Kreis Ludwigsburg
Der Landrat drückt aufs Tempo: noch in diesem Jahr müsse Ludwigsburg entscheiden, ob man eine Bahntrasse quer durch Stadt und Kreis befürwortet. Beim dortigen Baubürgermeister rennt er damit offene Türen ein.

Kreis Ludwigsburg - Worte können mächtige Verbündete sein. Und deshalb achtet der Ludwigsburger Landrat Rainer Haas auch genau darauf, was er sagt, wenn er über eine Stadtbahn zwischen Remseck, Ludwigsburg und Markgröningen spricht. Just das Wörtchen „Stadtbahn“ kommt ihm neuerdings seltener über die Lippen. Er spricht lieber von einer „Verlängerung der SSB über Pattonville bis Ludwigsburg mit Anbindungsoption bis Markgröningen“. Warum er das tut? Er hofft darauf, dass der Ludwigsburger Gemeinderat sich einen Ruck gibt und noch in diesem Jahr einer Verlängerung der Stuttgarter Straßenbahnen bis in die Barockstadt zustimmt.

 

Noch immer nämlich sind in der Ludwigsburger Kommunalpolitik viele Alternativmodelle im Gespräch: Können komfortable Elektrobusse nach dem Straßburger Vorbild eine Stadtbahn ersetzen? Wäre eine Niederflurstadtbahn, wie es sie ebenfalls in Straßburg gibt, nicht viel verträglicher für das Stadtbild als eine SSB-Hochflurbahn mit ihrem enorm großen Wenderadius? Wie könnte eine Seilbahn als Ergänzung des Nahverkehrs in der Stadt Entlastung für die Straßen bringen?

„Wir gehen in die entscheidende Phase“

So wichtig solche Fragen auch seien – der Landrat macht keinen Hehl daraus, dass in Sachen Stadtbahn baldmöglichst eine Entscheidung her muss. „Wir gehen da jetzt in die entscheidende Phase“, sagt Haas. Noch in diesem Jahr müsse beim Land der Antrag auf Förderung des mit 200 Millionen Euro veranschlagten Projektes gestellt werden, „sonst wird das Förderprogramm schnell überbucht sein“.

Zwar sei noch nicht ausgemacht, dass der Bund erneut Fördermittel für solche Projekte freigibt, die Chancen stünden jedoch gut, meint der Landrat. Wenn der Landkreis und die Kommunen Ludwigsburg, Markgröningen, Möglingen und Remseck rechtzeitig einen Antrag – und zwar einen mit einer möglichst präzise beschriebenen Trasse – stellten, dann könne man auf eine bis zu 80-prozentige Förderquote hoffen. „Damit läge unser Eigenanteil bei 50 Millionen Euro“, sagt Haas – eigentlich viel Geld, aber für ein solches Mammutprojekt sei das sehr preiswert.

„Bahnhof und Schillerdurchlass bleiben Knackpunkte“

Nun fürchtet Haas allerdings, dass die Diskussion im Ludwigsburger Gemeinderat „zerfasern könnte“. Wenn die Stadt erst alle Alternativen und Ergänzungen im örtlichen Verkehrsnetz gutachterlich prüfen lasse, laufe die Zeit für einen konkreten Förderantrag womöglich ab. Er habe „das Bauchgefühl, dass es kommunalpolitische Kräfte in Ludwigsburg gibt, die genau darauf hinwirken“.

Der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk sieht diese Gefahr nicht. Er gibt allerdings zu, dass in der Stadtpolitik durchaus kontrovers diskutiert werde – vor allem, weil manche Ideen, die der Landkreis vorschlage, um die Stadtbahn voranzubringen, nicht ganz so leicht umsetzbar seien. „Der Bahnhof und der Schillerdurchlass bleiben die Knackpunkte“, sagt Ilk. Die Idee des Landrats, die Stadtbahn einfach im Tunnel unter dem Bahnhof fahren zu lassen, habe zwar zweifellos Charme. Doch dort führen täglich immerhin 6000 bis 8000 Fahrzeuge, „die müssen wir dann woanders unterbringen“. Er halte es zudem für sinnvoller, den Schillerdurchlass für die SSB zu verbreitern als, wie vom Landrat angedacht, einen Tunnel daneben zu bauen.

„Wollen der Stadtbahn zum Durchbruch verhelfen“

Ihm sei aber klar, dass die Zeit drängt. „Wir sind trotz allem gewillt, der Stadtbahn zum Durchbruch zu verhelfen“, sagt der Baubürgermeister. Er sieht in der SSB-Variante die beste Lösung. Die Betriebskosten seien deutlich geringer als bei einer Niederflurvariante, für die ein Betriebshof, Reservezüge und ein Betreiber nötig wären. Zudem hoffe er darauf, mit der SSB Kunden aus dem Stuttgarter Norden zum Shopping nach Ludwigsburg locken zu können. Ein Elektrobus sei als Ergänzung gut, habe jedoch Defizite beim Fahrkomfort.

Bis zum Herbst sollten dennoch Niederflurbahn und Elektrobusse vertieft geprüft werden, „weil wir die Varianten auf Augenhöhe diskutieren wollen“. Dann stehe die Entscheidung an – allerdings nicht ohne zuvor die Öffentlichkeit zu beteiligen. Am 12. Oktober sei ein Informationsabend zum Thema Stadtbahn geplant, sagt Ilk.