Der eine verrechnete sich um mehrere Milliarden, der andere soll angeblich Minus und Plus verwechselt haben: Im Porsche-Prozess kommen die beauftragten Finanzexperten zum Teil auf ganz unterschiedliche Ergebnisse.

Stuttgart - Im Kreditbetrugs-Prozess gegen den früheren Porsche-Finanzchef Holger Härter streiten Experten über die Details seiner komplizierten Finanzgeschäfte. Ein von der Staatsanwaltschaft beauftragter Sachverständiger kritisierte am Montag vor dem Landgericht Stuttgart das Gutachten vonseiten der Verteidigung. Der Sachverständige habe die finanziellen Risiken von Porsche falsch berechnet, sagte Wertpapier-Experte Prof. Hans Peter Steinbrenner.

 

Porsche hatte 2009 mit Hilfe von Optionsgeschäften versucht, nach der Macht bei Volkswagen zu greifen. Die Anklage wirft Härter vor, eine Bank dabei gezielt getäuscht zu haben. Der von Härters Verteidigung beauftragte Gutachter - der Betriebswirtschaftsprofessor Klaus Schäfer - hatte in der vergangenen Woche hingegen erklärt, es seien keine nennenswerten Risiken erkennbar gewesen.

„Das ist schlicht und ergreifend nicht wissenschaftlich fundiert“, sagte Steinbrenner am Montag vor Gericht. „Die Rechnung, die Professor Schäfer macht, ist für mich nicht nachzuvollziehen.“ Er warf dem Sachverständigen unter anderem vor, in dabei „Minus und Plus“ sowie zentrale Begriffe der Finanzwelt verwechselt zu haben.

Härter soll milliardenschwere Risiken verheimlicht haben

Im Mittelpunkt von Schäfers Aussage, einem Fachmann für „Derivate Finanzmarktinstrumente“, hatte unter anderem das englische Fachvokabular gestanden, über dessen Übersetzung sich Verteidigung und Anklagebehörde streiten.

Härters Anwältin Anne Wehnert warf dem Experten der Staatsanwaltschaft unterdessen vor, sich selbst heftig verzettelt zu haben. Da in seinem ersten Gutachten „Blödsinn“ herausgekommen sei, habe er es komplett berichtigen müssen. Steinbrenner hatte den Liquiditätsbedarf von Porsche zunächst fälschlicherweise über 17 Milliarden Euro zu hoch angegeben.

Ex-Porsche-Finanzchef Härter ist zusammen mit zwei seiner damaligen Führungskräfte angeklagt. Sie sollen 2009 zur heißen Phase der VW-Übernahmeschlacht bei Kreditverhandlungen angeblich milliardenschwere Risiken verheimlicht haben.

Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe. Mitarbeiter der betroffenen Bank hatten zuletzt ausgesagt, die Informationen von Porsche seien für die Kreditvergabe ausreichend gewesen.