Das St.-Agnes-Gymnasium ist die erste Fairtrade-Schule in Stuttgart. Im Schülerladen werden ausschließlich fair gehandelte Produkte angeboten. Er versorgt auch die Lehrer des Mädchen-Gymnasiums.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Das Banner mit dem Titel Fairtrade-School prangt im Schulhaus des St.-Agnes-Gymnasiums. Ende April ist die Auszeichnung als erste derartige Schule in Stuttgart bei einer Feier mit Vertretern der Stadtverwaltung und des Kultusministeriums sowie im Beisein der beteiligten Fairtrade-Organisationen in der Aula gewürdigt worden. Seit einem Jahr verkaufen die 20 Gymnasiastinnen, die den „Social“-Laden in der Schule betreiben, biologisch produzierte und fair gehandelte Produkte: von den veganen „Exotic Maniok-Chips“ bis zur Schokolade, vom Mate-Tee bis zum Kaffee von Plantagen, deren Arbeiter angemessen entlohnt werden. In den Regalen wartet ein reichhaltiges Süßigkeitenangebot.

 

Aufklärung über ausgebeutete Arbeiterinnen in Südamerika

„Die Renner sind Kaffee, die Minischokoladentafeln und die Cookies“, berichtet Nadine Pernkopf vom Social-Team. Auch das Lehrerkollegium wird von den Schülerinnen versorgt. Bei Elternabendterminen bauen sie einen Stand im Foyer auf, um so nicht nur Schokoriegel an Mütter und Väter zu bringen, sondern auch, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Zu besonderen Anlässen wie am Nikolaustag, an Ostern oder am Internationalen Frauentag ist der Social-Laden zusätzlich mit besonderen Aktionen präsent. So machten die Gymnasiastinnen am Internationalen Frauentag mit dem Verkauf von Rosen auf die katastrophalen Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen auf den Blumenplantagen Südamerikas aufmerksam.

Die fair gehandelten Leckereien werden zum Selbstkostenpreis verkauft. Sollte einmal ein Gewinn abfallen, wird er für ein Projekt in Sri Lanka gespendet, in dem ehemalige Kindersoldaten ihre traumatischen Erlebnisse verarbeiten lernen.

Aufruf zu bewusstem Einkauf

„Es ist nicht nur selbstlos, wenn wir überlegen, wie die Welt etwas gerechter werden könnte“, ermahnte Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle in seiner Rede zum bewussten Einkauf und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. „Man hat den Eindruck, dass die Erde aus den Fugen gerät, wenn man sich die Nachrichten anschaut“, so Wölfle. Doch der Grund für die vielen Krisen und Kriege sei unter anderem in der ungerechten Verteilung des Reichtums zu suchen.

Die Lehrerin Susi Hartmann, die vor einem Jahr auf der Messe „Fair handeln“ die Anregung für das Projekt am St. Agnes erhielt, lobte die Kreativität des Laden-Teams. Auch eine „Upcycling“-Idee haben die Schülerinnen im Shop in die Tat umgesetzt und aus gebrauchten Paletten eine Sitzecke gebaut. Für die Polster nähten sie Bezüge aus ihren ausgedienten Jeans. „Der Schutz und die Erhaltung der Schöpfung waren die Anliegen des heiligen Franziskus“, sagte Hartmann. „Wir sind eine franziskanische Schule. Daher passt das Fairtrade-Projekt besonders gut zu uns.“