Am Freitag, 21. April, verhandelt das Verwaltungsgericht den Streit um denkmalschutzrechtliche Auflagen für die Sanierung der Hajek-Villa. Im Vorfeld plädiert Martin Rupps, der zum Freundeskreis des 2005 verstorbenen Künstlers gehörte, für den Erhalt – und spart nicht mit Kritik an der Stadt.

Stuttgart - Seit Jahren wird über die Zukunft der Hajek-Villa an der Stuttgarter Hasenbergsteige diskutiert. Jetzt meldet sich der Journalist und Zeithistoriker Martin Rupps zu Wort. Der gebürtige Stuttgarter gehörte zum Freundeskreis Hajeks.

 
Herr Rupps, warum sollte die Hajek-Villa in der Hasenbergsteige erhalten werden?
Otto Herbert Hajek ist ein Vertreter der klassischen Moderne. Seine Kunst im öffentlichen Raum und sein Wirken als Person sind nicht voneinander zu trennen. Er öffnete sein Haus für eine einzigartige Begegnungs- und Gesprächskultur. Sie war Teil seines künstlerischen Schaffens. In der Villa haben viele Künstler und Politiker miteinander geredet und nicht übereinander gelästert.
Was ist aus Ihrer Sicht aus diesem Grund besonders erhaltenswert?
Das ist auf jeden Fall der Wohn- und Essbereich, weil dort die Begegnungen stattgefunden haben. Die Räume waren von Hajek individuell gestaltet, bis hin zu dem berühmten Teppichboden, den er eigentlich für die Stadthalle in Lahnstein entworfen hatte, und von dem es noch einige Rollen im Atelier gibt. Im Wohn- und Essbereich kann auch Hajeks letzter Maltisch mit allen Farben und Pinseln Platz finden. Das sind einzigartige Räume und Objekte, die für die Kunst von Hajek und Hajeks gesellschaftliches Engagement in seiner Zeit stehen. Als Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes von 1972 bis 1979 hat er zum Beispiel die so wichtige Künstlersozialversicherung durchgesetzt.
Die jetzige verfahrene Situation hat eine lange Vorgeschichte. Nach dem Tod Hajeks gab es ein Angebot an die Stadt Stuttgart, die Villa zu nutzen. Später scheiterte immer wieder der Verkauf, auch wegen der strengen Denkmalschutzauflagen, die jetzt zum Rechtsstreit der Stadt mit den neuen Besitzer geführt haben. Wie sehen Sie die Lage?
An diesem Konflikt haben alle Beteiligten ihren Anteil. Am meisten bedauere ich, dass die Stadt Stuttgart von Anfang an keine engagiertere Rolle gespielt hat. Es war damals schon mühsam genug, dass die Stadt wenigstens den Skulpturengarten übernommen hat, dessen Zustand heute nicht besonders gut ist. Und das bei einem Künstler, der weltweit geehrt wurde! Da bewahrheitet sich der Satz, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt.