Die Landeshauptstadt beginnt in den nächsten Tagen mit einer Impfaktion in den Flüchtlingsheimen. Priorität habe der Schutz vor Masern und Windpocken. Die Aktion soll insgesamt etwa 9200 Personen erfassen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart – Die Stadt Stuttgart beginnt in Kürze mit einer umfangreichen Impfaktion in Flüchtlingsheimen. Bis zu 9200 Personen sollen einen Impfschutz erhalten. Die Stadt hat dafür 1,2 Millionen Euro veranschlagt. Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) begründete die Vorsorgemaßnahme damit, dass viele der Ankommenden durch ihre Flucht geschwächt seien. „Sie suchen bei uns Schutz, und das meint auch Schutz vor Krankheiten“, so Fezer. Die Aktion soll beginnen, wenn der Gemeinderat zustimmt. Der Verwaltungsausschuss befasst sich am 2. Dezember damit.

 

9200 Flüchtlinge sollen erfasst werden

Der Schutz vor Masern und Windpocken wird bei der Impfaktion Priorität haben. Beide Infektionskrankheiten seien in Unterkünften „hie und da aufgetreten“, sagt Hans-Otto Tropp, der Leiter des städtischen Gesundheitsamtes. Deshalb seien in diesem Jahr in zwei Wohnheimen auch „Riegelimpfungen“ vorgenommen worden, welche die weitere Verbreitung der Erreger unterbinden sollten. Es handle sich dabei aber „nicht um ein gehäuftes Auftreten“, so Tropp.

Der eigentliche Anlass für die Aktion sei, dass man sich für Grippeschutzimpfungen insbesondere in großen Sammelunterkünften entschieden habe. Im Zuge dessen wäre es „eine vertane Chance“, die Flüchtlinge nicht gleich gegen andere ansteckende Krankheiten zu impfen, sagt der Leiter des Gesundheitsamts. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt dies seit längerem. So werden die Flüchtlinge, sofern sie dazu bereit sind, bei einem Termin drei Nadelstiche bekommen: einen gegen Grippe sowie zwei weitere mit Impfpaketen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken beziehungsweise gegen Diphtherie, Tetanus, Polio und Keuchhusten. Nach den bisherigen Erfahrungen geht Tropp davon aus, „dass sich deutlich über die Hälfte impfen lassen“. Zumal etwa ein Drittel der Heimbewohner Minderjährige seien.

Auch ehrenamtliche Kräfte werden im Einsatz sein

Das Gesundheitsamt wird den Impfstoff einkaufen und einen Pool von Ärzten koordinieren. Man brauche „15 bis 20 Impfärzte“, so Tropp. Man setzt auf niedergelassene, auf ehrenamtliche und auf pensionierte Mediziner. In großen Einrichtungen mit 100 Personen und mehr organisiert das Gesundheitsamt die Impfungen. Die Bewohner kleinerer Unterkünfte erhalten den Impfschutz in Praxen niedergelassener Ärzte. Die Impfungen in den großen Einrichtungen sollen durch die niedergelassene Ärzteschaft in der Stadt sowie durch ehrenamtliche oder im Ruhestand befindliche Ärzte erfolgen. Die Stadt wird diesen Arzthelferinnen oder Krankenschwestern an die Seite stellen.

Da einige Impfungen wiederholt werden müssen, hängt viel davon ab, ob das Land in seinen Erstaufnahmestellen bald mit der geplanten „Grundimmunisierung“ der Flüchtlinge beginnt. Welchen Infektionsschutz diese mitbringen, muss geklärt werden. Erwachsene syrische Flüchtlinge etwa seien oft „sehr gut geimpft“, so Tropp. Durch den Krieg sei die Impfvorsorge aber zum Erliegen gekommen. Da solche Impfungen im Asylbewerberleistungsgesetzes verankert sind, geht Tropp davon aus, dass der Stadt die Kosten erstattet werden.