Google ist überall. Nun mischt sich das Unternehmen in die Arbeit des schwedischen Sprachrats ein. Darf das Wort „ungooglebar“ existieren?

Stockholm - Das Schwedische ist reich an Ausdrücken, für deren Beschreibung man anderswo halbe Sätze braucht. „Pimpla“ etwa. Das ist, wenn man auf einem gefrorenen See ein Loch ins Eis bohrt, die Angel hineinhängt und versucht, einen Fisch zu fangen. Oder „fika“. Das ist der Genuss einer Tasse Kaffee mit „brød“, wobei Letzteres für ein Stück Sandkuchen, eine Zimtschnecke oder ähnlich Leckeres steht. „Påtår“: das ist die Tasse, die man sich nachschenkt. „Fimpa“: das war erst das Ausdrücken einer Zigarette, gilt jetzt als Synonym für das endgültige Aufgeben des Rauchens.

 

Der Wortschatz ergänzt sich ständig. „Wallraffa“ zum Beispiel kam in den Sprachgebrauch, als Günter Wallraff als Ali nach „ganz unten“ ging, und steht für enthüllenden Undercover-Journalismus. Oder „Zlatanera“: das ist, wenn man mit so viel Selbstbewusstsein und so patzig auftritt wie der Fußballstar Zlatan Ibrahimovic. Schwedens Sprachrat sammelt die neuen Wörter und veröffentlicht jährlich eine Liste über die Bereicherung des Idioms. Die letzte enthält Importiertes (Eurobeben) wie Hausgemachtes: „Tårtgate“ (Tortengate) für eine durch Anschneiden einer „Negerpuppentorte“ ausgelöste Debatte über Kunst und Rassismus. Und dann ist da noch „ogooglebar“ (ungooglebar), vom Sprachrat erklärt mit: etwas, das man im Web mit Suchmaschinen nicht finden kann. Google protestierte: Googeln sei nur auf Google zu beziehen und dürfe nicht für das Surfen auf anderen Plattformen verwendet werden. Ungooglebar sei nur, was man auf Google nicht findet.

Der Sprachrat wollte sich vom Webriesen nicht dreinreden lassen und strich das Wort wieder von der Liste. Jetzt tobt die Debatte, mit Google am Pranger. „Bizarr“ nennt die Zeitung „Aftonbladet“ den Streit. „Kurzsichtig und dumm“, sagt Peter Englund, der Sekretär der Schwedischen Akademie. „Man kann Sprache nicht mit juristischen Hilfsmitteln steuern“, sagt Englund und erwägt, ogooglebar trotzdem ins Wörterbuch der Akademie aufzunehmen: „Das Phänomen bedarf eines Worts, und Google hat es uns gegeben.“ Bei neuen Protesten würden die Schweden der Konzernallüren bald überdrüssig sein, spottet „Aftonbladet“, dann wäre bald „utgooglat“, ausgegoogelt – zu definieren als: Google nicht mehr nutzen zu wollen.