Die rechte Hand von Winfried Kretschmann räumt ihren Stuhl im Staatsministerium. Silke Krebs sagte der Stuttgarter Zeitung, sie werde selbstständige Beraterin werden. Mit dem Ausgang der Landtagswahl habe ihre Entscheidung nichts zu tun.

Stuttgart - Silke Krebs kehrt der Politik den Rücken. Die Staatsministerin von Ministerpräsident Winfried Kretschmann macht sich als Beraterin selbstständig. Das sagte Krebs der Stuttgarter Zeitung. „Mit dem Wahlausgang hat die Entscheidung nichts zu tun“, versicherte die Ministerin. Sie habe sich schon vor fast einem Jahr zu dem Schritt entschlossen. An diesem Montagmorgen will die einstige Landesvorsitzende der Grünen den Landesvorstand ihrer Partei informieren. Bereits am Freitag wird die 49-Jährige ihr Amt niederlegen und ihr Büro in der Villa Reitzenstein räumen. „Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“, erklärte Krebs gegenüber der StZ. An möglichen Koalitionsgesprächen will die Politikerin nicht mehr teilnehmen. „Das macht keinen Sinn, wenn man hinterher nicht mehr dabei ist“.

 

Krebs hat 2011 die politische Koordinierung in der Schaltzentrale der Regierung übernommen. Das lief nicht immer spannungsfrei. Ein Konflikt war bereits in der Struktur angelegt. Neben Krebs fungiert der Sozialdemokrat Peter Friedrich als Minister im grünen Staatsministerium. Das hat sich für Krebs aber nicht als Problem herausgestellt, im Gegenteil. Sie sagt, „die Kooperation mit Peter Friedrich war ein Erfolgsmodell. Wir haben es immer geschafft, gemeinsame Lösungen zu finden“.

Schlichter zwischen den Koalitionären

Geknirscht hat es zwischen grünen und roten Koalitionären in den vergangenen fünf Jahren immer wieder. Doch Krebs zieht eine positive Bilanz: „wir haben es mehr als einmal hinbekommen, den Leuten die Rauflaune auszureden“.

Zu schlichten gab es gelegentlich auch in den eigenen Reihen. Mit Windkraft beschäftigten sich allein drei grün geführte Ministerien. „Da hat es manchmal schon gehakt“, schmunzelt die Ministerin. Doch am Ende seien meist beide Seiten mit der gefundenen Lösung zufrieden gewesen.

Nie hätte die frühere Mitarbeiterin der Freiburger Stadtwerke und Referentin des Fraktionsvorstands der Landtagsgrünen gedacht, mal Ministerin zu werden, wie sie selbst sagt. Seit 2009 ist Silke Krebs Berufspolitikerin. Damals wurde sie zusammen mit dem jetzigen Bundestagsabgeordneten Chris Kühn Landesvorsitzende der baden-württembergischen Grünen. Zwei Jahre später war sie Staatsministerin.

Krasser hätte die Umstellung kaum sein können. Hier die hierarchisch strukturierte Ministerialbürokratie, dort als Landesvorsitzende „die ganz kurzen Wege und die hohe Dynamik in der gemeinsamen Arbeit“. Der Kontakt zur Partei ging nie verloren. Krebs ist seit dem Jahr 2005 Mitglied im Landesvorstand. Zusammen mit Agrarminister Alexander Bonde vertritt sie seit 2011 die Regierung im Parteivorstand.

Kontrollfreak mit neuer Contenance

Man sagt, Krebs sei ein Kontrollfreak. Sie sagt, „ich bin nicht zurückhaltend, wenn jemand etwas anders macht, als ich es für richtig finde“. Im Ministerium jedoch habe sie „eine gewisse Contenance“ entwickelt und gelernt, mit den unterschiedlichsten Menschen umzugehen. „Man muss die Menschen vor Entscheidungen mit ins Boot holen, in einem ganz anderen Maße, als wenn es darum geht, Parteiprogramme zu schreiben.“ Zum Abschied sagt sie nun, „ich habe das Gefühl, ich habe meine Aufgabe gut gemacht“.

Jetzt suche sie eine neue Aufgabe, ein zweites Standbein neben der Politik, um nicht vom Politikmachen abhängig zu werden. „Ich will mir ein ganz neues Aufgabenfeld erobern.“ Als erstes steht die Beratung einer gemeinnützigen Organisation an. Krebs zählt zu ihren Stärken die Fähigkeit, Entwicklungen zu steuern, Prozesse zu strukturieren und Konzepte zu erstellen. „Es muss nicht politische Beratung sein“.

Ob der Abschied von der Politik ein endgültiger ist, lässt die Mutter einer erwachsenen Tochter offen. Berufliche Unabhängigkeit jedenfalls ist in ihren Augen nicht nachteilig. Lachend hält sie fest: „Ich werde natürlich Mitglied der Grünen bleiben und ich fürchte fast, ich werde das ein oder andere mal Ratschläge geben, ob gefragt oder ungefragt“. Und es könne gut sein, dass sie auch in Zukunft Parteitage der Grünen besuchen werde – vollkommen freiwillig.