Chinas Präsident Xi Jinping besucht auf seiner ersten Korea-Reise ausgerechnet den kapitalistischen Süden. Damit schickt er ein klares Zeichen an den eigentlichen Verbündeten Nordkorea.

Korrespondenten: Inna Hartwich

Peking - Es ist ein Bruch mit der Tradition. Während seine Vorgänger stets nach Pjöngjang aufgebrochen sind, zum ideologischen Partner Nordkorea, macht Chinas Präsident Xi Jinping bei seiner ersten Reise auf die Koreanische Halbinsel in Seoul Station, beim US-Verbündeten Südkorea. Zwei Tage will er sich, begleitet von einer 100-köpfigen Wirtschaftsdelegation, beim einstigen Feind aufhalten. Es geht um bessere Handelsbeziehungen und Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm. Und das kam bereits am ersten Tag zur Sprache: Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye will sich „mit allen Mitteln“ für ein Ende des Programmes einsetzen. Xi rief zu „Dialog und Verhandlungen“ mit Pjöngjang auf. Das Xi zuerst nach Seoul gereist ist, hat mehrere Gründe. Südkorea erscheint der Kommunistischen Partei umgänglicher als Japan, obwohl beide Länder starke Bande zu Washington pflegen. Seoul, so äußern sich chinesische Beobachter, versuche nicht wie Tokio einen Keil zwischen China und die USA zu treiben. „Die Freundschaft zwischen unseren Ländern war noch nie so gut wie heute“, jubelt Chinas Staatspresse.

 

Südkorea ist mit solchen Kommentierungen vorsichtiger. Es ist kein politischer Wandel und doch ein deutliches Zeichen, das Peking nach Pjöngjang sendet. Die Chinesen sind durch das Kim-Regime in Pjöngjang verärgert, das auch am Vortag von Xis Reise auf die Halbinsel zwei Kurzstreckenraketen abgefeuert hatte. Dabei sind es die Chinesen, die die Diktatur in ihrer Nachbarschaft päppeln. Sie gilt als ein Puffer zu den USA. Bereits 1961 hatte Peking einen Freundschaftsvertrag mit Pjöngjang unterschrieben. China liegt wenig daran, zu viel Druck auf Nordkorea auszuüben. Zu groß ist die Angst vor einem Kollaps des geschundenen Landes.

Seifenoper aus Südkorea sind beliebt in China

Die diplomatischen Beziehungen mit Südkorea begannen dagegen erst in den 1990er Jahren. Die chinesische Botschaft ist mittlerweile die größte in Seoul. Südkorea ist auch der größte Handelspartner Chinas. Das Handelsvolumen lag im vergangenen Jahr bei 270 Milliarden US-Dollar, das sind sieben Prozent mehr als noch im Vorjahr. Bis 2015 soll es auf 300 Milliarden Dollar ausgeweitet werden.

Vor allem hofft China auf eine engere Zusammenarbeit seiner aufstrebenden Internetindustrie mit der ausgefeilten südkoreanischen Elektronikbranche. Zudem wollen die Nachbarn ein Freihandelsabkommen abschließen, um das sich Peking und Seoul bereits 2013 bemüht haben, als Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye zum Staatsbesuch in Peking war. Chinas Presse hatte sie damals geradezu als China-Fan besungen. Park spricht fließend Mandarin und kennt sich exzellent in der Philosophie des Landes aus. Die Chinesen, vor allem die jungen, schätzen die südkoreanische Unterhaltungsindustrie. Das Leben ohne südkoreanische Seifenopern halten manche für unvorstellbar. Doch Peking geht es nicht allein um den Ausbau wirtschaftlicher Beziehungen. Durch den eigenen Aufschwung selbstbewusst geworden, bemüht es sich darum, die Führungsrolle in der Region zu übernehmen.