Beitrag der Stadt in Höhe von 1,05 Millionen Euro verantwortlich. Er floss vor einigen Jahren in den Bau der Molly-Schauffele-Halle an der Mercedesstraße in Bad Cannstatt.

Für Fred-Jürgen Stradinger von der CDU im Gemeinderat steht fest, dass die Stadt rasch handeln muss. Auch der Württembergische Landessportbund (WLSB) würde seine Zuschüsse in Tranchen zahlen, sagt er. „Wenn das die Stadt jetzt auch noch tut, ist das für die Vereine schwierig.“

Banken achten auf Eigenkapital der Vereine

Der CDU-Politiker meint zudem, dass es für viele Vereine zum Problem geworden sei, Kredite von Banken zu bekommen. Das hänge mit verschärften Vorgaben für europäische Geldintitute zusammen, die bei ihren Kunden in Folge der Finanzkrise stärker auf das Eigenkapital achten müssten. „Wir müssen deshalb etwas tun. Wir können die Vereine in dieser schwierigen Lage nicht hängen lassen“, sagt Stradinger.

Thomas Müller, Sprecher des WLSB bestätigt, dass der Dachverband der württembergischen Sportvereine derzeit einige Zeit benötige, um Zuschüsse des Landes an die Vereine auszuzahlen. „Es ist ganz einfach: Im Moment gibt es mehr Anträge, als Geld vorhanden ist“, sagt Müller.

Zum Teil sei die hohe Anzahl an Bauprojekten auch den niedrigen Zinsen geschuldet, die – sofern genügend Eigenkapital vorhanden ist – eine Kreditaufnahme bei Banken verlockend erscheinen lassen, meint Müller. Dies verstärke aber nur einen Trend, der ohnehin gegeben sei, sagt er. Im kommenden Jahr könnte die Neuregelung des Solidarpakts dazu führen, dass das Land den WLSB mit mehr Geld ausstatten kann. „Wir rechnen mit fünf Millionen in den kommenden fünf Jahren für uns und die badischen Dachverbände“, sagt Müller. Der WLSB wolle die üppiger gefüllten Kassen dazu nutzen, ausstehende Zuschüsse auszuzahlen. „Der Stau soll, soweit möglich, aufgelöst werden“, sagt Müller.

Für Jörg Englert vom Luftbad-Verein dürften das gute Nachrichten sein. Denn auch er beklagt, dass sein Verein lange auf Zuschüsse vom WLSB und der Stadt warten muss. Im Moment steht beim Luftbad-Verein ein Anbau an. „Wir haben Glück, dass wir bei unserer Bank eine gute Bonität genießen“, sagt Englert. Ohne Zwischenfinanzierung sei auch beim Luftbad-Verein keine Investition mehr möglich. Für ihn würde eine schnellere Auszahlung zugesagter Zuschüsse letztlich auch eine geringere Abhängigkeit von seiner Bank bedeuten. „Wir fänden es prima, wenn die Politik etwas für uns Vereine tun kann“, sagt der Vereinsvorsitzende.