Zwei Wochen nach den Terroranschlägen von Paris ermitteln deutsche Behörden wegen einer möglichen Waffenlieferung in die französische Hauptstadt. Ein 24 Jahre alter Mann aus Magstadt wurde inhaftiert.

Stuttgart/Magstadt - Waffen, mit denen das Attentat von Paris verübt wurde, könnten von einem Internethändler aus Magstadt (Kreis Böblingen) verkauft worden sein. Diesem Verdacht geht die Staatsanwaltschaft Stuttgart nach. Die Behörde bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht der Bild-Zeitung. Ein 24 Jahre alter Verdächtiger mit deutschem Pass sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft.

 

Die Hinweise auf eine mögliche Verbindung der Pariser Attentäter nach Baden-Württemberg sind allerdings sehr vage. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart geht laut einem Sprecher dem „Anfangsverdacht“ nach, dass der 24-Jährige in der Woche vor dem Attentat vier Kalaschnikow-Sturmgewehre an einen als „Araber“ bezeichneten Abnehmer in Paris verkauft haben könnte. Auf den möglichen Handel ist die Polizei nach einer Hausdurchsuchung durch E-Mails aufmerksam geworden, die der Verdächtige auf seinem Handy gespeichert haben soll. Es sei jedoch möglich, heißt es aus Ermittlerkreisen, dass die Käuferbezeichnung „Araber“ nur eine Chiffre sei. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte außerdem im Hinblick auf den allgemeinen florierenden illegalen Waffenhandel: „Das sind sicher nicht die einzigen Waffen, die im fraglichen Zeitraum nach Paris verkauft worden sind.“ Laut einer EU-Studie von diesem Jahr sind in Europa 67 Millionen illegaler Schusswaffen im Umlauf.

Dünne Faktenlage

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ist zwischenzeitlich von der Stuttgarter Justizbehörde informiert worden, verzichtete aber darauf, das Verfahren an sich zu ziehen. Dem Generalbundesanwalt sei die Faktenlage noch zu dünn, heißt es. Weitere Erkenntnisse erhoffen sich die Stuttgarter durch die Zusammenarbeit mit französischen Terrorermittlern. Für deutsche Polizeiinsider ist es derzeit unwahrscheinlich, dass die Paris-Attentäter sich erst eine Woche vor der Tat um den Waffenkauf im Internet gekümmert haben sollten.

Der 24-Jährige steht schon länger im Fokus der Sicherheitsbehörden. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat das Verfahren gegen den Mann bereits Anfang des Jahres von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt übernommen. Auf den Verdächtigen aus Magstadt war ursprünglich das Zollkriminalamt Frankfurt nach Recherchen im so genannten Darknet, einem Netzwerk, das von Internet-Suchmaschinen nicht aufgespürt werden kann, aufmerksam geworden. Dort soll der 24-Jährige als Produzent und Verkäufer mehrerer selbst umgebauter, schussbereit gemachter Schreckschusswaffen aufgefallen sein. Das Ermittlungsverfahren lautet auf den Verdacht des illegalen Waffenhandels und des Verstoßes gegen das Waffengesetz.

Helle Aufregung in Magstadt

In der 9300-Einwohner zählenden Gemeinde Magstadt herrsche helle Aufregung, sagt eine Anwohnerin nahe der Aral-Tankstelle an der Hohbergerstraße, wo der 24-Jährige gewohnt haben soll. Bürgermeister Hans-Ulrich Merz gab am Freitag vor laufenden Fernsehkameras Interviews. Wer ist der 24-Jährige, der in seinem Flecken verhaftet wurde?, wollten die Reporter wissen. Merz konnte darüber keine Auskunft geben, ein gewerbsmäßiger Waffenhändler sei in der Gemeinde jedenfalls nicht gemeldet. Als er von der Verhaftung erfahren habe, sei er schockiert gewesen.

Freiwillige Helfer bauten am Freitagmittag in Magstadt die Buden für den Weihnachtsmarkt auf. Dieser werde an diesem Samstag wie geplant stattfinden, erklärte Merz, „ich kann nur zur Gelassenheit raten.“ Jetzt dürfe nur nicht der Fehler gemacht werden, den Vorfall in Zusammenhang mit den im Ort lebenden Migranten zu bringen, betonte der Bürgermeister. Menschen aus 45 bis 50 Nationen lebten friedlich in der Kommune zusammen.