Bekannt war sie als Petra von Olschowski. Als neue Staatssekretärin verzichtete sie auf das Adelsprädikat. Nun hat die Landtags-FDP bei der Regierung nachgehakt – und eine aparte Auskunft bekommen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Winfried Kretschmann antwortete nur knurrend. Nein, er habe nicht gewusst, dass seine neue Kunst-Staatssekretärin Petra von Olschowski den Adelstitel gar nicht führen dürfe. Aber er sehe auch „nicht so richtig, wo da das Problem liegt“. Nachlesen kann der Ministerpräsident das nun in einer Antwort seiner Regierung auf eine Anfrage der Landtags-FDP. Da erklärt das Innenministerium, dass das Namensrecht strenger ist, als es sich Olschowski vorstellt. Sie sei aufgrund ihrer Familiengeschichte zwar berechtigt, sich „von“ zu nennen, verzichte aber in der neuen Funktion darauf, hatte die Ex-Rektorin der Kunstakademie gesagt. Nun, da sie den Staat repräsentiere, müsse alles ganz korrekt sein.

 

Mal mit, mal ohne „von“, ganz nach Belieben? So einfach ist das nicht. Der Familienname sei „nicht frei bestimmbar“, sondern gesetzlich geregelt, stellt das Innenressort klar. Das Adelsprädikat sei nur dann zulässig, wenn es zum Namensbestandteil geworden ist. Bei den Olschowkis ging es aber mit einem Gesetz von 1919 in Österreich verloren. Die Tochter führte das „von“ also unberechtigt, folgerte die FDP – und das sogar wissentlich, denn amtliche Dokumente unterzeichne sie nach eigenem Bekunden schon länger ohne Zusatz. Ob so jemand geeignet für einen Regierungsposten sei, zumal in einem Haus, das wissenschaftliche Titel überwache?

„Keine zweifel an persönlicher Integrität“

Die Ministerialen wiesen indes einen Ausweg aus der Klemme: Deutlich mehr Freiheiten als im Namensrecht gebe es bei Spitznamen, Pseudonymen oder Künstlernamen. Bürgerlicher Name der Staatssekretärin sei eindeutig „Petra Olschowski“, wie es auch in ihrem deutschen Pass stehe; diesen verwende sie korrekt im „Behördenverkehr“. Bei der Adelsvariante handele es sich um ein Pseudonym, etwa für ihre publizistische Tätigkeit. Zwischen beiden Formen wisse die Staatssekretärin wohl zu unterscheiden. An ihrer persönlichen Integrität, folgert die Regierung, gebe es mithin keinen Zweifel.

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke findet es hingegen „eine absurde Idee, aus der rechtswidrigen Namensbildung die bewusste Nutzung eines Pseudonyms zu machen“. Wenn diese „Kreativität“ bei den Einbürgerungsbehörden Schule mache, treibe das Namenswesen künftig bunte Blüten. Hätte die Regierung Kretschmann / Strobl früher davon gewusst, spottet der Oberliberale, läse sich die Kabinettsliste womöglich „wie die Besetzung einer Operette von Franz Lehar“.