Vor exakt 50 Jahren hat Charles de Gaulle in Ludwigsburg seine berühmte Rede an die deutsche Jugend gehalten. Jetzt gehen die Vorbereitungen für den Jubiläums-Staatsakt in die Endphase. Angela Merkel und François Hollande haben fest zugesagt.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Charles de Gaulle wird auch dabei sein, virtuell, denn immerhin ruht der legendäre französische Präsident seit 42 Jahren in seinem Grab. Aber wenn am 22. September vor dem Ludwigsburger Schloss mit reichlich Prominenz und Pomp die deutsch-französische Freundschaft gefeiert wird, ist de Gaulle allgegenwärtig. Sobald Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der aktuelle französische Präsident François Hollande zu den Gästen gesprochen haben, soll ein Film über de Gaulles berühmten Auftritt vor 50 Jahren folgen.

 

Es ist seine versöhnliche Rede an die deutsche Jugend, die Ludwigsburg für immer mit de Gaulle verbinden wird und der Stadt in eineinhalb Wochen ein Großereignis beschert – zum Jubiläum und am Originalschauplatz. Der Staatsakt werde die Region für einen Tag in „den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit rücken“, prognostiziert Kretschmann, dessen Staatsministerium für die Vorbereitungen zuständig ist. Seit Dienstag sind die Eckpunkte bekannt.

Angela Merkel und François Hollande haben bereits zugesagt

Die Feierlichkeiten sollen um 12.30 Uhr beginnen. Merkel und Hollande werden, sobald sie im Schloss eingetroffen sind, vermutlich durch den Marmorsaal in den vorderen Teil des Innenhofs laufen. Auf militärische Ehren wird verzichtet, nicht aber auf den obligatorischen roten Teppich. 550 VIPs und 100 Bürger dürfen in den abgesperrten Sicherheitsbereich. Für alle anderen wird im hinteren Teil des Schlosshofes ein deutsch-französisches Freundschaftsfest geboten. Kretschmann spricht von einer Veranstaltung für „alle Bürgerinnen und Bürger beider Länder“.

Standen vor 50 Jahren knapp 500 000 Menschen an den Straßen, deren Enthusiasmus in Bezug auf den hohen Besuch aus Frankreich keine Grenzen kannte, rechnet das Land diesmal mit rund 3000 Besuchern. Die allerdings werden eine bessere Sicht auf die Ereignisse haben: Die exklusive Veranstaltung im vorderen Schlosshof wird über Großbildleinwände nach hinten und in den Südgarten des Blühenden Barocks übertragen. Für die Musik beim Festakt sorgen das Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele und das Ensemble L’Arpeggiata, zum Programm des Bürgerfests gehören zudem Theater- und Tanzdarbietungen. Außerdem werden mehrere europäische Institutionen, Schulen und Hochschulen ihre Arbeit präsentieren. Bei einem Podiumsgespräch will der Europaminister Peter Friedrich mit Zeitzeugen von damals sprechen.

Die Polizei bereitet sich auf einen Großeinsatz vor

In wenigen Tagen reist eine Delegation des Auswärtigen Amts aus Berlin nach Ludwigsburg, um den Schauplatz und die Planungen in Augenschein zu nehmen. Erst danach werden alle Details und auch der exakte zeitliche Ablauf festgezurrt.

Während Merkel und Hollande bereits zugesagt haben, wurden die Einladungen an andere Prominente erst vor wenigen Tagen verschickt. Dementsprechend bedeckt hält sich das Staatsministerium mit Namen. „Wir warten noch auf die Rückmeldungen“, heißt es aus Stuttgart. Ursprünglich war vorgesehen, 250 Normalbürgern Zutritt in den abgesperrten Teil des Schlosses zu gewähren. Aus Sicherheitsgründen wurde dieser Kreis auf 100 Personen reduziert. Die Karten werden verlost.

Auch die Polizeidirektion Ludwigsburg bereitet sich „intensiv auf einen sehr großen Einsatz vor“, wie es der Pressesprecher Peter Widenhorn ausdrückt. Demnächst erfolge die Feinabstimmung mit dem Landes- und dem Bundeskriminalamt. Wie viele Polizisten am 22. September vor Ort sind, um die Sicherheit beim Staatsakt zu gewährleisten, bleibt geheim. „Aber natürlich werden die Menschen an diesem Tag sehr viele Kollegen von uns in der Stadt sehen“, kündigt Widenhorn an. Mit massiven Einschränkungen im Straßenverkehr sei jedoch nicht zu rechnen. Nur „entlang der Fahrstrecken zum Schloss wird es kurzfristige Behinderungen geben.“ Aber langfristige Sperrungen seien voraussichtlich nicht notwendig.