Statistisch gesehen sind die Kraftstoffpreise am Morgen am höchsten, und erreichen gegen 19 Uhr ihren Tagestiefststand. Dennoch lohnt es sich, die Preisentwicklung immer im Auge zu behalten – auch innerhalb einer Stadt. Wir haben die Tankstellen in Stuttgart beobachtet.

Stuttgart - Jeder Autofahrer kennt das Auf und Ab an Deutschlands Tankstellen: Am frühen Morgen befinden sich die Kraftstoffpreise auf ihrem Höhepunkt, im Verlauf des Tages fallen sie deutlich ab, ehe sie gegen 19 Uhr wieder steil ansteigen. Auch in Stuttgart gibt es im Tagesverlauf zum Teil erhebliche Preisunterschiede.

 

So ergab eine Erhebung der Stuttgarter Zeitung am vergangenen Donnerstag, dass Autofahrer um 7 Uhr an der freien Tankstelle des Auto Clubs Europas (ACE) in Bad Cannstatt bis zu elf Cent weniger für den Liter Kraftstoff (Super E 5 – 1,469 Euro, Diesel – 1,319 Euro) bezahlt haben als an anderen Tankstellen in der Stadt. Im Tagesverlauf glichen sich die Preise zwar an, aber dennoch bewegte sich die freie Tankstelle durchgehend am unteren Ende des Preisspektrums, während Markentankstellen wie Aral konstant mindestens ein bis zwei Cent teurer waren. „Wir beobachten den lokalen Markt und versuchen mit den Kraftstoffpreisen spürbar unter denen der Mitbewerber zu bleiben“, sagt Rainer Hillgärtner, Pressesprecher des ACE. „Dafür ist unsere Tankstelle aber auch einfach gehalten und kommt ohne große Verkaufsräume aus. Bei uns steht ganz klar das Tanken im Vordergrund.“

„In Stuttgart funktioniert der Wettbewerb“

Generell tanken Autofahrer in Stuttgart günstiger als in anderen deutschen Großstädten. In einem bundesweiten Vergleich des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC), vom 14. Januar – und damit noch vor Bekanntwerden manipulierter Leserumfragen des Clubs – belegte Stuttgart den dritten Platz der niedrigsten Preise bei Super E 10 (1,467 Euro) und Diesel (1,366 Euro) – lediglich in Berlin und Potsdam bezahlte man noch weniger. Am teuersten tankten dagegen die Hannoveraner mit 1,522 Euro für Super E 10 und 1,412 Euro pro Liter Diesel.

Reimund Elbe vom ADAC Württemberg führt dies auf den gut funktionierenden Markt im Raum Stuttgart zurück: „Hier sind so gut wie alle Marken mit mehreren Niederlassungen vertreten. Das beflügelt den Wettbewerb und drückt die Preise. Aus diesem Grund ist die Landeshauptstadt auch in Zeiten hoher Kraftstoffpreise selten unter den teuersten Städten.“

Autofahrer können inzwischen außerdem auf die Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTS-K) zurückgreifen, die nach einer Probephase am 1. Dezember 2013 in Betrieb gegangen ist. Unternehmen, die öffentliche Tankstellen betreiben oder über die Preishoheit an diesen verfügen, sind verpflichtet, Änderungen bei den gängigen Kraftstoffsorten Super E 5, Super E 10 und Diesel spätestens fünf Minuten nach der Änderung an die MTS-K zu melden. Ausgenommen von dieser Meldepflicht sind lediglich kleinere Tankstellen in begründeten Einzelfällen.

Preisvergleich im Internet oder per Smartphone-App

Die Daten werden an Anbieter von Verbraucher-Informationsdiensten weitergegeben, bei denen Autofahrer die Kraftstoffpreise vergleichen können – im Internet, per Smartphone-App, oder über das Navigationssystem des Fahrzeugs. „Wir begrüßen die Einrichtung der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe sehr“, sagt Niklaas Haskamp von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Veränderungen bei den Spritpreisen lassen sich nun deutlich einfacher nachvollziehen. Außerdem kann der Konsument unterschiedliche Tankstellen miteinander vergleichen und stets die günstigste auswählen.“ Allein in Stuttgart übermitteln 43 Tankstellen ihre aktuellen Kraftstoffpreise an die MTS-K.

Spritpreis-Apps wie die des ADAC, die auf den Daten der MTS-K basieren, wurden inzwischen mehr als eine Million Mal heruntergeladen. Einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach zufolge haben bereits 61 Prozent der deutschen Autofahrer von der MTS-K gehört, weitere 24 Prozent nutzen das Angebot.

Doch nicht jeder ist begeistert. „Ich kann nicht während der Fahrt auf mein Handy schauen, um Benzinpreise zu vergleichen. Wenn ich aber anhalte und nach günstigen Tankstellen in der Umgebung suche, kann es sein, dass sich die Preise schon wieder geändert haben, bis ich dort ankomme“, sagt der 52-jährige Kurt Nitschke aus Kornwestheim. „Ich finde das österreichische Modell viel besser, denn dort dürfen die Preise nur einmal am Tag verändert werden.“ In der Tat sind noch immer Preissprünge von bis zu 19 Cent möglich, wie eine Tankstellenmitarbeiterin verriet. Mehr als ein Drittel aller Autofahrer steuert nach wie vor die Tankstelle an, die besonders günstig liegt – unabhängig von möglichen Preisunterschieden.