Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - „Über allen Gipfeln Ist Ruh’“, dichtete Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832).

 

G7: Herren-Treffen plus Dame

Was früher Herrschertreffen hieß, wird heute Gipfelkonferenz, kurz Gipfel, genannt. Staatenlenker treffen sich in einem Luxusdomizil, lassen es sich schmecken und palavern bis tief in die Nacht über Weltbewegendes oder was sie dafür halten.

Der jüngste Gipfel der sieben wichtigsten Industrienationen (plus der EU) fand im japanischen Ise-Shimader Gipfel statt. Wäre es ein richtiger Gipfel, würden die sieben Herren samt Dame (Kanzlerin Angela Merkel) sich statt des feinen Zwirns einen Skianzug überstreifen und Japans höchsten Berg, den 3776,24 Meter hohen Vulkan Fuji erklimmen.

„Warte nur! Balde Ruhest du auch!

Mit Gipfel ist ursprünglich ein Berggipfel gemeint, der höchste Punkt eines Berges oder eines Gebirgszuges. Gipfel ist nicht gleich Gipfel,was für die Kartografie genauso gilt wie für die Politik. Je nachdem, was dem Grund- als Bedeutungswort aus einer Lokalität angehängt ist, ergibt sich die Besonderheit eines Gipfels. So gibt es Gipfelmassive, Felsgipfel, Pyramidengipfel, Eisgipfel, Kuppengipfel, Nadelgipfel, Zinnengipfel, runde Gipfel (Kuppe), flache Gipfel (Tafelberg) oder Gipfelübergänge (Sattel, Pass).

Wer sich beim Gipfelaufstieg überschätzt, droht abzustürzen und so zu enden, wie Goethe einst in seinem Gedicht schrieb: „Warte nur! Balde Ruhest du auch.“